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Pressemitteilung | Mittwoch, 4. September 2013

Leopoldina zeichnet zwei Akademie-Mitglieder mit Cothenius-Medaillen für ihr wissenschaftliches Lebenswerk aus

Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina ehrt ihre Mitglieder Gunter S. Fischer, Halle (Saale), und Wolf Singer, Frankfurt (Main), mit der Cothenius-Medaille. Die Forscher erhalten diese Ehrung für ihr herausragendes wissenschaftliches Lebenswerk. Die Auszeichnungen werden im Rahmen der feierlichen Eröffnung der Leopoldina-Jahresversammlung am Freitag, 20. September 2013, in Halle verliehen.

Prof. Dr. Gunter S. Fischer (Jahrgang 1943) ist ein renommierter Chemiker und Enzymforscher. In den 1980er Jahren führten seine Arbeiten zur Entdeckung einer neuen Enzymklasse, die eine fundamentale Bedeutung  für die Regulationsmechanismen tierischer und menschlicher Zellen besitzt. Diese Entdeckung liefert bis heute für die Proteinforschung und Biomedizin ─ so zum Beispiel für die Immunologie und Infektionsbiologie ─ neue Einsichten und eröffnet große Perspektiven für die Medikamentenentwicklung. Fischer studierte in Halle Chemie, wurde an der dortigen Universität promoviert und war anschließend als Hochschuldozent tätig. Mitte der 1980er Jahre machte der Wissenschaftler eine Entdeckung, die international für Aufsehen sorgte. Fischer identifizierte körpereigene Eiweiße, die Strukturen anderer Proteine beeinflussen können. Diese „Faltungshelfer“ verändern die räumliche Struktur von Molekülen und beeinflussen damit, ob und wie die Proteine wirken. Nach der Wende gründete die Max-Planck-Gesellschaft in Halle unter seinem Direktorat die Max-Planck Forschungsstelle für Enzymologie der Proteinfaltung.

Für seine Forschung entwickelte Fischer eine Reihe von Forschungsansätzen, die zu zahlreichen weiteren Entdeckungen auf dem Feld der Biokatalyse beitrugen. Gunter S. Fischer wurde mit dem Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) ausgezeichnet und ist Ehrenmitglied der Gesellschaft Deutscher Chemiker. 1993 wurde der Forscher in die Sektion Biochemie und Biophysik der Leopoldina aufgenommen. Von 2000 bis 2010 war Fischer Vizepräsident der Akademie.

Prof. Dr. Wolf Singer (Jahrgang 1943) gehört zu den weltweit bedeutendsten Neurowissenschaftlern. Nach seinem Medizinstudium in München widmete er sich schon früh den Systemneurowissenschaften. In dieser Disziplin werden die komplexen Netzwerke erforscht, aus denen unser Gehirn aufgebaut ist. Inspiriert und angeleitet durch Otto Creutzfeld am Max-Planck-Institut für Psychiatrie in München gelangen Singer wichtige Arbeiten über die Verschaltung und Veränderlichkeit der Teile des Gehirns, die für die Seheindrücke und deren Verarbeitung zuständig sind. 1981 wurde er zum Direktor des Max-Planck-Instituts für Hirnforschung in Frankfurt/Main berufen. Auch dort widmete er sich den Systemneurowissenschaften und er erweiterte sein Arbeitsgebiet auf die Erforschung der Grundlagen neurologischer und psychiatrischer Störungen. Seine Befunde gelten heute als Klassiker und erfahren große Beachtung. 2004 gründete Singer das Frankfurt Institute for Advanced Studies (FIAS), das sich unter anderem mit der theoretischen Bearbeitung neurobiologischer Fragen befasst. 2008 gründete Singer schließlich das Ernst Strüngmann Institut (ESI) für Neurowissenschaften in Kooperation mit der Max Planck Gesellschaft, das der Erforschung höherer Hirnleistungen gewidmet ist.

Für seine wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Verdienste wurde Wolf Singer mehrfach gewürdigt, unter anderem mit dem Preis der Ipsen-Stiftung, dem Körberpreis und dem Bundesverdienstkreuz Erster Klasse. Singer engagiert sich zudem in zahlreichen wissenschaftlichen Gesellschaften, Kommissionen und als Mitglied mehrerer Akademien. Unter anderem war er Präsident der European Neuroscience Association. Neben seiner wissenschaftlichen Tätigkeit hat sich Wolf Singer in der Diskussion über die Bedeutung der Hirnforschung für die Gesellschaft einen Namen gemacht. Er publiziert Essays in großen überregionalen Zeitungen. Insbesondere seine Auseinandersetzungen zur Frage des „freien Willens“ haben ihm viel Beachtung eingebracht. Singers Engagement in der öffentlichen Diskussion wurde 2002 mit dem Communicator-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gewürdigt. Seit 1998 ist Wolf Singer Mitglied der Leopoldina in der Sektion Neurowissenschaften.

Die Cothenius-Medaille geht auf eine Stiftung des Leopoldina-Mitglieds und Leibarztes des Preußenkönigs Friedrich II., Christian Andreas von Cothenius (1708-1789), zurück. Sie wurde im Jahr 1792 zum ersten Mal verliehen. Anfänglich wurden die Preisträger für die Bearbeitung medizinischer Forschungsfragen ausgezeichnet. Seit 1954 vergibt die Leopoldina die Cothenius-Medaillen für das herausragende wissenschaftliche Lebenswerk der Geehrten. In der Regel werden die Auszeichnungen an Mitglieder der Akademie verliehen. Zu den Trägern gehören unter anderem  der Arzt und Zoologe Ernst Haeckel (1864) und Konrad Zuse (1985), der Entwickler des ersten Computers.

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