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Akademiegeschichte

Tabellarische Übersicht der Akademiegeschichte

Hier finden Sie den visuellen Zeitstrahl zur Geschichte der Akademie in tabellarischer Form.

Jahr Kurzbeschreibung Details
1652 Gründung in Schweinfurt Am 1. Januar 1652 gründen die vier Ärzte Johann Lorenz Bausch, Johann Michael Fehr, Georg Balthasar Metzger und Georg Balthasar Wohlfahrth in der Freien Reichsstadt Schweinfurt die Academia Naturae Curiosorum, die heute älteste ununterbrochen existierende Akademie der Welt. Gemeinsam mit den führenden Gelehrten ihrer Zeit, die sie zur Mitarbeit einladen, wollen sie „die Natur […] erforschen zur Ehre Gottes und zum Wohle der Menschen“, wie sie in den ersten Statuten formulieren. Der Schweinfurter Stadtphysicus Johann Lorenz Bausch (1605-1665) mit dem in der Akademie geführten Beinamen Jason I. wird erster Präsident der Akademie.
1652 Nunquam otiosus In einer Enzyklopädie der Heilkunde soll jedes Akademiemitglied nach vorgegebenen Kriterien eine Pflanze, ein Tier oder ein Mineral beschreiben und insbesondere deren medizinischen Nutzen darstellen. Wahlspruch zur Erreichung der ambitionierten Ziele wird „Nunquam otiosus“ (niemals müßig).
1662 Statuten der Leopoldina Die erste Seite der leges (Statuten) der Akademie, wie sie zum ersten Mal 1662 gedruckt vorlagen: Gesetze der Akademie der Naturforscher I. Die Ehre Gottes, die Erhellung der Heilkunst und der sich daraus ergebende Nutzen für den Nächsten sei Ziel und einziger Wegweiser der Akademie der Naturforscher. II. Zum Schutz gereiche der Akademie die göttliche Vorsehung, die Beschirmung durch die Mächtigen sowie der größte Nutzen in rechtschaffenen öffentlichen Angelegenheiten, nach dem, wenn nicht jeder einzelne, so doch die meisten und verständigeren trachten werden. Der Schutz der eigenen Unversehrtheit ist allen Schätzen vorzuziehen. III. Die Akademie soll nur einen Präsidenten haben, dessen Aufgabe es sei, jedem Mitglied der Akademie der Naturforscher (wobei als Mitglieder nur Doktoren, Lizentiaten, oder diesen an Gelehrsamkeit Nahestehende, alle jedoch Ärzte, zuzulassen sind) einen Forschungsgegenstand aus dem Mineralien-, Pflanzen- oder Tierreich zu übertragen, der ihm zusagt, wenn er nicht bereits von einem anderen Kollegen zur Genüge bearbeitet worden ist. IV. Diesen Gegenstand soll das Akademiemitglied sorgfältig und mit der größtmöglichen Umsicht bearbeiten, indem er dessen Namen, Synonyme, Entstehungsart, Fundorte, Unterscheidungsmerkmale, Arten, Auslese, ferner die Kräfte sowohl des Ganzen als auch der Teile sowie die daraus zu bereitenden gewöhnlichen und chemischen Medikamente, einfache und zusammengesetzte, untersucht, ungefähr in der Art, wie Rosenberg die Rhodologie, Strobelberger die Mastichologie, Gans die Corallologie, Agricola den Cervus excoriatus, Bauhin den Bezoarstein und Blochwitz den Holunder abgehandelt haben. V. Dabei soll er sich auf anerkannte Autoren, eigene Beobachtungen sowie vertrauenswürdige Berichte und Wahrnehmungen anderer stützen... Übersetzung: Thomas Hübner, zitiert nach: Benno Parthier: Die Leopoldina. Bestand und Wandel der ältesten deutschen Akademie. Festschrift des Präsidiums der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina zum 300. Jahrestag der Gründung der heutigen Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg 1994, Halle 1994, S. 118.
1670 Erste naturwissenschaftlich-medizinische Zeitschrift der Welt Es zeigt sich, dass für die Erarbeitung der Enzyklopädie der Akademie zunächst eine Sammlung von bereits vorliegenden Erkenntnissen und ihre Diskussion notwendig sind. Dazu wird auf Initiative von Sachs von Lewenhaimb, Arzt in Breslau, eine Zeitschrift ins Leben gerufen, die als Miscellanea Curiosa Medico-physica Academiae Naturae Curiosorum ab 1670, und unter mehrfachem Titelwechsel noch heute, erscheint und damit die älteste naturwissenschaftlich-medizinische Zeitschrift der Welt ist.
