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Pressemitteilung | Freitag, 9. März 2001

Presseinformation 3/2001

Öffentliche naturwissenschaftliche Vorträge: "Blindheit – zunehmend auch in Industrienationen ein Problem", "Zahlentheorie – eine faszinierende, dem Laien wenig bekannte Welt"

  • Termin: Dienstag, 27. März 2001, 16.30 Uhr
  • Ort: Vortragsgebäude der Akademie Leopoldina
    Emil-Abderhalden-Straße 36, 06108 Halle (Saale)

Zu den Beiträgen:

Prof. Dr. Dr. h.c. Gottfried O.H. Naumann, Erlangen: "Blindheit heute"

"Das Sehen ist der wichtigste Sinn des Menschen. Etwa die Hälfte unseres Gehirns dient der Bildverarbeitung", so die Aussage von Dr. Gottfried Naumann. Der Ausfall des Sehvermögens hat dramatische Konsequenzen für die Lebensqualität betroffener Menschen (verminderte berufliche Einsatzfähigkeit, familiäre Abhängigkeit usw.). Naumann, seit 1998 Weltpräsident der Augenärzte, wird in seinem Vortrag auf die Situation in den Entwicklungsländern eingehen, in denen über 90 % der Blinden leben. Tragisch ist, dass die meisten Erblindungen durch Vorbeugung oder Behandlung vermieden werden könnten, wenn genügend Geld dafür da wäre. In den Industrienationen ist Blindheit seltener, tritt aber zum Beispiel als Folge von "Grünem Star" (Glaukom) und der Zuckererkrankung (Diabetes) auf. Naumann wird aufzeigen, wie tückisch der Erblindungsvorgang sein kann. Betroffene bemerken kaum etwas, bevor die vollständige Erblindung relativ rasch erfolgt. Naumann rät daher, bei Diabetes den Augenstatus ständig kontrollieren zu lassen, da die Erblindung nur verhindert werden kann, wenn Diagnose und Behandlung rechtzeitig erfolgen. Er empfiehlt darüber hinaus allen über 45 Jahre alten Menschen regelmäßige Kontrollen der Augen.

Prof. Dr. Don Zagier, Bonn: "Summen von Quadratzahlen, Summen von Kubikzahlen"

Zahlentheorie ist (gemeinsam mit Geometrie) die älteste mathematische Disziplin, mit der sich bereits in der Antike Gelehrte wie Euklid (um 300 v.Chr.), später der griechische Mathematiker Diophantos (um 250 n.Chr.) beschäftigten. Probleme der Zahlentheorie und ihre Lösungen gehören häufig zu den schönsten Aussagen der Mathematik. So hat bereits Fermat (1601 – 1665) eine faszinierende Antwort auf die Frage gegeben, wie man erkennt, welche Primzahlen (wie 13=9+4, 17=16+1, 29=25+4 ...) sich als Summe von zwei Quadratzahlen zerlegen lassen und welche (wie 7, 11, 19 ....) dies nicht tun; die von ihm gefundene Antwort hat inzwischen viele verschiedene Beweise, wovon der kürzeste von Zagier stammt. Andere ähnlich einfach klingende Aufgaben haben zum Teil verblüffende Lösungen, deren Beweise aber in einigen Fällen noch offen sind und schwierigste Hilfsmittel aus allen Zweigen der Mathematik erfordern. In seinem Beitrag wird Dr. Don Zagier versuchen, einen Einblick in diese faszinierende und dem Laien wenig bekannte Welt zu geben.

Zu den Referenten:

Dr. Gottfried O. H. Naumann ist Augenarzt, seit 1975 Ordinarius für Ophthalmologie zuerst an der Universität Tübingen, seit 1980 an der Universität Erlangen-Nürnberg. Er ist Mitglied der Leopoldina, zahlreicher Fachgesellschaften und (Mit-)Herausgeber internationaler Zeitschriften. Er erhielt mehrere internationale Auszeichnungen, unter anderem die MacKenzie Medaille in Glasgow (1991), die Tadeusz Krwawicz Gold Medaille in Lublin/Polen (1993), die Bowman Medaille in London (1994), die Ehre, die 7th Harvard Lecture halten zu dürfen (1994), die Frank Claffy-Memorial Medaille der Universität Sydney (2000) und die Ehrendoktorwürde der Semmelweis-Universität Budapest (2000).

Dr. Don Zagier ist theoretischer Mathematiker, erhielt bereits mit 24 Jahren eine Professur in Bonn – als damals jüngster Professor Deutschlands. Neben seiner wissenschaftlichen Tätigkeit am Max-Planck-Institut für Mathematik in Bonn war er parallel dazu tätig an Universitäten in Maryland, USA, in Fukuoka, Japan, in Utrecht, Niederlande und seit kurzem am Collège des France, Paris. Er ist Mitglied der Leopoldina und anderer wissenschaftlicher Gesellschaften. Er erhielt zahlreiche Preise und Ehrungen für seine bahnbrechenden Arbeiten auf dem Gebiet der Zahlentheorie, so die Carus Medaille der Leopoldina (1983), den Carus Preis der Stadt Schweinfurt (1984), den Frank Nelson Cole Preis für Zahlentheorie (1987) und den Staudt-Preis der Otto und Edith Haupt-Stiftung (2001).

Zur Akademie Leopoldina:

Die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina (gegründet 1652 in Schweinfurt) mit Sitz in Halle/Saale (seit 1878) ist eine überregionale Gelehrtengesellschaft mit gemeinnützigen Aufgaben und Zielen. Sie ist die älteste naturwissenschaftliche Akademie in Deutschland. Sie trägt durch die Jahresversammlungen, fachspezifische Meetings und Symposien, monatliche Vortragssitzungen und die vielfältigen persönlichen Kontakte der Mitglieder "zum Wohle des Menschen und der Natur" bei. Ihr gehören derzeit 1000 Mitglieder in aller Welt an. Zwei Drittel der Mitglieder kommen aus den Stammländern Deutschland, Schweiz und Österreich, ein Drittel aus weiteren ca. 30 Ländern. Zu Mitgliedern werden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus naturwissenschaftlichen und medizinischen Disziplinen gewählt, die sich durch bedeutende Leistungen ausgezeichnet haben.

Die Leopoldina wird von einem ehrenamtlichen Präsidium geleitet. Präsident der Leopoldina ist seit 1990 der Biologe Prof. Dr. Benno Parthier (Halle/Saale). Vizepräsidenten sind derzeit der Psychologe Prof. Dr. Paul Baltes (Berlin), der Chemiker Prof. Dr. Gunter Fischer (Halle/Saale), der Virologe Prof. Dr. Volker ter Meulen (Würzburg) und der Chemiker Prof. Dr. Ernst-Ludwig Winnacker (München). Letzterer ist zugleich Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft in Bonn. Die laufenden Geschäfte der Leopoldina führt eine Generalsekretärin, die Neurobiologin Prof. Dr. Jutta Schnitzer-Ungefug. Die Leopoldina erhält ihre finanziellen Zuwendungen für die satzungsgemäßen Aufgaben zu 80 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und zu 20 Prozent vom Land Sachsen-Anhalt.

KONTAKT

Leopoldina

Julia Klabuhn

Kommissarische Leiterin der Abteilung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Tel. 0345 47 239 - 800
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