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Pressemitteilung | Mittwoch, 30. August 2000

Presseinformation 7/2000

Öffentliche naturwissenschaftliche Vorträge der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina zu den Themenkreisen: "Was macht Mikroorganismen zu Krankheitserregern" und "Neue Möglichkeiten zur Herstellung optimierter Arzneimittel"

  • Termin: Dienstag, 12. September 2000, 16.30 Uhr
  • Ort: Vortragsgebäude der Akademie Leopoldina, Emil-Abderhalden-Straße 36, 06108 Halle (Saale)
  • Zu den Beiträgen:

Prof. Dr. Jörg Hacker, Würzburg: "Was macht Mikroben zu Krankheitserregern?"

Mikroorganismen, Bakterien, Pilze oder Parasiten sind weltweit verbreitet und begegnen uns täglich. Allerdings löst nur ein kleiner Teil der Mikroben beim Menschen Infektionskrankheiten aus. Grund dafür ist, dass es bestimmte "krankmachende" Eigenschaften (Pathogenitätsfaktoren) gibt, die an der Auslösung von Infektionen maßgeblich beteiligt sind. An Beispielen wie Harnwegsinfektionen und Blutvergiftung wird Jörg Hacker die molekularen Strukturen von Pathogenitätsfaktoren erläutern, die zugrunde liegenden Genbereiche aufzeigen und auf die Evolution von Krankheitserregern eingehen. Der Vortrag wird verdeutlichen, dass die Kenntnis von Pathogenitätsfaktoren für neue Entwicklungen zur Diagnose, Therapie und Vorbeugung von Infektionskrankheiten immer wichtiger wird.

Prof. Dr. Ekkehard Winterfeldt, Hannove: "Moleküle erkennen einander – besonders wenn man Druck macht"

Viele Naturstoffe, die in Tieren oder Pflanzen vorkommen, sind biologisch aktiv. Sie können zum Beispiel Blutdruck-senkend wirken oder das Tumorwachstum unterbinden. Allerdings liegen diese Substanzen oft nur in kleinen Mengen vor und haben nicht immer die für den Menschen optimale Wirkung. Die moderne Naturstoffchemie macht sich die natürlichen Vorbilder zunutze und versucht, durch gezielte Syntheseschritte optimierte Arzneimittel zu erhalten. Ekkehard Winterfeldt wird in seinem Vortrag ein neues, umweltfreundliches Syntheseverfahren zur Herstellung hochwirksamer Arzneimittel vorstellen. Indem zwei Reaktionspartner einem besonders hohen Druck ausgesetzt werden, sind sie gezwungen, mit einander zu reagieren. Der Vorteil dieser Methode ist, dass hochspezifisch und sehr reproduzierbar reine Spiegelbildisomere (Enantiomere) als Bausteine für neue Arzneimittel ohne chemische Reagenzien gewonnen werden können.

Zu den Referenten:

Prof. Dr. Jörg Hinrich Hacker ist Mikrobiologe mit Schwerpunkt Molekulare Infektionsbiologie, Mitglied der Leopoldina sowie zahlreicher Fachgesellschaften und im Editorial Board mehrerer internationaler Zeitschriften gutachterlich tätig. Er beschäftigt sich wissenschaftlich vor allem mit der Frage, wie es zu Erkrankungen kommt, die durch Mikroorganismen hervorgerufen werden. Schwerpunkt seiner Arbeiten ist die Resistenz von Keimen gegenüber Antimykotika, ein klinisch wichtiges Problem, da dies die Abtötung von Keimen deutlich erschwert. Seinen molekularbiologischen Arbeiten ist es zu verdanken, dass wir heute sehr viel besser die Mechanismen verstehen, die zu Resistenzen führen. Dies ist die Grundvoraussetzung dafür, dass diese künftig verhindert werden können.

Prof. Dr. Ekkehard Winterfeldt ist Chemiker, Mitglied der Leopoldina und anderer Akademien und hat vielfältige Auszeichnungen im In- und Ausland erfahren. Er ist Mitherausgeber zahlreicher internationaler Zeitschriften und in mehreren Zeitschriften gutachterlich tätig. Sein wissenschaftlicher Schwerpunkt liegt auf dem Gebiet der Naturstoffchemie. Er hat in sein Fachgebiet eine völlig neue, umweltfreundliche Syntheseweise eingeführt, bei der Reaktionspartner unter Anwendung von Druck hochspezifisch miteinander reagieren. Damit wird die Entwicklung neuer, besonders wirksamer Arzneimittel möglich.

Zur Publikation der Vorträge: Die Kurzbeiträge beider Vorträge werden im Jahrbuch 2000 der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina veröffentlicht.

Zur Akademie Leopoldina: Die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina (gegründet 1652 in Schweinfurt) mit Sitz in Halle (seit 1878) ist eine überregionale Gelehrtengesellschaft mit gemeinnützigen Aufgaben und Zielen. Sie ist die älteste naturwissenschaftliche Akademie in Deutschland. Sie trägt durch die Jahresversammlungen, fachspezifische Meetings und Symposien, monatliche Vortragssitzungen und die vielfältigen persönlichen Kontakte der Mitglieder "zum Wohle des Menschen und der Natur" bei. Ihr gehören derzeit 958 Mitglieder in aller Welt an. Zwei Drittel der Mitglieder kommen aus den Stammländern Deutschland, Schweiz und Österreich, ein Drittel aus weiteren ca. 30 Ländern. Zu Mitgliedern werden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus naturwissenschaftlichen und medizinischen Disziplinen gewählt, die sich durch bedeutende Leistungen ausgezeichnet haben.

Die Leopoldina wird von einem ehrenamtlichen Präsidium geleitet. Präsident der Leopoldina ist seit 1990 der Biologe Prof. Dr. Benno Parthier (Halle/Saale). Vizepräsidenten sind derzeit der Psychologe Prof. Dr. Paul Baltes (Berlin), der Chemiker Prof. Dr. Gunter Fischer (Halle/Saale), der Virologe Prof. Dr. Volker ter Meulen (Würzburg) und der Chemiker Prof. Dr. Ernst-Ludwig Winnacker (München). Letzterer ist zugleich Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft in Bonn. Die laufenden Geschäfte der Leopoldina führt eine Generalsekretärin, die Neurobiologin Dr. Jutta Schnitzer-Ungefug.

KONTAKT

Leopoldina

Julia Klabuhn

Kommissarische Leiterin der Abteilung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

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Fax 0345 47 239 - 809
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