1671 Erster Band der Enzyklopädie Als erster Band der Enzyklopädie erscheint 1671 eine umfangreiche Abhandlung über den Wein. Es entstehen über 50 Bände in diesem Programm, u. a. über Krebse, Myrrhe, Kröten, Kupfervitriol, Zinnober oder Opium.
1677 Kaiserliche Anerkennung Schon bald nach ihrer Gründung bemüht sich die Akademie um ihre öffentliche Anerkennung. Aufgrund ihrer wachsenden Bedeutung erkennt Kaiser Leopold I. die Akademie 1672 mit kaiserlichem Signum durch Bestätigung der Statuten an. Die Urkunde wird 1677 angefertigt.
1687 Großes Privileg 1687 1687 stattet Kaiser Leopold I. die Akademie mit besonderen Vorrechten (Markgrafenrechten) aus. Der Leopoldina wird die Unabhängigkeit von den herrschenden Dynastien in den einzelnen Ländern garantiert, und sie wird mit Privilegien ausgestattet, u. a. mit der völligen Zensurfreiheit für ihre Veröffentlichungen. Die nachfolgenden Kaiser Karl VI. und Karl VII. bestätigen und erweitern die Privilegien, womit auch ihr Name im Titel als Sacri Romani Imperii Academia Caesarea Leopoldino-Carolina Naturae Curiosorum erscheint.
1703 „Wanderjahre” der Akademie Mit dem Übergang des Präsidentenamtes von Johann Michael Fehr auf Johann Georg von Volckamer im Jahr 1686 verlässt die Leopoldina ihre Gründungsstadt Schweinfurt und bezieht ihren neuen Sitz in der Reichsstadt Nürnberg. In den folgenden zwei Jahrhunderten erlebt die Leopoldina zahlreiche Umzüge, denn der Wohnort des jeweiligen Präsidenten ist zugleich Hauptsitz der Akademie. Zwischen 1686 und 1878 wechselt die Leopoldina ganze 15 Mal ihre (Haupt-)Wirkungsstätte: Stationen sind (manche mehrmals) Nürnberg, Augsburg, Altdorf, Erfurt, Halle, Nürnberg, Erlangen, Bonn, Breslau, Jena, Dresden. Die „Wanderjahre“ der Akademie sind gekennzeichnet durch die politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen des 18. und 19. Jahrhunderts: Die Akademie verlässt Schweinfurt in den Nachwehen des 30-jährigen Krieges und erreicht Halle im Zeitalter der Hochindustrialisierung. Persönlichkeiten, die sich nicht nur durch wissenschaftliche, sondern auch durch organisatorische und bisweilen diplomatische Exzellenz auszeichnen, prägen die Akademie. Besonders tatkräftige Präsidenten sind Lucas von Schroeck (1646-1730), Andreas Elias von Büchner (1701-1769) oder Christian Gottfried Daniel Nees von Esenbeck (1776-1858).
1731 Eröffnung der ersten Bibliothek 1731 gründet die Akademie ihre Bibliothek. Die Stadt Nürnberg überlässt ihr dafür einen Raum im einstigen Katharinen-Kloster zur Miete. Zur Aufbewahrung der Bücher wurden zwei Schränke angeschafft. Der anfängliche Bestand von 38 Bänden und einigen Naturalien wuchs rasch an und umfasste im Mai 1734 bereits 200 Bände. Daraufhin musste die Bibliothek umziehen, nunmehr in ein Nürnberger Privathaus.
1818 Präsidentschaft Nees von Esenbeck Mit dem Erlanger Botaniker Christian Gottfried Daniel Nees von Esenbeck tritt nach einer Phase der Stagnation einer der ideenreichsten und aktivsten unter den Leopoldina-Präsidenten eine 40-jährige Amtszeit an. Unter diesem Präsidenten erhält die Akademie zahlreiche neue Mitglieder, darunter auch Johann Wolfgang von Goethe (unter dem Beinamen Arion IV.), mit dem Nees von Esenbeck eine rege Korrespondenz über naturwissenschaftliche Beobachtungen und Untersuchungen führt.
1872 Einführung der Fachsektionen Präsident Wilhelm Behn ändert 1872 die Satzung der Leopoldina und führt damit eine Reihe wichtiger Neuerungen ein: Erstmals gibt es Fachsektionen, außerdem werden unter anderem die Beinamen (Cognomina) abgeschafft, die seit der Gründung 1652 den Mitgliedern verliehen wurden.
