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Cordelia Schmid erhält Körber-Preis für die Europäische Wissenschaft 2023

Cordelia Schmid erhält Körber-Preis für die Europäische Wissenschaft 2023

Dr. Cordelia Schmid
Foto: Marcus Gloger/Körber-Stiftung

Die als Pionierin der KI-gestützten Bildverarbeitung geltende Informatikerin Cordelia Schmid wird mit dem Körber-Preis für die Europäische Wissenschaft 2023 ausgezeichnet, der mit einer Million Euro dotiert ist. Die Körber-Stiftung würdigt damit ihre Entwicklung bahnbrechender neuer Verfahren und Algorithmen, mit deren Hilfe Computer Bilder inhaltlich verstehen und so innerhalb von Sekundenbruchteilen Motive und Objekte auffinden können. Cordelia Schmid ist Forschungsdirektorin des National Institute for Research in Digital Science and Technology (Inria). Der Leopoldina gehört sie seit 2017 an.

Im Zentrum ihrer Forschung steht die Entwicklung intelligenter, lernfähiger Maschinen, also die Erforschung künstlicher Intelligenz. Dabei verfolgt sie das Ziel, Maschinen das „Sehen“ beizubringen. Das heißt, Maschinen sollen die eingehenden Bilder analysieren und sinnvoll auf deren Umgebung reagieren. Hierbei kommt es darauf an, dass die Maschine nicht nur Muster, sondern beispielsweise bei der Interaktion mit einem Menschen auch Handlungen erkennt und deutet. Konnte Cordelia Schmid bereits mit ihrer Doktorarbeit 1996 grundlegende neue Verfahren der Bilderkennung entwickeln, gelang es ihr auch in den Folgejahren, leistungsstarke Algorithmen der „Computer-Vision“ zu etablieren, die heute als Standard gelten. Aktuell forscht die Informatikerin an KI-Systemen, die auf „Vision-Language-Modellen“ basieren, also auf Diensten, die gleichzeitig Bildsequenzen und den dazu gesprochenen Text analysieren und diese später sinnvoll erweitern können. Mit deren Hilfe könnte zukünftig auch die Entwicklung intelligenter Hilfsroboter für Krankenhäuser und Altenheime möglich werden.

Cordelia Schmid studierte an der Universität Karlsruhe Informatik und wurde nach Erhalt eines Marie-Curie-Stipendiums der EU und eines Inria-Stipendiums 1996 am Institut National Polytechnique (INP) in Grenoble/Frankreich promoviert. Anschließend war sie ein Jahr als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Robotic Institute der Oxford University/UK tätig, bevor sie 1997 nach Grenoble/Frankreich ging. Hier habilitierte sie sich 2001 im Fach Informatik am INP und war bis 2004 als Wissenschaftliche Angestellte am Inria tätig. Seit 2004 ist Schmid Forschungsdirektorin dieses Instituts. Parallel war sie von 2013 bis 2018 Chefredakteurin der Fachzeitschrift „International Journal of Computer Vision“, deren Co-Herausgeberin sie bereits bis 2012 war. Seit 2018 ist sie zusätzlich als Research Scientist für Google tätig. Für ihre Forschungsleistungen ist Cordelia Schmid bereits mehrfach ausgezeichnet worden – u. a. mit dem Forschungspreis der Alexander von Humboldt-Stiftung (2015), dem Grand Prix der Französischen Akademie der Wissenschaften (2016), dem PAMI Distinguished Researcher Award der Computer Society des Institute of Electrical and Electronics Engineer (2020) oder dreimal mit dem Longuet-Higgins Preis der IEEE (2006, 2014 und 2016). 2013 erhielt sie einen Advanced Grant des Europäischen Forschungsrates (ERC). Zudem wurde sie 2020 Fellow des European Laboratory for Learning and Intelligent Systems (ELLIS) und 2022 der Asian-Pacific Artificial Intelligence Association. Die Leopoldina nahm Cordelia Schmid 2017 in die Sektion Informationswissenschaften auf.

Mit dem mit einer Million Euro dotierten Körber-Preis für die Europäische Wissenschaft erhält Cordelia Schmid einen der höchst-dotierten Forschungspreise weltweit. Die Körber-Stiftung würdigt damit jährlich herausragende und in Europa tätige Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler für innovative und vielversprechende Forschungsarbeiten in den Life und Physical Sciences. Erst im letzten Jahr erhielt Zellbiologe und Leopoldina-Mitglied Anthony Hyman den Körber-Preis und bereits zuvor wurden mehrfach Leopoldina-Mitglieder mit dieser Auszeichnung geehrt – unter anderen Bernhard Schölkopf (2019) sowie die späteren Nobelpreisträger Svante Pääbo (2018) und Stefan Hell (2011).