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Foto: Markus Scholz | Leopoldina
Wahljahr: | 2022 |
Sektion: | Biochemie und Biophysik |
Stadt: | Würzburg |
Land: | Deutschland |
Forschungsschwerpunkte: Nukleinsäuren, Ribozyme, katalytische Funktionen, RNA Modifikationen, SARS-CoV-2-Virus, antivirale Wirkstoffe
Claudia Höbartner ist eine österreichische Chemikerin. Schwerpunkt ihrer Forschung sind die Nukleinsäuren DNA und RNA. Sie erforscht deren Struktur und katalytische Funktion und hat neue Einblicke in die Zentren dieser Katalysatoren ermöglicht. Ihre Arbeit kann Erkenntnisse liefern, die sich womöglich für die Bekämpfung von Infektionskrankheiten nutzen lassen.
Gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen konnte Claudia Höbartner erstmals die räumliche Struktur eines DNA-Enzyms aufklären, und damit beweisen, dass sich auch einzelsträngige DNA zu komplexen dreidimensionalen Formen falten kann, um ein aktives Zentrum für katalytische Aktivität auszubilden. In weiteren Arbeiten hat sie diese katalytische Funktion näher untersucht und Mechanismen aufgeklärt, wie die DNA- und RNA-Enzyme den Ablauf biochemischer Reaktionen vermitteln.
Für ihre Forschung entwickelt Claudia Höbartner neuartige Methoden und Verfahren im Bereich der chemischen Synthese modifizierter RNA und für die chemische Evolution von funktionalen Nucleinsäuren. Sie hat neue Wege gefunden, über die Nukleinsäuren gezielt modifiziert werden können. Mit ihrem Team entwickelte sie im Labor das erste RNA-Enzym (Ribozym), das in einem anderen RNA-Molekül eine gezielte Modifikation vornehmen und dessen Struktur verändern kann. Dieses Ribozym wirft ein interessantes Schlaglicht auf die Evolution. Nach der „RNA-Welt-Hypothese“ gehörten RNAs zu den ersten informationsspeichernden und gleichzeitig enzymatisch aktiven Molekülen. Ribozyme, die dem von Claudia Höbartner und ihrem Team entwickelten ähnlich sind, könnten im Lauf der Evolution methylierte RNAs erzeugt haben. Das wiederum hat womöglich zu einer größeren strukturellen und damit funktionellen Vielfalt von RNA-Molekülen geführt. In der Natur sind es spezialisierte Protein-Enzyme, die Methylgruppen an RNAs anbringen. Diese Proteine verwenden Cofaktoren, die RNA-ähnliche Bauteile enthalten. Daher liegt die Vermutung nahe, dass diese Cofaktoren evolutionäre 'Überreste' früherer enzymatisch aktiver RNAs sein könnten, die möglicherweise in der Natur längst verloren gegangenen sind. Durch die Aufklärung der molekularen Struktur des Methyltransferase-Ribozyms konnte auch ein unerwarteter katalytischer Mechanismus entschlüsselt werden. Mit diesen Arbeiten hat Claudia Höbartner einen wesentlichen Beitrag zur Chemie katalytisch aktiver Nukleinsäuren geleistet.
In jüngeren Arbeiten beschäftigt sich Claudia Höbartner mit nucleosidischen Wirkstoffen gegen das SARS-CoV-2-Virus. Zusammen mit Strukturbiologinnen und -biologen hat sie aufgeklärt, über welche Mechanismen antivirale Wirkstoffe die Vermehrung des SARS-CoV-2-Virus stören. Die Erkenntnisse aus ihrer Forschung können eine wichtige Grundlage für die Entwicklung von Medikamenten gegen andere virale Krankheitserreger sein.
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