1878 Etablierung in Halle (Saale) 1878 siedelt die Leopoldina mit ihrem XV. Präsidenten Carl Hermann Knoblauch in die preußische Universitätsstadt Halle an der Saale um, die sich in jener Zeit zu einer vielseitigen modernen Industriestadt entwickelt. Hier befindet sich zudem eine aufstrebende Universität. Die Leopoldina konzentriert sich in den folgenden Jahren auf die Herausgabe wertvoller Veröffentlichungen, macht ihre Bücherschätze nutzbar und pflegt die Naturwissenschaftlerbiographik.
1904 Neubau der Bibliothek 1879 wird die Akademiebibliothek von Dresden nach Halle überführt. Da die wachsenden Buchbestände bald eine neue Unterbringung erfordern und der erweiterte Aufgabenkreis der Leopoldina für einen festen Akademiesitz spricht, lässt die Leopoldina in der Nähe der Universitätsbibliothek ein für die damalige Zeit modernes und vorbildlich zweckmäßiges Bibliotheksgebäude bauen, das 1904 eingeweiht wird.
1933-45 Die Leopoldina in der NS-Zeit Die Zeit des Nationalsozialismus hinterließ auch in der Akademie Spuren. Sowohl Mitglieder als auch die Leitung der Akademie haben sich dem NS-Regime gebeugt. Dieser Aspekt der Akademiegeschichte wird derzeit von einer Arbeitsgruppe der Humboldt-Universität Berlin im Rahmen eines größeren Projekts zur Geschichte der Leopoldina im 20. Jahrhundert unter Leitung des Berliner Wissenschaftshistorikers Prof. Dr. Rüdiger vom Bruch erforscht.
1952 Anerkennung der Leopoldina durch die DDR-Regierung Aus Anlass des 300-jährigen Bestehens der Leopoldina 1952 erkennt die DDR-Regierung die Leopoldina als zu Recht bestehend an und unterstützt die Feierlichkeiten. Die Akademie erhält eine Finanzierung und kann ihre Arbeit fortsetzen.
1955 Einführung von Jahresversammlungen Die Akademie führt 1955 Jahresversammlungen ein, die interdisziplinär interessante Fragestellungen in den Blick nehmen, alle Sektionen der Akademie einbinden und von der Mitarbeit der Mitglieder geprägt sind. Sie finden alle zwei Jahre statt und sollten abwechselnd in Halle und Schweinfurt abgehalten werden. Doch nur einmal, 1957, kommen die Mitglieder tatsächlich in Schweinfurt zusammen. Nach dem Mauerbau 1961 verhindern Reisebeschränkungen für ostdeutsche Wissenschaftler die Umsetzung des Konzeptes. Neben die Jahresversammlungen treten Symposien zu spezielleren Themen, die einen Überblick über den Forschungsstand in ausgewählten Gebieten ermöglichen.
1955 Amtskette Die Amtskette des Präsidenten der Akademie wird 1956/57 von westdeutschen Mitgliedern der Leopoldina und der Stadt Schweinfurt gestiftet. Sie wird jeweils dem amtierenden Präsidenten der Akademie übergeben. In der heutigen Ausführung orientiert sich die Künstlerin Renate Greff am Entwurf von Karl Müller, Professor für die Bildhauerklasse an der Burg Giebichenstein Halle von 1951 bis 1966. Die Amtskette soll ein Zeichen für die gesamtdeutsche Tradition der Leopoldina sein.
1961 Stiftung des Carus-Preises der Stadt Schweinfurt Der mit dem Namen des XIII. Präsidenten Carl Gustav Carus (1789–1869) verbundene Preis für jüngere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wurde zuerst zwischen 1896 und 1922 verliehen, wegen des inflationsbedingten Kapitalverlusts der Stiftung dann ab 1938 als Carus-Medaille für bedeutende Forschungen auf dem Gebiete der Naturwissenschaften oder der Medizin. Seit 1961 ist die Medaille mit dem Carus-Preis, gestiftet von der Stadt Schweinfurt und dotiert mit 5000,- Euro, verbunden.
