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Pressemitteilung | Freitag, 5. Oktober 2007

Leopoldina würdigt wissenschaftliches Lebenswerk zweier Mitglieder mit der Cothenius-Medaille

Geehrt werden Professorin Dr. Sigrid Doris Peyerimhoff, Physikerin aus Bonn, für ihre Verdienste auf dem Gebiet der Quantenchemie, und Professor Dr. Klaus Wolff, Dermatologe aus Wien, für seine Verdienste auf dem Gebiet der experimentellen und klinischen Dermatologie. Die Vergabe der Cothenius-Medaille an Sigrid Peyerimhoff erfolgt im Rahmen der feierlichen Eröffnung der Jahresversammlung der Leopoldina am 5. Oktober 2007 in Halle (Saale). Klaus Wolff wird die Medaille zu einem späteren Zeitpunkt persönlich entgegennehmen.

Prof. Dr. Sigrid Doris Peyerimhoff studierte Physik an der Universität Gießen, promovierte und habilitierte sich ebendort. Sie wirkte als Professorin für Theoretische Chemie an der Universität Mainz und an der Universität Bonn, wo sie bis zu ihrer Emeritierung den Lehrstuhl für Theoretische Chemie am Institut für Physikalische und Theoretische Chemie innehatte. Während ihrer gesamten Laufbahn absolvierte sie mehrere Forschungsaufenthalte bzw. Gastprofessuren in den USA.

Sie ist eine der führenden Vertreterinnen der Quantenchemie, die in Hunderten Publikationen die quantenmechanische Berechnung der Elektronenstruktur kleiner Moleküle bis zu spektroskopischer Genauigkeit vorangebracht hat. Lange Zeit war Sigrid Doris Peyerimhoff die einzige Frau in Deutschland, die auf dem Gebiet der theoretischen Chemie einen Lehrstuhl innehatte. Vor ihrer bahnbrechenden Forschung hatte man jahrzehntelang nur die Grundzustände molekularer Systeme betrachtet, die elektronisch angeregten Zustände, welche die Interpretation von Spektren im ultravioletten bis sichtbaren Bereich erlauben, wurden vernachlässigt oder mittels ungenauer Verfahren untersucht. Die neuartigen Anwendungen in Spektroskopie und Photochemie, die von Sigrid Doris Peyerimhoff wesentlich mitentwickelt wurden, erlauben heute die Erforschung umweltrelevanter komplizierter, aber alltäglicher Vorgänge in der Erdatmosphäre. Beispielsweise wurde das Ozon von ihr schon Ende der sechziger Jahre so genau studiert, dass daraus Vorhersagen über den Abbau der Ozonschicht abgeleitet werden konnten.

Für ihr wissenschaftliches Werk hat sie eine Vielzahl von Auszeichnungen erhalten, beispielsweise den Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis und die Medaille der International Academy of Quantum Molecular Science. 1998 wurde sie Mitglied der Leopoldina-Teilsektion Physikalische Chemie. Sie ist derzeit Präsidentin der International Academy of Quantum Molecular Science, ein Amt,
das sie bis zum Jahre 2009 ausfüllen wird.

Die Leopoldina ehrt mit Sigrid Doris Peyerimhoff eine ganz außergewöhnliche Wissenschaftlerin und eine Pionierin auf ihrem Arbeitsgebiet, der es zu verdanken ist, dass die Theoretische Chemie in Deutschland an den Universitäten als eigenständiges Fach verankert wurde, mit der Cothenius-Medaille 2007.

Prof. Dr. Klaus Wolff hat in Wien Medizin studiert und wurde ebendort zum Doktor der gesamten Heilkunde promoviert. Nach der Facharztausbildung in Dermatovenerologie in Wien und einem Forschungsaufenthalt an der Mayo Clinic in Rochester, Minnesota, wurde er Leiter der Abteilung für experimentelle Dermatologie an der Universität Wien. Nach einer Gastprofessur an der Harvard Universität in Boston, Massachusetts, wurde er 1976 Ordentlicher Universitätsprofessor und Vorstand der Dermatologischen Klinik der Universität Innsbruck. Fünf Jahre später erfolgte die Berufung an die Universität Wien, wo er bis zu seiner Emeritierung als Ordinarius und Vorstand der Universitätsklinik für Dermatologie tätig war.

Durch intensive Lehr- und Forschungstätigkeit und unter Zuhilfenahme seiner Verbindungen in den USA gelang es ihm, die österreichische Klinik für Dermatologie unter die fünf weltbesten zu reihen. Er legte nicht nur den Grundstein für die dermatologische Forschungskultur in Österreich, sondern auch für den deutschsprachigen und den europäischen Raum. Klaus Wolff lieferte wesentliche Beiträge zum besseren Verständnis der Physiologie und Pathophysiologie der Haut. Ein ganz wesentlicher Schwerpunkt in seinem klinischen und forscherischen Wirken war das Melanom, der bösartigste Hautkrebs des Menschen, zu dessen Prävention, Frühdiagnose und Therapie sein Team durch neue, höchst innovative Ansätze Entscheidendes beigetragen hat. Ähnlich groß war sein Interesse an entzündlichen Hautkrankheiten, besonders an der Schuppenflechte und der atopischen Dermatitis. Die von ihm mitentwickelten Therapieformen haben die Therapiemöglichkeiten für diese Krankheiten beträchtlich erweitert, ihre Morbidität deutlich verringert und die Lebensqualität der betroffenen Patienten entscheidend verbessert.
Klaus Wolff wurden mehrere Ehrendoktorate sowie eine Vielzahl hoch renommierter Preise und Ehrungen verliehen. Er ist Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und seit 1984 der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina sowie Fellow des Royal College of Physicians und Träger des österreichischen Ehrenzeichens für Wissenschaft und Kunst.

Die Leopoldina ehrt Klaus Wolff für seine wissenschaftlichen Verdienste mit der Cothenius-Medaille 2007.

Zur Cothenius-Medaille
Die goldene Cothenius-Medaille geht auf eine Stiftung des Mitglieds und Director Ephemeridum Christian Andreas von Cothenius (1708-1789) zurück und wurde 1792 erstmals verliehen. Zu Beginn waren es Preisfragen aus der praktischen Medizin, für deren Bearbeitung die Medaille vergeben wurde.
Seit 1954 vergibt die Leopoldina diese Medaille für das herausragende wissenschaftliche Lebenswerk in der Regel an Mitglieder der Akademie.

KONTAKT

Leopoldina

Caroline Wichmann

Leiterin der Abteilung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

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