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Foto: Jutta Jung | DKFZ
Wahljahr: | 2023 |
Sektion: | Humangenetik und Molekulare Medizin |
Stadt: | Heidelberg |
Land: | Deutschland |
Forschungsschwerpunkte: Epigenetik, Genetik, Leukämie, ProstatakrebsChristoph Plass ist ein deutscher Molekular- und Zellbiologe, der zur Genetik und Epigenetik von Krebserkrankungen forscht. Als erster Wissenschaftler hat er anhand genomweiter Untersuchungen gezeigt, dass außer genetischen auch epigenetische Veränderungen erheblich zur Entstehung und zum Wachstum von Tumoren beitragen.
Der genetische Code ist in der Basenfolge der DNA festgelegt. Doch daneben existiert ein zweiter Code: Auch Veränderungen an der DNA oder an ihren Verpackungsproteinen, den Histonen, bestimmen darüber, welche Gene abgelesen werden. Wichtige Elemente des epigenetischen Codes sind die Methylierung spezifischer DNA-Bereiche und Histon-Modifikationen. Diese epigenetischen Veränderungen spielen eine entscheidende Rolle bei der Entstehung und Progression verschiedener Krebserkrankungen.
Im Fokus von Christoph Plass‘ Forschung stehen Leukämien, insbesondere die chronische lymphatische Leukämie (CLL), eine Erkrankung, bei der sich die zum adaptiven Immunsystems zählenden B-Zellen während ihrer Reifung maligne verändern. Eine CLL kann sich dabei aus nahezu allen Reifestadien entwickeln. Das Team des Molekular- und Zellbiologen verglich die Muster der DNA-Methylierung bei den maligne veränderten B-Zellen mit ihrem gesunden Pendant. Das überraschende Ergebnis: Die deutlichen Methylierungsunterschiede, die zuvor als charakteristisch für Krebs galten, spiegeln tatsächlich eher das typische Muster des jeweiligen Reifestadiums zum Zeitpunkt der malignen Transformation wider. Dieses Methylierungsmuster „friert“ die Zelle ein, und nur wenige spätere Veränderungen sind tatsächlich spezifisch für Krebs. Das Team um Christoph Plass stellte zudem fest, dass Leukämien, die aus fortgeschrittenen Reifungsstadien stammen, besser auf eine Therapie ansprachen.
Christoph Plass erforscht auch epigenetische Krebstherapien, die sich als effektiv in der Tumortherapie von einigen Leukämien erwiesen haben. Dieser Ansatz erfordert, dass Tumorzellen auf ihrer Oberfläche besondere Proteinstrukturen, so genannte Antigene, präsentieren, damit T-Zellen sie von gesunden Zellen unterscheiden können. Diese Strukturen können tumorassoziierte Antigene sein oder durch Mutationen veränderte Proteine. Es kann sich aber auch um neue Genprodukte handeln, die in Tumorzellen entstehen, weil ganz andere Bereiche von Genen abgelesen werden. Ein gemeinsames Team um Christoph Plass sowie der Universität Tübingen stattete Tumorzellen mithilfe epigenetisch wirkender Substanzen mit neuen Antigenen aus, um zytotoxische T-Zellen zu aktivieren. Die Forschenden konnten experimentell zeigen, dass so tatsächlich neue Transkripte entstehen. Diese stammen meist von endogenen Retroviren, vermutlich handelt es sich dabei um Relikte lang zurückliegender retroviraler Infektionen. Diese Erkenntnis könnte einen neuen Weg eröffnen, um mit einer Kombination verschiedener Substanzen die Wirksamkeit von Krebsimmuntherapien zu steigern.
Die Grundlagenforschung von Christoph Plass hat wesentlich zu einem vertieften Verständnis von onkologischen und hämatologischen Erkrankungen beigetragen und eröffnet neue Therapieansätze.
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