1961 Wissenschaftliche Freiräume Nach dem Mauerbau 1961 bieten die Veranstaltungen der Leopoldina den in der DDR tätigen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern eine der wenigen Gelegenheiten, den Kontakt zur internationalen Spitzenforschung zu wahren. So nutzt Präsident Kurt Mothes (1961-1974) das Podium der Jahresversammlungen, an deren Eröffnung außer Mitgliedern und ihren Gästen auch immer offizielle Vertreter der DDR-Regierung teilnehmen, um universitäre und forschungspolitische Entwicklungen in Ost und West kritisch zu analysieren. In brenzligen Situationen im Umgang mit den DDR-Mächtigen bleibt Mothes in jenen Jahren die Drohung mit der - nie wirklich in Erwägung gezogenen - Verlagerung der Leopoldina in den Westteil Deutschlands. Folglich können einige Leopoldina-Mitglieder, wie etwa der Philosoph und Physiker Carl Friedrich von Weizsäcker, auch über die Leopoldina-Tagungen hinaus im Umfeld wirken.
1962 Acta Historica Leopoldina 1962 begründet der „Director Ephemeridum“ Rudolph Zaunick die Schriftenreihe Acta Historica Leopoldina (AHL), die sich der Wissenschafts- und Akademiegeschichte widmet. Hier werden seitdem u.a. die Ergebnisse der wissenschaftshistorischen Forschungsprojekte der Leopoldina, aber auch die wissenschaftshistorischen Seminare publiziert.
1974 Die Leopoldina in den 1970er und 1980er Jahren Präsident Heinz Bethge (1974-1990) setzt den unabhängigen Kurs seines Vorgängers fort. Auch er nutzt die Möglichkeiten eines Leopoldina-Präsidenten, um die erreichbaren Freiräume unter den sich jeweils verändernden politischen Bedingungen der späten 1970er und der 1980er Jahre auszuloten. Damit schafft die Leopoldina die Voraussetzungen dafür, nach der friedlichen Revolution in der DDR ein kompetenter Ansprechpartner für die Neuformierung des ostdeutschen Wissenschaftssystems in einer gesamtdeutschen Lehr- und Forschungslandschaft zu sein.
1990 Benno Parthier wird XXIV. Präsident der Leopoldina Am 1. Juli 1990, dem Tag der Währungsumstellung in der alten DDR, tritt Benno Parthier sein Amt als XXIV. Leopoldina-Präsident an. Nach der Wiedervereinigung gelingt es ihm, die Struktur und Arbeitsweise der Leopoldina den Erfordernissen der Wissenschaft anzupassen und die Leopoldina in dem nunmehr gesamtdeutschen Wissenschaftssystem auf eine völlig neue Aufgabe auszurichten.
  Jahrbuch der Leopoldina Alle Aktivitäten der Akademie im Laufe eines Kalenderjahres, Mitteilungen der Präsidenten, Veränderungen im Mitgliederbestand, Laudationes und Berichte erscheinen seit dem Jahr 1990 in den Jahrbüchern der Akademie. Damit wird die unter verschiedenen Titeln bereits seit 1858 existierende Tradition der Berichterstattung über die Akademie fortgesetzt.
1991 Leopoldina wird eingetragener Verein Nach der Wiedervereinigung wird die Leopoldina als Verein eingetragen und erhält damit nach der rechtsfreien Stellung in der DDR wieder einen definierten juristischen Status. Wissenschaftliche Freiheit und politische Unabhängigkeit müssen nun nicht mehr gegen staatliche Eingriffe verteidigt werden.
2000 Gründung der Jungen Akademie Im Sommer des Jahres 2000 rufen die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW) und die Leopoldina gemeinsam „Die Junge Akademie“ ins Leben und bringen damit ein in der Bundesrepublik Deutschland einmaliges Projekt zur institutionellen Förderung des herausragenden wissenschaftlichen Nachwuchses auf den Weg.
2002 350 Jahre Leopoldina Am 17. Januar 2002 beleuchten Wissenschaftshistoriker in der Gründungsstadt Schweinfurt die Zeit der Gründung der Leopoldina im 17. Jahrhundert und berichten über den Stand der Wissenschaften zu dieser Zeit. Die Festveranstaltung am 19. und 20. Juni 2002 in Halle findet gemeinsam mit den drei ebenfalls im 17. Jahrhundert gegründeten traditionsreichen europäischen Akademien statt: der Royal Society (London), der Académie des sciences (Paris) und der Accademia Nazionale dei Lincei (Rom). Alle vier Akademien behandeln in Anwesenheit des Bundespräsidenten Johannes Rau jeweils aus ihrer Sicht das Thema Wissenschaft und Gesellschaft.
2003 Volker ter Meulen wird XXV. Präsident der Leopoldina Im Februar 2003 übernimmt mit Volker ter Meulen (XXV.) aus Würzburg erstmals seit 1878 eine auswärtige Forscherpersönlichkeit die Leitung der Akademie. Unter seiner Präsidentschaft erfolgt eine intensive Zusammenarbeit und Mitwirkung in internationalen Gremien.
