Prof. Dr. Georg F. Hoffmann
- Fachbereich Gynäkologie und Pädiatrie
- Ort Heidelberg, Deutschland
- Wahljahr 2018
Forschung
Forschungsschwerpunkte: Genetische Stoffwechselerkrankungen, genetische Hepatopathien, Neurotransmitterdefekte, Kohorten- und Arzneimittelstudien seltener Erkrankungen, Gentherapien, Neugeborenenscreening
Georg F. Hoffmann ist ein deutscher Kinder- und Jugendarzt. Als Experte für angeborene Stoffwechselerkrankungen befasst er sich mit einer Vielzahl genetisch bedingter Defekte, die den Abbau, die Synthese oder den Transport von Stoffwechselprodukten beeinträchtigen. Unbehandelt ziehen sie schwere gesundheitliche Folgen nach sich, frühzeitig diagnostiziert und therapiert, eröffnen sie jedoch den Kindern gute Chancen auf eine normale Entwicklung.
Zu den genetisch bedingten Erkrankungen gehören Störungen des Aminosäurenstoffwechsels wie die Phenylketonurie, die Ahornsirupkrankheit, die Mukoviszidose und die spinale Muskelatrophie, die alleunbehandelt schwere neurologische Schäden oder sogar einen früheren Tod bedingen . Störungen des Kohlenhydratstoffwechsels, wie Glykogenosen oder Galaktosämie, betreffen die Speicherung und den Abbau von Zuckermolekülen und können zu Leber- und Muskelerkrankungen sowie Hypoglykämien führen. Defekte im Ammoniakstoffwechsel, darunter der Mangel am Enzym Ornithintranscarbamylase (OTC), verhindern die effektive Entgiftung von Stickstoffverbindungen und führen zu einer mitunter lebensbedrohlichen Anhäufung von Ammoniak. Ebenso gravierend wie diese Enzymmängel sind Neurotransmitterdefekte wie der Tyrosinhydroxylase-Mangel, die neurologische Beeinträchtigungen nach sich ziehen.
Georg F. Hoffmann widmet seine Forschung der molekulargenetischen Analyse, Diagnose und Behandlung dieser Erkrankungen. Ein zentraler Schwerpunkt seiner Arbeit ist die Weiterentwicklung des Neugeborenenscreenings, das es ermöglicht, viele dieser Stoffwechselstörungen bereits in den ersten Lebenstagen zu identifizieren und durch gezielte Therapien schwere Verläufe zu verhindern. Als der Pädiater 1991 die Leitung des Screeninglabors für Baden-Württemberg übernahm, umfasste das Programm lediglich drei Erkrankungen, heute sind es 19 – dank genetischer Analysen und Tandem-Massenspektrometrie. Das umfangreiche Screening bewahrt jährlich über 700 Neugeborene vor potenziell lebensbedrohlichen Beeinträchtigungen. In einer Langzeitstudie untersuchte Georg F. Hoffmann mit seinem Team die Auswirkungen einer frühzeitigen Diagnose auf die Entwicklung betroffener Kinder. Die Ergebnisse belegen, dass eine sofortige Therapie nach der Geburt zumeist eine normale geistige und körperliche Entwicklung ermöglicht.
Der wissenschaftlich tätige Arzt engagiert sich zudem in internationalen Forschungsprojekten, um Diagnose- und Therapieansätze zu optimieren. So setzt er sich beispielsweise für ein europaweites Register für Defekte des Harnstoffzyklus und für Stoffwechselerkrankungen aufgrund einer Akkumulation organischer Säuren ein, als Basis für evidenzbasierte Leitlinien.
Georg F. Hoffmanns wissenschaftliche Expertise reicht von neurometabolischen und neurogenetischen Erkrankungen über die Pathophysiologie und Therapie von Stoffwechselkrankheiten bis hin zu innovativen Ansätzen der Leberzelltherapie und Gentherapien. Georg F. Hoffmann hat das Wissen und die klinische Praxis auf dem Gebiet der Stoffwechselmedizin maßgeblich geprägt.
