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Pressemitteilung | Dienstag, 18. September 2007

Einwanderung und Infektionskrankheiten in Europa

Die medizinischen Leistungen für Einwanderer in die EU müssen in allen Mitgliedsstaaten standardisiert werden, um die Gefahr einer Ausbreitung von Infektionskrankheiten wie TBC und HIV zu mindern – dies betont der European Academies Science Advisory Council (EASAC) in seinem jüngsten Bericht, der heute unter dem Titel „Impact of migration on infectious diseases in Europe“ veröffentlicht wird. Er entstand im Vorfeld der Konferenz über Migration und öffentliche Gesundheit, die im Rahmen der portugiesischen EU-Ratspräsidentschaft am 27. September 2007 in Lissabon stattfinden wird.

Professor Dr. Volker ter Meulen, Präsident der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina und Vorsitzender der EASAC-Arbeitsgruppe, sagt dazu: „Der Einfluss von Migration auf die öffentliche Gesundheit hat bisher nur wenig Aufmerksamkeit bei Politikern gewonnen. Die meisten Einwanderer in die EU sind jung und gesund, dennoch sind Infektionskrankheiten wie beispielsweise TBC in manchen Gruppen verbreitet. Daher sind Anpassungen innerhalb des bestehenden Gesundheitssystems erforderlich, um das Ausmaß der Gefahr zu erkennen und um die Krankheiten wirksam bekämpfen zu können.“

Die Autoren stellen zunächst die folgenden Fragen:

  • Inwieweit sind Migrantengruppen mit Infektionskrankheiten belastet?
  • Wie und in welchem Ausmaß ist die öffentliche Gesundheit durch Einwanderung bedroht?
  • Welches sind die gesundheitlichen Unterschiede zwischen Migranten und der übrigen Bevölkerung?
  • Wie wirksam sind neue Untersuchungsmethoden?

Professor ter Meulen fährt fort: „In den vergangenen beiden Jahrzehnten hat sich die durchschnittliche Entfernung, die Menschen bei Reisen zurücklegen, um den Faktor tausend erhöht. Diese Tatsache konfrontiert uns mit komplexen neuen Herausforderungen. Keinesfalls dürfen aber Verallgemeinerungen hinsichtlich Migrantengruppen und Infektionskrankheiten getroffen werden.“ In dem Bericht wird betont, dass medizinische Untersuchungen und ihre Konsequenzen stets angemessen sein müssen. Auch darf die Diagnose einer Krankheit nicht dazu benutzt werden, die Einreise in die EU zu verweigern: Dies könne Migranten davon abhalten, Untersuchungsprogramme zu durchlaufen, und die illegale Einwanderung würde dadurch gefördert. Dies wiederum würde ein Risiko für die Verbreitung von Krankheiten bedeuten. Im Vordergrund müssen effektive Behandlungsmöglichkeiten stehen.

Die Autoren der Empfehlung fordern

  • die Evaluierung der aktuellen medizinischen Untersuchungsmethoden in der gesamten EU und den Informationsaustausch darüber;
  • einen vereinfachten Zugang zu Gesundheitsleistungen und verbesserte Nachsorge- bzw. Anschlussuntersuchungen für Migranten nach ihrer Einreise in die EU;
  • die Entwicklung von Informations- und Kommunikationssystemen zur besseren Verständigung zwischen Patienten und ärztlichem Personal;
  • die Koordinierung von medizinischen Untersuchungen von Risikogruppen im gesamten Gebiet der EU  vor und nach der Einreise;
  • Konsens innerhalb der EU über diejenigen Infektionskrankheiten, die am häufigsten mit Migranten in Verbindung gebracht werden.

Der Bericht schließt mit der Forderung ab, dass die EU eine führende Rolle bei der Stärkung der öffentlichen Gesundheit in den neuen EU-Mitgliedsländern und auch in Entwicklungsländern übernehmen muss.

Downloads

Statement "Impact of migration on infectious diseases in Europe"

KONTAKT

Leopoldina

Julia Klabuhn

Kommissarische Leiterin der Abteilung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

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