2007 G8-Akademien in Halle (Saale) Auf Einladung der Leopoldina treffen sich die Präsidentinnen und Präsidenten der Akademien der G8-Staaten, der fünf Schwellenländer Brasilien, China, Indien, Mexiko und Südafrika sowie Vertreter des Netzwerks der Afrikanischen Akademien der Wissenschaften (NASAC) am 15. und 16. März 2007 im Vorfeld des G8-Gipfels in Heiligendamm in der Wissenschaftsakademie Leopoldina in Halle (Saale). Gemeinsam mit weiteren Expertinnen und Experten verschiedener wissenschaftlicher Disziplinen diskutieren sie gesellschaftlich drängende Fragen und Probleme, die mit der Globalisierung der Weltwirtschaft verbunden sind, und formulieren gemeinsame Empfehlungen, die sie ihren jeweiligen Regierungen zukommen lassen. Bereits seit dem Gipfeltreffen im Jahr 2005 im schottischen Gleneagles erarbeiten die nationalen Akademien der G8-Staaten (Kanada, Frankreich, Deutschland, Italien, Japan, Russland, Großbritannien und die USA) jedes Jahr gemeinsame wissenschaftsbasierte Stellungnahmen zu globalen gesellschaftsrelevanten Themen, die die Regierungen bei ihren Verhandlungen bei den jährlichen G8-Gipfeln unterstützen sollen. Deutschland wird in diesem Kreis der Wissenschaftsakademien durch die Leopoldina vertreten.
2007 Gründung des Leopoldina Akademie Freundeskreises Der Leopoldina Akademie Freundeskreis e.V. unter der Schirmherrschaft von Bundesaußenminister a.D. Hans-Dietrich Genscher unterstützt und fördert seit 2007 Wissenschaft und Forschung der Leopoldina, sowohl ideell als auch materiell. Dies geschieht u.a. durch Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses und mit wissenschaftlichen Veranstaltungen.
2008 Ernennung zur Nationalakademie Die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina wird am 14. Juli 2008 im Rahmen eines Festaktes in Halle zur Nationalen Akademie der Wissenschaften ernannt. Damit erhält Deutschland – wie andere europäische Länder oder die USA – eine Institution, die Politik und Gesellschaft wissenschaftsbasiert berät und die deutsche Wissenschaft in internationalen Gremien repräsentiert. In dieser Funktion hat die Leopoldina seitdem die Aufgabe, in unabhängiger Weise wichtige gesellschaftliche Zukunftsthemen wissenschaftlich zu bearbeiten und die Ergebnisse der Öffentlichkeit und Politik zu vermitteln. Darüber hinaus repräsentiert die Leopoldina die deutschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in internationalen Gremien, in denen auch andere Länder durch ihre Akademien vertreten sind.
2008 Politik und Wissenschaft im Dialog „Der Aufbau einer Nationalen Akademie ist ein richtungsweisender Schritt für die deutsche Forschungslandschaft“, erklärte Annette Schavan, Vorsitzende der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz des Bundes und der Länder und Bundesministerin für Bildung und Forschung. „Politik und Wissenschaft müssen einen kontinuierlichen Dialog führen. Dafür brauchen wir eine nationale Akademie in Deutschland.“
2008 Briefedition Christian Gottfried Nees von Esenbeck Das Akademienvorhaben zu Christian Gottfried Nees von Esenbeck (1776-1858) – „Briefedition. Edition der Amtlichen Korrespondenz“ beschäftigte sich mit dem Leben und Wirken Christian Gottfried Nees von Esenbecks, der von 1818 bis 1858 als XI. Präsident die Geschicke der Kaiserlich Leopoldinisch-Carolinischen Akademie der Naturforscher lenkte. Bislang sind drei der geplanten vier Bände in den Acta Historica Leopoldina erschienen.
2009 Einführung von Klassen Um die Mitglieder stärker in die Erarbeitung von Stellungnahmen und Empfehlungen einzubinden und den interdisziplinären Austausch zu verstärken, werden 2009 die Klassen eingeführt, denen die Fachsektionen zugeordnet sind: Klasse I : Mathematik, Natur- und Technikwissenschaften Klasse II: Lebenswissenschaften Klasse III: Medizin Klasse IV: Geistes-, Sozial- und Verhaltenswissenschaften
2009 Empfehlungen und Stellungnahmen 2009 Energieforschungskonzept - Konzept für ein integriertes Energieforschungsprogramm für Deutschland (15. Oktober 2009, gemeinsam der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften acatech und der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften für die Union der deutschen Akademien der Wissenschaften). In einer gemeinsamen Stellungnahme fordern die drei Akademien eine Forschungsoffensive zugunsten einer integrativen und disziplinenübergreifenden Energieforschung sowie die Einrichtung eines nationalen Koordinierungsgremiums mit Richtlinienkompetenz.
