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Wahljahr: | 2019 |
Sektion: | Organismische und Evolutionäre Biologie |
Stadt: | Ithaca, NY |
Land: | USA |
Forschungsschwerpunkte: Verhaltensbiologie, Soziobiologie, Evolution, Honigbienen, Schwarmverhalten, Schwarmintelligenz
Thomas D. Seeley ist ein amerikanischer Verhaltensbiologe. Seine Forschung konzentriert sich auf die kollektive Intelligenz von Honigbienenvölkern, insbesondere auf den „demokratischen" Prozess des Schwarms einen Nistplatz auszuwählen. Er gilt als einer der wichtigsten Vertreter des Konzepts der Schwarmintelligenz (SI).
Seeley ist selbst seit seiner Jugend als Hobby-Imker tätig und begann bereits in seiner Dissertation das Verhalten dieser Tiere zu untersuchen. Obwohl der Mensch die Honigbiene schon seit Tausenden von Jahren nutzt, reichen unsere wissenschaftlichen Studien über ihr Verhalten und soziales Zusammenleben nur etwa ein Jahrhundert zurück. Noch heute erklärt Seeley: "Es gibt immer noch viele, viele verblüffende Geheimnisse über das interne Gefüge eines Honigbienenvolkes oder gar über die einzelne Arbeitsbiene".
Von 1995 bis 2010 untersuchte Seeley akribisch die Verhaltensmechanismen, mit denen ein Honigbienenschwarm einen zukünftigen Heimatstandort annimmt oder ablehnt. Dabei führen einige hundert Kundschafterbienen eine Art „Debatte" durch, um aus einem Dutzend möglicher Nisthöhlen die beste auszuwählen.
Von 1980 bis 1995 untersuchte Seeley, wie die Bienen in einem Bienenstock beim Sammeln von Nahrung als integrales Ganzes funktionieren, insbesondere wie sie sich auf kluge Weise über eine sich ständig verändernde Landschaft von Blumenflecken verteilen. Seine Ergebnisse fasste er 1995 in dem Buch „Honigbienen: Im Mikrokosmos des Bienenstocks" zusammen. Sein 2010 erschienenes Buch „Bienendemokratie" weckte besonders großes Interesse. Darin beschrieb er auf leicht verständliche Weise den interessanten demokratischen Prozess, mit dem ein Bienenvolk seinen Heimatstandort auswählt.
Über einen Zeitraum von 15 Sommern untersuchte Seeley kontinuierlich das Phänomen der Nistplatzwahl der Honigbienen. Dazu war es notwendig, die Debatten zwischen mehreren hundert Kundschafterbienen eines Schwarms zu „belauschen“, all ihre Wackeltänze auf Video aufzuzeichnen und zu übersetzen. Anschließend beschrieb er umfassend das Entscheidungsverhalten von Honigbienenschwärmen.
Nach seinen Erkenntnissen ist diese Entscheidungsfindung im Wesentlichen ein Wettbewerb, bei dem es darum geht, welche Option als erste eine bestimmte Schwelle oder ein bestimmtes Quorum an Unterstützung bei den Kundschafterbienen erreicht. Wenn dieses Quorum erreicht ist, spüren die Bienen dies und veranlassen den Schwarm, seinen vorübergehenden Zwischenstopp zu verlassen und steuern ihn dann zu seinem Ziel, der neuen Heimat. Nach Seeley führt das Quorum-Prinzip zu einer optimalen demokratischen Entscheidung. Dazu schlagen einige wenige Kundschafterbienen dem Schwarm durch Wackeltänze neue Wohnplätze vor, die dann vom Schwarm in einem mehrstufigen Prozess bewertet werden, ehe am Ende ein einziger neuer Nistplatz endgültig akzeptiert wird.
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