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Pressemitteilung | Donnerstag, 28. September 2023

Regeln der Wirklichkeit – Regeln für die Wirklichkeit: Jahresversammlung der Leopoldina zum Thema Gesetze wird heute eröffnet

Der Begriff „Gesetz“ steht im Mittelpunkt der diesjährigen Jahresversammlung der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina. Das Tagungsthema umfasst damit Naturgesetze, die Regelmäßigkeiten beschreiben, die wir in der Natur beobachten, ebenso wie juristische Normen, die das Zusammenleben in Gesellschaften regeln, sowie religiöse Regeln, die als „gottgegeben“ angenommen werden. Der interdisziplinäre Ansatz des Programms unter dem Titel „Gesetz(e): Regeln der Wirklichkeit – Regeln für die Wirklichkeit“ zeigt, dass es bei genauerer Betrachtung viele Parallelen beim Umgang der unterschiedlichen Wissenschaftsdisziplinen mit dem Thema „Gesetz“ gibt. Die Tagung beginnt heute 15:00 Uhr in Halle (Saale) mit einer feierlichen Eröffnung, bei der unter anderem der Ministerpräsident des Landes Sachsen-Anhalt Dr. Reiner Haseloff sowie Prof. Dr. Sabine Döring, Staatssekretärin im Bundesministerium für Bildung und Forschung, Grußworte sprechen. Die Veranstaltung wird im Livestream übertragen.

„Das Thema der Jahresversammlung – Gesetze – verbindet die unterschiedlichen Wissenschaftskulturen unserer Akademie“, sagt Leopoldina-Präsident Prof. (ETHZ) Dr. Gerald Haug. „Naturwissenschaftlerinnen und Naturwissenschaftler stellen auf empirischer Grundlage Naturgesetze auf, die jedoch prinzipiell falsifizierbar sind. Im juristischen Sinne sind Gesetze normativ, sie benötigen in jedem Staat Instanzen, die sie durchsetzen. Die Sozial- und Geisteswissenschaften zeigen zudem, dass Gesetze sich in einem Spannungsfeld zwischen ethischen Ansprüchen, kulturellen Gewohnheiten und individuellen Motivationen zur Geltung bringen müssen.”

„Es lässt sich eine Gemeinsamkeit zwischen juristischen Gesetzen und Naturgesetzen erkennen: Sie sind veränderbar, geben aber eine Zeitlang Orientierung bei der Erklärung der Welt und eine Anleitung, wie mit ihr umzugehen ist“, sagt der Rechtswissenschaftler und ehemalige Präsident des Bundesverfassungsgerichts Prof. Dr. Andreas Voßkuhle. „Wir haben es mit einem schillernden Gegenstand zu tun, der sofort seine Eindeutigkeit verliert, wenn wir etwas länger darüber nachdenken.“ Gemeinsam mit dem Romanisten Prof. Dr. Andreas Kablitz, Senator der Sektion Kulturwissenschaften, sowie dem Physiker Prof. Dr. Konrad Samwer hat Voßkuhle die wissenschaftliche Koordination der Jahresversammlung übernommen. Die drei Leopoldina-Mitglieder geben in einem Interview auf der Website der Leopoldina einen Einblick in das Konzept der Tagung: www.leopoldina.org/presse/newsletter/interview-andreas-kablitz-andreas-vosskuhle-konrad-samwer/

Im Eröffnungsvortrag „How Can Laws Be Natural?“ diskutiert Leopoldina-Mitglied und Wissenschaftshistorikerin Prof. Dr. Lorraine Daston das Konzept der Naturgesetze. Im Abendvortrag ab 19:00 Uhr erläutert der Musikwissenschaftler Prof. em. Dr. Hans-Joachim Hinrichsen, wie Ludwig van Beethoven mit seinen innovativen Kompositionen zwar künstlerische Regeln seiner Zeit brach, dabei jedoch den Gesetzmäßigkeiten der musikalischen Freiheit folgte. Die vier fachlichen Sessions am Freitag beinhalten unter anderem Vorträge zu den Themen Gesetz, Gesetzmäßigkeit und Gewohnheit im Alltag, Vergeltung und Naturgesetz im frühgriechischen Denken sowie zu Richtig und Falsch in der Mathematik.

Gäste der Jahresversammlung sind auch in diesem Jahr begabte Schülerinnen und Schüler aus ganz Deutschland. Sie verfolgen die wissenschaftlichen Vorträge der Jahresversammlung und kommen mit Forscherinnen und Forschern ins Gespräch. Erstmals konnten sich auch (Post-)Doktorandinnen und Doktoranden auf eine Förderung ihrer Teilnahme bewerben. Die finanziellen Mittel wurden vom Leopoldina Akademie Freundeskreis e.V. und der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung zur Verfügung gestellt.

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Über die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina
Als Nationale Akademie der Wissenschaften leistet die Leopoldina unabhängige wissenschaftsbasierte Politikberatung zu gesellschaftlich relevanten Fragen. Dazu erarbeitet die Akademie interdisziplinäre Stellungnahmen auf der Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse. In diesen Veröffentlichungen werden Handlungsoptionen aufgezeigt, zu entscheiden ist Aufgabe der demokratisch legitimierten Politik. Die Expertinnen und Experten, die Stellungnahmen verfassen, arbeiten ehrenamtlich und ergebnisoffen. Die Leopoldina vertritt die deutsche Wissenschaft in internationalen Gremien, unter anderem bei der wissenschaftsbasierten Beratung der jährlichen G7- und G20-Gipfel. Sie hat rund 1.700 Mitglieder aus mehr als 30 Ländern und vereinigt Expertise aus nahezu allen Forschungsbereichen. Sie wurde 1652 gegründet und 2008 zur Nationalen Akademie der Wissenschaften Deutschlands ernannt. Die Leopoldina ist als unabhängige Wissenschaftsakademie dem Gemeinwohl verpflichtet.

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