    Für eine neue Politik in der Grünen Gentechnik (13. Oktober 2009, gemeinsam mit der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften acatech und der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften für die Union der Deutschen Akademien der Wissenschaften). In vielen Bereichen hat Gentechnik in den vergangenen Jahren zu entscheidenden Fortschritten geführt. Die Nutzung gentechnisch veränderter Pflanzen („grüne“ Gentechnik) ist trotzdem noch stark eingeschränkt, vor allem durch die politischen Rahmenbedingungen.
    Neue Wege der Stammzellforschung: Reprogrammierung von differenzierten Körperzellen (8. Oktober 2009, gemeinsam mit der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften). Aus differenzierten Körperzellen können durch Reprogrammierung pluripotente Stammzellen werden. Wissenschaftlich bedeutet diese Erkenntnis einen Durchbruch. Auch für die ethische Debatte um humane embryonale Stammzellen gibt es neue Impulse.
    Neue Grippe – Wie gefährlich ist das Virus? (17. Juli 2009). Die Erreger der Influenza sind genetisch besonders wandelbar und können sich sehr schnell verbreiten. Das macht sie so unberechenbar. Mit dem Erscheinen eines neuen Influenza-A-Virus vom Subtyp H1N1, das sich seit März dieses Jahres von Mexiko ausgehend in der menschlichen Bevölkerung ausbreitet, nimmt die Pandemiedrohung jetzt konkretere Gestalt an. Synthetische Biologie (Juli 2009, gemeinsam mit der Deutschen Forschungsgemeinschaft und der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften acatech) Die Synthetische Biologie fügt Biologie, Molekularbiologie, Chemie und Biotechnologie zusammen. Das forschungspolitische Papier bezieht Position zu ausgewählten Forschungsfeldern, aktuellen Herausforderungen, Sicherheitsfragen und ethischen Fragen, die das zukunftsweisende Forschungsfeld der Synthetischen Biologie aufwirft.
    Altern in Deutschland – Gewonnene Jahre (26. März 2009, gemeinsam mit der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften acatech). Im Jahr 2050 werden 40 Prozent der Deutschen älter als 60 Jahre sein. Das Alter wird immer länger und Altsein lässt sich immer besser gestalten. Das hat Auswirkungen auf die Gesellschaft, von der Arbeitswelt bis zum Gesundheitssystem.
2009 Eröffnung Berliner Büro Die Leopoldina eröffnet 2009 ein Büro in Berlin, um ihre Aufgaben in der Nähe der politischen Entscheidungsträger noch besser wahrnehmen zu können. Das Büro befindet sich in Berlin-Mitte, mitten im Regierungsviertel.
2009 Stele zum Gedenken an NS-Opfer Auf Initiative des Präsidiums der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina erinnert im Innenhof der Akademiegebäude in Halle (Saale) eine Gedenkstele an die während des nationalsozialistischen Regimes in Konzentrationslagern getöteten Akademie-Mitglieder. Die vom halleschen Bildhauer Bernd Göbel gestaltete Stele trägt die Namen der neun Wissenschaftler, die in den Konzentrationslagern der Nationalsozialisten ermordet wurden oder an den unmenschlichen und grausamen Bedingungen der Lagerhaft starben. Acht der Opfer stammen aus jüdischen Familien. Auf der Gedenkstele sind die Namen der Opfer, ihre Profession, ihr Geburts- und Todesjahr verewigt: Otto Blumenthal (1876-1944), Mathematiker; Maximilian Flesch (1852-1943), Anatom; Hans Meyer (1871-1942), Chemiker; Georg Pick (1859-1942), Mathematiker; Hans Przibram (1874-1944), Zoologe; Peter Rona (1871-1945), Biochemiker; Emil Starkenstein (1884-1942), Pharmakologe; Leon Wachholz (1867-1942), Gerichtsmediziner; Arthur von Weinberg (1860-1943), Chemiker. „Wir verneigen uns in Trauer vor diesen Mitgliedern der Leopoldina, die nichts anderes verschuldet hatten, als dass sie Professoren waren und, mit Ausnahme von Leon Wachholz, Professoren jüdischer Herkunft“, so der Präsident der Leopoldina, Prof. Dr. Volker ter Meulen in seiner Gedenkrede anlässlich der Enthüllung des Mahnmals. Ter Meulen macht deutlich, dass der Akademie die öffentliche Aufarbeitung der eigenen Geschichte in den Jahren 1933 bis 1945 besonders wichtig ist, ebenso wie einen konkreten Ort für das Gedenken zu schaffen. „Denn die Geschichte ist nur dann unsere Geschichte, wenn wir wissen, wie sie erinnert wird, und nicht nur, wie und wann und vielleicht auch warum sie sich ereignet hat“, so Volker ter Meulen. Die Stele entstand mit finanzieller Unterstützung des Freundeskreises der Leopoldina.
