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Pressemitteilung | Donnerstag, 15. Februar 2001

Presseinformation 2/2001

Öffentliche naturwissenschaftliche Vorträge: "Strategien zur Behandlung der Entzündungsreaktion "Sepsis", "Wie Mikroorganismen auf Stress reagieren"

  • Termin: Dienstag, 27. Februar 2001, 16.30 Uhr
  • Ort: Vortragsgebäude der Akademie Leopoldina
    Emil-Abderhalden-Straße 36, 06108 Halle (Saale)
  • Zu den Beiträgen:

Prof. Dr. Karl Werdan, Halle (Saale):  "Sepsis – die Herausforderung der Intensivmedizin"

Entzündungsherde im Körper, von denen aus zeitweise oder ständig krankheitserregende Bakterien in den Blutkreislauf gelangen, sind Ursachen für eine als Sepsis bezeichnete Erkrankung, an der jährlich in Deutschland etwa ebenso viele Patienten sterben wie am Herzinfarkt. Die im Blut in Massen zirkulierenden Bakterien setzen Giftstoffe (Toxine) frei. Im Körper der Patienten kommt es daraufhin zu einer komplexen, noch immer nicht im Detail verstandenen Abwehrreaktion. Diese bewirkt eine vermehrte Ausschüttung von Mediatoren (Zytokinen), die ihrerseits zu Organschäden führen. Karl Werdan wird in seinem Beitrag darauf eingehen, welche Ansatzpunkte bei der Behandlung der Sepsis heute verfolgt werden. Zu diesen gehören neben der Therapie mit Antibiotika auch Versuche, die schädigenden Bakteriengifte bzw. die Zytokine zu entfernen oder zumindest zu neutralisieren. Werdan wird aufzeigen, dass mit zunehmendem Verständnis dieser Erkrankung eine individuelle Behandlung einzelner Patienten möglich ist und dabei auch deren genetische Veranlagung (Disposition) berücksichtigt werden können.

Prof. Dr. Michael Hecker, Greifswald: "Vom Genom zum Proteom bei Bacillus subtilis und anderen Bakterien"

Weltweit werden große Anstrengungen unternommen, die Baupläne (Genom-Sequenzen) höherer Organismen vollständig zu entschlüsseln. Die Genomsequenzen einfacherer Organismen wie die des Bakteriums Bacillus subtilis sind erst seit wenigen Jahren bekannt. Trotzdem kann einer Vielzahl von Proteinen, die durch die Sequenzierung des Genoms von Bacillus subtilis entdeckt wurden, noch keinerlei Funktion zugeordnet werden. Die Analyse der Funktion dieser unbekannten Proteine ist eine Herausforderung für die biochemische Forschung der kommenden Jahre. Michael Hecker wird in seinem Vortrag Strategien und Methoden der modernen Proteinforschung vorstellen, mit deren Hilfe es möglich ist, Proteine, die zum Beispiel nach Stress von Bacillus subtilis vermehrt gebildet werden, zu untersuchen. Damit gelingt es, neue Kenntnisse über die Physiologie der Mikroorganismen und über die globale Kontrolle der Genregulation im besonderen zu gewinnen.

  • Zu den Referenten: 

Dr. Karl Werdan ist Humanmediziner. Er leitete von 1995 bis 1999 den Lehrstuhl für kardiologische Intensivmedizin und ist seither Direktor der Klinik und Poliklinik für Innere Medizin III in Halle (Saale). Er ist Mitglied der Leopoldina und zahlreicher Fachgesellschaften. Seinen Untersuchungen ist es zu verdanken, dass Entzündungsreaktionen des Herzens besser verstanden und Entzündungen (Sepsis) gezielter behandelt werden können.

Dr. Michael Hecker ist Biologe und seit 1986 Professor für Mikrobiologie und Molekularbiologie in Greifswald. Er ist Mitglied der Leopoldina und zahlreicher wissenschaftlicher Gesellschaften und akademischer Gremien. Er hat mit seinen Arbeiten über die Stressantwort von Mikroorganismen und mit der Analyse bakterieller Proteome weltweite Beachtung erlangt. Sein Labor in Greifswald gehört zu den weltweit führenden Institutionen auf diesem Gebiet.

 

  • Zur Akademie Leopoldina:

Die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina (gegründet 1652 in Schweinfurt) mit Sitz in Halle/Saale (seit 1878) ist eine überregionale Gelehrtengesellschaft mit gemeinnützigen Aufgaben und Zielen. Sie ist die älteste naturwissenschaftliche Akademie in Deutschland. Sie trägt durch die Jahresversammlungen, fachspezifische Meetings und Symposien, monatliche Vortragssitzungen und die vielfältigen persönlichen Kontakte der Mitglieder "zum Wohle des Menschen und der Natur" bei. Ihr gehören derzeit 1000 Mitglieder in aller Welt an. Zwei Drittel der Mitglieder kommen aus den Stammländern Deutschland, Schweiz und Österreich, ein Drittel aus weiteren ca. 30 Ländern. Zu Mitgliedern werden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus naturwissenschaftlichen und medizinischen Disziplinen gewählt, die sich durch bedeutende Leistungen ausgezeichnet haben.

Die Leopoldina wird von einem ehrenamtlichen Präsidium geleitet. Präsident der Leopoldina ist seit 1990 der Biologe Prof. Dr. Benno Parthier (Halle/Saale). Vizepräsidenten sind derzeit der Psychologe Prof. Dr. Paul Baltes (Berlin), der Chemiker Prof. Dr. Gunter Fischer (Halle/Saale), der Virologe Prof. Dr. Volker ter Meulen (Würzburg) und der Chemiker Prof. Dr. Ernst-Ludwig Winnacker (München). Letzterer ist zugleich Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft in Bonn. Die laufenden Geschäfte der Leopoldina führt eine Generalsekretärin, die Neurobiologin Prof. Dr. Jutta Schnitzer-Ungefug. Die Leopoldina erhält ihre finanziellen Zuwendungen für die satzungsgemäßen Aufgaben zu 80 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und zu 20 Prozent vom Land Sachsen-Anhalt.

KONTAKT

Leopoldina

Julia Klabuhn

Kommissarische Leiterin der Abteilung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

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Fax 0345 47 239 - 809
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