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Im Jahrhundert der Migration: Psychische Funktionstüchtigkeit als Schlüssel für gelingende Gesellschaften

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Leopoldina-Weihnachtsvorlesung

Datum: Dienstag, 13. Dezember 2016
Uhrzeit: 17:00
Ort: Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina, Jägerberg 1, 06108 Halle (Saale)

Der Stifterverband und die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina zeichnen die beiden Konstanzer Klinischen Psychologen und Neuropsychologen Dr. Maggie Schauer und Prof. Dr. Thomas Elbert mit dem Carl-Friedrich-von-Weizsäcker-Preis aus. Die Ehrung findet am 13. Dezember in Halle (Saale) im Rahmen der traditionellen Weihnachtsvorlesung der Leopoldina statt, die beide Preisträger gemeinsam zum Thema „Im Jahrhundert der Migration: Psychische Funktionstüchtigkeit als Schlüssel für gelingende Gesellschaften“ halten.

Gewalterfahrungen hinterlassen nicht nur im mentalen Gedächtnis Spuren, sondern verändern die Systemdynamik des einzelnen Menschen, physiologisch, im Verhalten, Denken wie auch Fühlen. Von körperlicher Erregung begleitete Erfahrungen werden nämlich nicht wie in der Geschichtswissenschaft als vergangene Episoden einfach vermerkt, sondern sollen in Form von epigenetischen, neuronalen und verhaltensmodifizierenden Systemänderungen den Organismus für künftige Gefahren fit machen. Wenn die gesamte Belastung zu hoch wird, ist eine Anpassung aber nicht mehr positiv möglich, es kommt zu seelischem Leid und Funktionsverlust, so dass Überlebende ihr Dasein in Zivilgesellschaften nicht mehr meistern können.

Maggie Schauer und Thomas Elbert haben gemeinsam mit dem Bielefelder Wissenschaftler Prof. Dr. Frank Neuner die „Narrative Expositionstherapie“ entwickelt und ihre Anwendung untersucht. Sie ist ein Behandlungsverfahren, das insbesondere in Konflikt- und Krisenregionen zum Einsatz kommt und vor allem für die Therapie von Opfern organisierter Gewalt und zur Behandlung von Kriegsflüchtlingen entwickelt wurde. In Feldstudien in Afrika und Asien konnte das Behandlungsverfahren erfolgreich angewendet werden. Schauer und Elbert erforschen bereits seit zwei Jahrzehnten die Folgen organisierter Gewalt wie Krieg, Folter und sexuelle Gewalt für das Individuum, ihre Familien und die Gesellschaft. Am Kompetenzzentrum für Psychotraumatologie der Universität Konstanz untersuchen sie nicht nur psychosoziale Auswirkungen der Gewalt, sondern auch molekularbiologische und neurophysiologische Veränderungen als Folgen von Gewalterfahrungen. Weltweit einmalig ist dabei, dass sich Laborstudien in Konstanz und Untersuchungen in Kriegs- und Krisenregionen zu einem Gesamtbild ergänzen.

Der Carl-Friedrich-von-Weizsäcker-Preis ist der Wissenschaftspreis des Stifterverbandes und mit 50.000 Euro dotiert. Er wird gemeinsam mit der Leopoldina alle zwei Jahre an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler oder Forscherteams vergeben, die einen Beitrag zur wissenschaftlichen Bearbeitung gesellschaftlich wichtiger Probleme geleistet haben.

Kontakt und Anmeldung

Die Veranstaltung ist öffentlich, um Anmeldung wird gebeten.

Zur Anmeldung

Kontakt:
Peggy Glasowski
Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina
Tel. 0345-47 239 912
Fax 0345-47 239 919
peggy.glasowski @leopoldina.org

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