2010 Jörg Hacker wird XXVI. Präsident der Leopoldina Der Mikrobiologe Jörg Hacker wird am 1. Oktober 2009 vom Senat der Leopoldina in geheimer und schriftlicher Abstimmung zum neuen Präsidenten der Leopoldina gewählt. Hacker wird der XXVI. Präsident der Leopoldina. Er übernimmt das Amt am 26. Februar 2010 von Volker ter Meulen, der die Akademie seit 2003 leitete.
2010 Empfehlungen und Stellungnahmen 2010 Prädiktive genetische Diagnostik als Instrument der Krankheitsprävention (November 2010, gemeinsam mit der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften acatech und der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (für die Union der deutschen Akademien der Wissenschaften)). Je eher eine Krankheit erkannt wird, desto besser kann sie behandelt werden. Der Blick auf die Erbanlagen wird dabei immer wichtiger. Mit Prädiktiver Genetischer Diagnostik kann erkannt werden, ob eine Veranlagung zu einer Krankheit besteht, bevor diese überhaupt ausbricht.
    Zur Novellierung der Tierversuchsrichtlinie (6. April 2010, gemeinsam mit der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften acatech und der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (für die Union der deutschen Akademien der Wissenschaften)). Bei der Diskussion des Richtlinienentwurfs sollten aus Sicht der drei Akademien mehrere Punkte in Betracht gezogen werden, um die Funktionsfähigkeit der europäischen Forschung zu gewährleisten und damit ihr Potenzial zu erhalten, entscheidende Beiträge zum Wohle des Menschen und seiner Gesundheit zu leisten.
2010 EASAC-Geschäftsstelle zieht an die Leopoldina Die Geschäftstelle der Europäischen Akademienvereinigung EASAC (European Academies’ Science Advisory Council) zieht im April 2010 von der Royal Society in London an den Sitz der Leopoldina. EASAC vereint seit der Gründung 2001 die nationalen Wissenschaftsakademien der EU-Mitgliedstaaten und erarbeitet Berichte und Stellungnahmen zu EU-weit politisch relevanten Wissenschaftsthemen.
2011 Empfehlungen und Stellungnahmen 2011 Präimplantationsdiagnostik (PID): Auswirkungen einer begrenzten Zulassung in Deutschland (Januar 2011, gemeinsam mit der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften acatech und der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (für die Union der deutschen Akademien der Wissenschaften)). Die Präimplantationsdiagnostik (PID) soll Eltern, die ein hohes Risiko für die Geburt eines Kindes mit einer schweren erblichen Krankheit haben, die Geburt eines Kindes ermöglichen, das von der betreffenden Krankheit nicht betroffen ist.
    Energiepolitische und forschungspolitische Empfehlungen nach den Ereignissen in Fukushima (7. Juni 2011). Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina hat die „Energiepolitischen und forschungspolitischen Empfehlungen nach den Ereignissen von Fukushima“ auf Bitten von Bundesministerin Annette Schavan vom 22. März 2011 erarbeitet. Die Empfehlungen basieren auf dem im Herbst 2009 vorgelegten Energieforschungsprogramm, das die Leopoldina gemeinsam mit der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften und der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (für die Union der Akademien) erarbeitet hatte.
