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Pressemitteilung | Donnerstag, 7. September 2017

Leopoldina verleiht zwei Wissenschaftlern Carus-Medaillen

Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina würdigt die herausragenden Forschungsarbeiten der Neurowissenschaftlerin Elisabeth Binder und des Mediziners Matthias Tschöp mit den diesjährigen Carus-Medaillen. Die Auszeichnungen werden im Rahmen der feierlichen Eröffnung der Leopoldina-Jahresversammlung am Freitag, 22. September 2017, in Halle (Saale) überreicht.

Prof. Dr. Dr. Elisabeth Binder (Jahrgang 1971) ist eine auf dem Gebiet der Angst- und Depressionsforschung international renommierte Neurowissenschaftlerin. Sie erforscht die molekularen, zellulären und systemischen Faktoren, die zu stress- und traumaassoziierten Störungen führen. Elisabeth Binder und ihr Team fanden heraus, dass vor allem im Kindesalter extremer Stress Veränderungen des Erbgutes bewirken kann und sich damit die Funktion von menschlichen Zellen verändert. Sie konnte des Weiteren zeigen, dass diese stressverursachten Veränderungen im Erbgut abhängig von bestimmten Genvarianten sind, die eine Rolle als Risikofaktor für verschiedene psychiatrische Erkrankungen spielen. Sie schlussfolgerte daraus, dass die Gen-Umwelt-Interaktion und deren Einfluss auf das Erbgut die individuelle Reaktion auf psychische Belastungen bestimmen. Damit hat Elisabeth Binder erstmalig in der Psychiatrie einen molekularen Mechanismus für das Zusammenspiel von Genen durch Umwelteinflüsse aufgedeckt.

Elisabeth Binder studierte Humanmedizin an der Medizinischen Universität Wien (Österreich) und wurde im Jahr 2000 an der Emory University in Atlanta (USA) in Neurowissenschaften promoviert. Anschließend arbeitete sie am Max-Planck-Institut für Psychiatrie in München. Ab 2004 lehrt sie an der Emory University in der Abteilung für Psychiatrie und Verhaltenswissenschaften, wo sie seit 2016 eine Professur innehat. Beginnend in 2007 leitet sie eine Forschungsgruppe am Max-Planck-Institut für Psychiatrie in München, wo sie seit 2013 Direktorin der Abteilung für translationale Forschung in der Psychiatrie ist. Für ihre herausragenden Leistungen erhielt Elisabeth Binder diverse Auszeichnungen, darunter den „Max Hamilton Memorial Prize of the Collegium Internationale Neuropsychopharmacologicum“ und den „Eva King Killam Research Award for Outstanding Translational Research Contributions To Neuropsychopharmacology by the American College of Neuropsychopharmacology“. Seit 2016 ist sie Mitglied der Leopoldina.

Prof. Dr. Matthias Tschöp (Jahrgang 1967) zählt weltweit zu den herausragenden Wissenschaftlern auf dem Gebiet der Diabetes- und Adipositasforschung. Er machte eine Reihe von bahnbrechenden Entdeckungen zu Stoffwechselerkrankungen und entwickelte verschiedene Wirkstoffkandidaten zur Behandlung von Diabetes und Fettleibigkeit, die bereits klinisch erprobt werden. Er erkannte, dass das Peptid Ghrelin als „Hungerhormon“ fungiert, indem es bestimmte Bereiche des Gehirns über die Verfügbarkeit von Nährstoffen informiert. Basierend auf diesen Erkenntnissen entdeckte Matthias Tschöp eine Reihe weiterer Mechanismen, die an der Kommunikation zwischen Bauch und Gehirn, an der Regulierung von Nahrungsaufnahme, Energie- und Glucose-Metabolismus sowie an der Kontrolle von Körpergewicht und -fettmasse beteiligt sind. Dadurch gelang es ihm, neuartige Hormonchimären zu entwickeln, die unter anderem gezielt auf neuronale Netzwerke im Hypothalamus wirken. Mit diesen sogenannten Polyagonisten lassen sich Adipositas, Hypercholesterinämie und Insulinintoleranz an präklinischen Modellen komplett beseitigen. Zahlreiche klinische Studien versprechen grundlegende Fortschritte bei der Behandlung von Diabetes und Fettleibigkeit.

Matthias Tschöp studierte Humanmedizin an der Ludwig-Maximilians-Universität München, wo er 1998 promoviert wurde. Nach Forschungsaufenthalten in den USA und Deutschland arbeitete er ab 2003 als Associate Professor und ab 2009 als Professor, Endowed Chair und Forschungsdirektor an der University of Cincinnati (USA). 2012 wurde er als erster Mediziner mit einer Alexander von Humboldt-Professur ausgezeichnet, mit der er an die Technische Universität München berufen wurde. Gleichzeitig ist Professor Tschöp wissenschaftlicher Direktor des Helmholtz Diabetes Zentrums und des Helmholtz Pioneer Campus sowie Adjunct Professor an der Yale University (USA). Seine Leistungen wurden mit zahlreichen weiteren Ehrungen gewürdigt, unter anderem einem Advanced Grant des Europäischen Forschungsrates, dem Erwin Schrödinger-Preis, dem Innovation Award der Endocrine Society und dem „Outstanding Scientific Achievement Award“ der American Diabetes Association und der Obesity Society.

Die Carus-Medaille wurde anlässlich des 50. Professorenjubiläums des XIII. Präsidenten der Leopoldina, Carl Gustav Carus (1789-1869), gestiftet und erstmals im Jahr 1896 vergeben. Sie würdigt bedeutende wissenschaftliche Entdeckungen oder Forschungsleistungen jüngerer Wissenschaftler auf einem in der Leopoldina vertretenen Gebiet. Zu den bisherigen Preisträgern gehören Jacques Monod (1965), der im gleichen Jahr mit dem Nobelpreis für Physiologie oder Medizin geehrt wurde. Christiane Nüsslein-Volhard (1989), die 1995 den Nobelpreis für Medizin oder Physiologie erhielt, und Stefan Hell (2013), der im Folgejahr mit dem Nobelpreis für Chemie ausgezeichnet wurde. Seit 1961 ist sie mit dem von der Stadt Schweinfurt ─ Gründungsort der Leopoldina ─ gestifteten und mit 5000 Euro dotierten Carus-Preis verbunden.

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