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Pressemitteilung | Dienstag, 13. September 2011

Leopoldina würdigt das wissenschaftliche Lebenswerk von Akademie-Mitgliedern mit zwei Cothenius-Medaillen

Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina ehrt ihre Mitglieder Bert Hölldobler, Würzburg, sowie gemeinsam Anna M. Wobus und Ulrich Wobus, beide Gatersleben, mit der Cothenius-Medaille in Gold. Sie erhalten diese Ehrung für ihr wissenschaftliches Lebenswerk. Die Medaillen werden im Rahmen der feierlichen Eröffnung der Leopoldina-Jahresversammlung am
23. September 2011 in Halle (Saale) überreicht.

Prof. Dr. Bert Hölldobler (Jahrgang 1936) ist ein international hoch geachteter Verhaltensforscher und Evolutionsbiologe. Nach Professuren in Frankfurt am Main, an der Harvard University und an der Cornell University übernahm er 1989 den Lehrstuhl für Verhaltensphysiologie und Soziobiologie an der Universität Würzburg. Bert Hölldobler erforscht die Vielfalt der sozialen Organisationen der Insekten, speziell der Ameisen, die als wesentliche Modellobjekte für seine grundlegenden Arbeiten auf den Gebieten der Verhaltensphysiologie, Verhaltensökologie, Evolutionsbiologie, Soziobiologie und Chemischen Ökologie dienten. Die Arbeiten des vielseitigen Spitzenforschers erbrachten viele neue Erkenntnisse zur chemischen Kommunikation und zum Orientierungsverhalten von Tieren, zur Dynamik von Sozialstrukturen sowie zur Evolution von Tiergemeinschaften. Er erhielt zahlreiche hochkarätige Auszeichnungen, unter anderen den Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft und den Körberpreis. Bert Hölldobler hat es zudem stets verstanden, seine wissenschaftlichen Ergebnisse so zu formulieren, dass sie auch für eine breite Öffentlichkeit verständlich sind. 1991 erhielt er dafür den amerikanischen Pulitzer-Preis für das Werk „The Ants”, das er gemeinsam mit Edward Osborne Wilson verfasst hat. Auch als Emeritus setzt er seit 2004 seine bahnbrechenden wissenschaftlichen Forschungen an der Universität Würzburg und als Forschungsprofessor an der Arizona State University in den USA fort. Bert Hölldobler ist seit 1975 Mitglied der Leopoldina-Teilsektion Zoologie.

Prof. Dr. Anna M. Wobus (Jahrgang 1945) und Prof. Dr. Ulrich Wobus (Jahrgang 1942) haben im Gaterslebener Akademie–Institut für Genetik und Kulturpflanzenforschung seit den 1970er bzw. den 1980er Jahren ausgezeichnete Arbeiten zur Zellforschung, insbesondere zur Stammzellforschung (Anna M. Wobus) und zur Struktur und Funktion tierischer und pflanzlicher Gene (Ulrich Wobus) vorgelegt, die mit großem Erfolg nach der Neugründung des Instituts in der Leibniz–Gemeinschaft weitergeführt wurden. Anna M. Wobus ist eine Pionierin der Stammzellforschung in Deutschland. Sie widmet sich auch den gesellschaftlichen Aspekten der Stammzellforschung und ist heute eine international führende Persönlichkeit dieses Forschungszweigs. Mit ihrem Namen ist auch die Etablierung embryonaler Stammzellen der Maus sowie die Entwicklung von funktionellen Kardiomyozyten und insulinproduzierenden Zellen verbunden. Die Arbeiten von Ulrich Wobus haben wichtige Beiträge zur Aufklärung von Genstrukturen, zur Gen–Expression, zur Gen–Regulation und zur molekularen Physiologie der Samenentwicklung und der Speicherstoffbildung in Samen von Leguminosen und Getreiden geliefert. 1992 wurde Ulrich Wobus Gründungsdirektor des durch den Wissenschaftsrat evaluierten Instituts, das unter der neuen Bezeichnung Leibniz-Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (IPK) zu einem Zentrum moderner Pflanzenforschung mit Schwerpunkt Kulturpflanzen ausgebaut wurde. Die Gaterslebener Kulturpflanzenbank (Genbank) erhielt den Status der „Bundeszentralen ex situ-Genbank für landwirtschaftliche und gartenbauliche Kulturpflanzen”. Parallel dazu wurden die Genomforschung an Getreide sowie eine leistungsstarke Bioinformatik begründet.

Ein besonderes Markenzeichen der Gaterslebener Initiativen von Anna und Ulrich Wobus war der erfolgreiche Versuch, Wissenschaft in die Gesellschaft zu vermitteln und mit künstlerischen sowie literarischen Aspekten zu vereinen. Bei diesen „Gaterslebener Begegnungen” genannten Meetings, die seit 1986 stattfinden, tauschen sich Naturwissenschaftler, Sozialwissenschaftler, Schriftsteller, bildende Künstler, Publizisten, Politiker und interessierte Laien über zahlreiche Aspekte der Wissenschaft und deren gesellschaftliche Implikationen aus. Anna M. Wobus ist seit 2001 Leopoldina-Mitglied in der Sektion Humangenetik und Molekulare Medizin, Ulrich Wobus ist seit 1993 Leopoldina–Mitglied der Teilsektion Genetik/Molekularbiologie.

Die goldene Cothenius-Medaille geht auf eine Stiftung des Leopoldina-Mitglieds und Leibarztes des Preußenkönigs Friedrich II., Christian Andreas von Cothenius (1708–1789), zurück und wurde 1792 zum ersten Mal verliehen. Zu Beginn waren es Fragen aus der Medizin, für deren Bearbeitung die Medaille vergeben wurde. Seit 1954 vergibt die Leopoldina diese Medaille für das herausragende wissenschaftliche Lebenswerk in der Regel an Mitglieder der Akademie.

 

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