2011 Schriften Goethes zur Naturwissenschaft erscheinen in kommentierter Ausgabe Die umfangreiche Arbeit an der von der Leopoldina betreuten historisch-kritischen Ausgabe von „Goethes Schriften zur Naturwissenschaft“ wird nach 70 Jahren abgeschlossen. Die Leopoldina-Ausgabe bietet dem Leser erstmals sämtliche Texte Johann Wolfgang von Goethes zur Naturforschung, kommentiert in chronologischer Ordnung mit den zugeordneten Materialien und ergänzt um zeitgenössische Zeugnisse. Die Ausgabe zeigt zudem Verbindungen auf, die zwischen seinem naturwissenschaftlichen und literarischen Werk sowie den geistigen und wissenschaftlichen Strömungen seiner Zeit bestehen. Sie umfasst 21 Text- und Kommentarbände mit mehreren Unterbänden.
2012 Neues Hauptgebäude der Leopoldina Mit Beginn des Jahres 2012 bezieht die Leopoldina ihr neues Hauptgebäude, das es der Akademie auch räumlich ermöglicht, ihren Aufgaben als Nationale Akademie der Wissenschaften gerecht zu werden. Am 9. November 2010 hatte Leopoldina-Präsident Jörg Hacker gemeinsam mit der Bundesministerin für Bildung und Forschung Annette Schavan den Grundstein für die mit 15,2 Millionen Euro aus dem Konjunkturpaket II finanzierte Sanierung des denkmalgeschützten ehemaligen Logenhauses gelegt, am 18. Mai 2011 wurde das Richtfest gefeiert.
2012 Empfehlungen und Stellungnahmen 2012 Tierversuche in der Forschung: Empfehlungen zur Umsetzung der EU-Richtlinie 2010/63/EU in deutsches Recht (März / Oktober 2012, gemeinsam mit der Union der deutschen Akademien der Wissenschaften). Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina und die Union der deutschen Akademien der Wissenschaften betrachten es als ihre Aufgabe, diesen für die wissenschaftlichen Tierversuche und den Forschungsstandort Deutschland überaus wichtigen Rechtsetzungsprozess im Geiste konstruktiver Kritik zu begleiten. Sie haben daher eine ausführliche Stellungnahme erarbeitet.
    Bioenergie: Möglichkeiten und Grenzen (26. Juli 2012). Die Stellungnahme „Bioenergie: Möglichkeiten und Grenzen“ der Leopoldina gibt Empfehlungen zur Nutzung von Bioenergie und erklärt, unter welchen Bedingungen sie begrenzt sinnvoll sein kann.
    Zukunft mit Kindern: Mythen, Kernaussagen und Empfehlungen zu Fertilität und gesellschaftlicher Entwicklung (15. Oktober 2012, gemeinsam mit der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und der Jacobs Foundation). Die Arbeitsgruppe Zukunft mit Kindern – Fertilität und gesellschaftliche Entwicklung konzentrierte sich auf die Ursachen der niedrigen Geburtenzahlen in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Dabei war die Orientierung am Lebenslauf ein wichtiges durchgängiges Element. Zukunft mit Kindern heißt aus dieser Perspektive vor allem, die Gestaltung von Lebensläufen neu zu denken, damit allen – Frauen wie Männern – dauerhaft die gleiche Teilhabe an den gesellschaftlichen Lebensbereichen ermöglicht wird.
2013 Empfehlungen und Stellungnahmen 2013 Antibiotika-Forschung: Probleme und Perspektiven (28. Januar 2013, gemeinsam mit der Akademie der Wissenschaften in Hamburg). Antibiotika-resistente Bakterien und fehlende Antibiotika gefährden zunehmend die erfolgreiche Behandlung von bakteriellen Infektionskrankheiten. Diese Stellungnahme beschreibt den unbefriedigenden Status Quo in der Entwicklung neuer Antibiotika und gibt auf breiter Basis Empfehlungen für Lösungsansätze in Forschung, Politik und Gesellschaft.
  Fünf Jahre Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina Am 14. Juli 2008 hat die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz des Bundes und der Länder die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina zur Nationalen Akademie der Wissenschaften ernannt. Damit hat sie eine legitimierte Institution geschaffen, die unabhängig von wirtschaftlichen oder politischen Interessen wichtige gesellschaftliche Zukunftsthemen wissenschaftlich bearbeitet, die Ergebnisse der Politik und der Öffentlichkeit vermittelt und diese Themen national wie international vertritt.
2020 Gerald H. Haug wird XXVII. Präsident der Leopoldina Der Klimaforscher Gerald Haug wird am 11. Dezember 2019 vom Senat der Leopoldina in geheimer und schriftlicher Abstimmung zum neuen Präsidenten der Leopoldina gewählt. Haug wird der XXVII. Präsident der Leopoldina. Er übernimmt das Amt am 1. März 2020 von Jörg Hacker, der die Akademie seit 2010 leitete.