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Pressemitteilung | Mittwoch, 16. März 2011

Leopoldina-Mitglieder Ulla Bonas und Anja Feldmann erhalten den Leibniz-Preis der DFG

Zu den Trägern des wichtigsten Forschungsförderpreises in Deutschland, des Leibniz-Preises, zählen in diesem Jahr zwei Spitzenforscherinnen, die auch in der Leopoldina Mitglied sind. Prof. Dr. Ulla Bonas und Prof. Dr. Anja Feldmann erhalten den Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), der mit je 2,5 Millionen Euro dotiert ist, heute in Berlin. Bonas erhält die Ehrung für ihre Forschungsarbeiten auf dem Gebiet der Wechselwirkungen zwischen pathogenen Bakterien und Pflanzen, die hohe Bedeutung auch für die Entwicklung der Biotechnologie hat, da sie Wege aufzeigt, wie Gene ein- und ausgeschaltet werden können. Anja Feldmann erhält den Preis für ihre umfangreichen und prägenden Arbeiten auf dem Gebiet der Weiterentwicklung des Internets.

Der Präsident der Leopoldina, Prof. Dr. Jörg Hacker, beglückwünscht Ulla Bonas und Anja Feldmann zu dieser besonderen Auszeichnung: „Das zeigt einmal mehr, wie wichtig die Wissenschaft für die Entwicklung unserer Gesellschaft ist und wie Spitzenforschung auch in die Anwendung des täglichen Lebens einfließt. Dass mit dem Leibniz-Preis in diesem Jahr auch wieder zwei Leopoldina-Mitglieder für ihre Forschungsarbeiten gewürdigt werden, freut uns sehr.“

Ulla Bonas ist eine der weltweit führenden Forschenden auf dem Gebiet der Wechselwirkungen zwischen pathogenen Bakterien und Pflanzen. Die Mikrobiologin befasst sich seit gut 20 Jahren mit dem Pflanzenpathogen Xanthomonas campestris pv. Vesicatoria (Xcv), das besonders bei Paprika und Tomaten von Bedeutung ist. Bonas’ Forschungen sind auf das engste verbunden mit einem zentralen Avirulenzgen von Xcv, dem AvrBs3-Gen. In einer Reihe von aufsehenerregenden Arbeiten gelang ihr zunächst die Klonierung und Charakterisierung des AvrBs3 und anschließend die Aufklärung seiner Funktionalitäten. Mit diesen trägt das AvrBs3 einerseits zum Zellwachstum bei, wobei es die Pflanze trickreich dazu bringt, es mit Nährstoffen zu versorgen. Andererseits löst es in resistenten Pflanzen durch eine Bindung an das Bs3-Gen ein Suizidprogramm aus, das den Zelltod bewirkt, sodass das Pathogen keine Nährstoffe mehr erhält – womit die Pflanze dem Bakterium seinen Trick gleichsam „heimzahlt“. Diese Arbeiten sind von fundamentaler Bedeutung für das Verständnis von Pflanzen-Mikroben-Interaktionen. Hohe Bedeutung haben sie auch für die Biotechnologie, da sie Wege aufzeigen, Gene gezielt ein- und auszuschalten.

Nach Biologiestudium und Promotion in Köln begann Ulla Bonas als Postdoktorandin in Berkeley ihre Forschungen zum Xcv, die sie danach in Berlin und – als Heisenberg-Stipendiatin der DFG – in Frankreich fortsetzte. Seit 1994 ist sie an der Universität Halle-Wittenberg tätig, wo sie einen Lehrstuhl für Genetik am Institut für Biologie hat. Bonas gilt als besonders einfallsreiche Forscherin, als begabte Netzwerkerin und engagierte Förderin des wissenschaftlichen Nachwuchses. Bonas ist seit 2008 Mitglied der Leopoldina-Sektion Mikrobiologie und Immunologie.

Anja Feldmann gilt in Deutschland als die wissenschaftliche Expertin für das Internet und gehört auch international zur Spitze bei der Erforschung des Netzes. Vor allem mit ihren Arbeiten zur Internet-Verkehrsanalyse und -Modellierung sowie zum Internet-Routing hat sie über die Grundlagenforschung hinaus auch die praktische Entwicklung des Internet entscheidend geprägt. Ihre Studien zu den Möglichkeiten und Grenzen des Web-Proxy-Caching beeinflussten die Geschäftsentscheidungen zahlreicher Internet-Dienste. Die auf Feldmann zurückgehenden Methoden zum Komprimieren und Senden aktualisierter Webseiten haben Eingang in alle Webbrowser und Server gefunden. Auch zu dem Softwarepaket Netscope, mit dem der Verkehr innerhalb eines Internet-Dienstes visualisiert und optimiert wird, hat die Informatikerin maßgeblich beigetragen. Mit ihm berechnete Feldmann zudem erstmals eine Verkehrsmatrix für einen Internet-Dienst, was sie später auf eine globale Verkehrsmatrix für das gesamte Netz ausweitete. In jüngeren Arbeiten beschäftigt sich Feldmann mit Systemen zur Abwehr gezielter Angriffe auf Hochgeschwindigkeitsnetze und mit neuen Anwendungs- und Nutzungsformen wie Chats, Web 2.0 und Soziale Netzwerke. Die hier gewonnenen Erkenntnisse sollen die Architektur des Internets weiter verbessern.

Die weltweit vielleicht einmalige Verbindung von Theorie und Praxis in Anja Feldmanns Arbeiten geht auf ihre Forschungszeit in den USA zurück, wo sie nach dem Informatik-Studium in Paderborn an der Carnegie Mellon University promovierte und danach in den Entwicklungslabors des Computer- und Technologieherstellers AT & T tätig war. Mit nur 33 Jahren wurde Feldmann auf eine Professur an der Universität des Saarlandes berufen, von dort wechselte sie – bei drei gleichzeitigen Rufen – an die TU München, bevor sie 2006 den Stiftungslehrstuhl der Deutschen Telekom AG für „Intelligente Netze und Management verteilter Systeme“ an der TU Berlin annahm. Feldmann ist seit 2009 Mitglied der Leopoldina-Sektion Informationswissenschaften.

Der jeweils mit bis zu 2,5 Millionen Euro dotierte Leibniz-Preis, dessen volle Bezeichnung „Förderpreis für deutsche Wissenschaftler im Gottfried Wilhelm Leibniz-Programm der Deutschen Forschungsgemeinschaft“ lautet, soll die Arbeitsbedingungen herausragender Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verbessern, ihre Forschungsmöglichkeiten erweitern, sie von administrativem Arbeitsaufwand entlasten und ihnen die Beschäftigung besonders qualifizierter jüngerer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erleichtern. Der Preis wird seit 1986 jährlich an deutsche Spitzenforscherinnen und -forscher vergeben.

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