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Leopoldina-Lecture „Beethoven und seine Taubheit“

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Vortrag von Prof. Dr. Hans-Peter Zenner ML, Tübingen

Datum: Dienstag, 23. April 2013
Uhrzeit: 19:00
Ort: Universität Tübingen, Festsaal Alte Aula, Münzgasse 30, 72070 Tübingen

Beethoven war zunächst schwerhörig und am Schluss taub. Seine Schwerhörigkeit begann 1798 und sie war durch eine ganze Reihe von recht typischen Symptomen gekennzeichnet. Hochtonverlust, Sprachverständlichkeitsverlust, Tinnitus-Recruitment, Hyperakusis. Woher wissen wir das? Wir wissen es aus Briefen, die er seinen Freunden geschrieben hat. Ein wichtiger Freund war der Arzt Franz-Gerhard Wegeler, ein weiterer wichtiger Freund war Karl Amenda, ein Pastor und kurländischer Konsistorialrat. 1801 schrieb er beiden Briefen. 31 Jahre alt war Beethoven damals.

Kant sagte einmal, die Fehlsichtigkeit trenne von den Dingen, die Schwerhörigkeit trenne von den Menschen. Was Beethoven beschreibt, ist die charakteristische soziale Isolation der Schwerhörigen, eine Krankheit, die im wahrsten Sinne des Wortes doppelt unsichtbar ist. Die Krankheit als solche kann man nicht sehen und der Betroffene selbst macht sich unsichtbar, er zieht sich zurück. Menschliche Kommunikation ist zutiefstes Humanum, und die Fähigkeit dazu geht Beethoven verloren.