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Pressemitteilung | Montag, 27. März 2017

Wie kann man Lebensqualität definieren und messen? Leopoldina veröffentlicht Diskussionspapier „Gutes Leben oder gute Gesellschaft?“

Die Lebensqualität in einer Gesellschaft hängt nicht nur von der Entwicklung des materiellen Wohlstandes ab, sondern auch von Bedingungen und Erfahrungen der Gesundheit, Bildung, Arbeit, soziale Beziehungen und soziale Teilhabe. Bereits seit den 1960er Jahren werden dafür Kataloge für Dimensionen und Indikatoren identifiziert und Methoden entwickelt, um sie zu messen. Für eine Gesellschaft, in der die Menschen länger leben als je zuvor, ist die Lebensqualität von steigender Bedeutung. In den vergangenen Jahren wurden aus neuen Erkenntnissen und Methoden der Sozial- und Verhaltenswissenschaften neue Indikatoren entwickelt. Auch die amtierende Bundesregierung hat mit ihrer Initiative zu „Gut Leben in Deutschland“ eine umfassende Sozialberichterstattung auf den Weg gebracht. Im jetzt veröffentlichten Leopoldina-Diskussionspapier „Gutes Leben oder gute Gesellschaft?“ erläutern die Autoren Karl Ulrich Mayer und Ursula Staudinger den Stand der Forschung zu Dimensionen und Messung von Lebensqualität und zeigen Herausforderungen für Wissenschaft und Politik auf.

Indikatoren sollen nicht nur verschiedene Dimensionen von Lebensqualität beschreiben, sondern idealerweise im Hinblick auf konkrete Politikziele ausgewählt werden. Mit Hilfe einer überschaubaren Anzahl von spezifischen Messgrößen können so Verbesserungen oder Verschlechterungen sowohl der objektiven Lebensbedingungen als auch des subjektiven Wohlbefindens sichtbar gemacht werden. Um die Entwicklung sozialer Prozesse zu beobachten, braucht die Politik entsprechende Messinstrumente. Diese führen zunehmend nicht mehr nur zu aggregierten Querschnittstatistiken, sondern zu Längsschnittdaten, die Veränderungen von Individuen und Haushalten beschreiben. Das Diskussionspapier schlägt vor, dass neben materiellen Grundlagen u.a. folgende  Sachverhalte beobachtet werden sollten:  Gesundheit,  Kompetenzen,  Arbeit, soziale Beziehungen und Sicherheit. Allerdings kann es nicht Aufgabe von Staat und Politik sein, das gute Leben zu definieren, sondern sie müssen vielmehr die Voraussetzungen schaffen, um Personen optimale, selbstbestimmte Lebenschancen zu eröffnen. Insofern ist die Lebensqualität jedes einzelnen Menschen untrennbar mit der Entwicklung des Gemeinwesens verknüpft.

Unmittelbarer Anlass für die Leopoldina, sich mit dem Thema zu befassen, war die Verankerung des „guten Lebens“ im Koalitionsvertrag der Bundesregierung nach der vergangenen Wahl und die 2015 und 2016 durchgeführten Bürgerdialoge, in denen die Bürger ihre Anliegen in einen politischen Zielkatalog einbringen konnten. Das Diskussionspapier basiert auf dem von der Wissenschaftlichen Kommission „Demografischer Wandel“ der Leopoldina initiierten und der VolkswagenStiftung geförderten Symposium „Gutes Leben oder gute Gesellschaft“, das am 17. und 18. Juni 2016 in Hannover stattfand. Die Autoren greifen im Diskussions-Papier teilweise Vorträge und Diskussionen des Symposiums auf, spiegeln aber nicht unbedingt die Meinung aller Teilnehmer wider.

Autoren des Diskussionspapiers:

  • Prof. Dr. Karl Ulrich Mayer, Direktor Emeritus am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung Berlin, Stanley B. Resor Emeritus Professor of Sociology, Yale University, Mitglied der Leopoldina
  • Prof. Dr. Ursula M. Staudinger, Gründungsdirektorin des Columbia Aging Center, Columbia University, New York, Robert N. Butler Professur in Sociomedical Sciences und Professorin der Psychologie, Vizepräsidentin der Leopoldina

Das Papier „Gutes Leben oder gute Gesellschaft?“ erscheint als Nr. 9 in der Reihe Leopoldina-Diskussion der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina – Nationale Akademie der Wissenschaften, 23 S., ISBN: 978-3-8047-3653-5

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