Werdegang
- seit 2019 Ärztlicher Direktor, Pädiatrisches Klinisch-Pharmakologisches Studienzentrum (paedKliPS), Universitätsklinikum Heidelberg, Universität Heidelberg
- 2007 Anerkennung für Schwerpunkt Neuropädiatrie, Landesärztekammer Baden-Württemberg, Stuttgart
- 1999 Anerkennung für Fachkunde Laboruntersuchungen, Landesärztekammer Baden-Württemberg, Stuttgart
- seit 1999 Geschäftsführender Direktor, Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Universitätsklinikum Heidelberg, Universität Heidelberg
- seit 1999 Ärztlicher Direktor, Klinik für Allgemeine Pädiatrie, Neuropädiatrie, Stoffwechsel, Gastroenterologie, Nephrologie, Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Universitätsklinikum Heidelberg, Universität Heidelberg
- seit 1999 Professor für Allgemeine Pädiatrie, Universitätsklinikum Heidelberg, Universität Heidelberg
- 1998 Ausbildungsberechtigung „Klinische Elektroenzephalographie“, Deutsche Gesellschaft für Klinische Neurophysiologie und Funktionelle Bildgebung (DGKN)
- 1998 Zertifikat „Epileptologie plus“, Deutsche Gesellschaft für Epileptologie (DGfE)
- 1996 Anerkennung, Neonatologie, Landesärztekammer Hessen, Frankfurt am Main
- 1995 Anwenderzertifikat „Klinische Elektroenzephalographie (EEG)“, DGKN
- 1994-1999 Professor für Allgemeine Pädiatrie sowie Leiter, Abteilung für Neuropädiatrie und Stoffwechselerkrankungen, Klinik Pädiatrie II, Philipps-Universität Marburg
- 1992-1994 Oberarzt sowie Leiter, Sektion „Pädiatrische Stoffwechselerkrankungen“, Universitäts-Kinderklinik Heidelberg, Universität Heidelberg
- 1993 Privatdozent für Kinderheilkunde, Universität Heidelberg
- 1992 Habilitation, Universität Heidelberg
- 1991 Anerkennung als Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Landesärztekammer Baden-Württemberg, Stuttgart
- 1984-1991 Facharztausbildung in Pädiatrie, Universitäts-Kinderklinik Heidelberg, Universitätsmedizin Heidelberg, Universitäts-Kinderklinik Göttingen, Universitätsmedizin Göttingen sowie UC San Diego School of Medicine, University of California (UC), San Diego, USA
- 1984-1986 Postdoktorand, UC, San Diego, USA
- 1984 Promotion, Georg-August-Universität Göttingen
- 1984 Approbation als Arzt
- 1976-1984 Studium der Humanmedizin, Georg-August-Universität Göttingen sowie Medical School, University of Birmingham, Birmingham, UK
Funktionen
- seit 2011 Vorsitzender, Zentrum für Seltene Erkrankungen, Universitätsmedizin Heidelberg, Universität Heidelberg
- seit 2009 Vorsitzender und stellvertretender Vorsitzender, Koordinierungszentrum für Klinische Studien (KKS), Medizinische Fakultät, Universität Heidelberg
- seit 2009 Sprecher, Screening-Kommission, Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ)
- seit 2009 Mitglied, Wissenschaftlicher Beirat, Klinische Pädiatrie
- seit 2008 Gründungsmitglied, Editorial Board, The Open Pediatric Medicine Journal
- 2006-2014 Vorsitzender, Strukturkomitee, Medizinische Fakultät, Universität Heidelberg
- 2006-2014 Prodekan, Medizinische Fakultät, Universität Heidelberg
- 2004-2008 Vorsitzender, Leitungsgremium, Koordinierungszentrum für Klinische Studien (KKS), Medizinische Fakultät, Universität Heidelberg
- seit 2004 Gründungsmitglied, Editorial Board, World Journal of Pediatrics
- seit 2003 Mitglied, Wissenschaftlicher Beirat, Monatsschrift Kinderheilkunde
- seit 2002 Mitglied, Wissenschaftlicher Beirat, Pediatric Neurotransmitter Disorder Association (PND), USA
- seit 2001 Mitglied, Wissenschaftlicher Beirat, Kindernetzwerk, Aschaffenburg
- seit 2001 Mitglied, Redaktion, Kinderneurologie in Klinik und Praxis
- 2001-2012 Vorstand, Verband Leitender Kinder- und Jugendärzte und Kinderchirurgen Deutschlands (VLKKD)
- 2000-2004 Fachgutachter, Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)
- 1997-2008 Mitglied, Editorial Board, European Journal of Paediatric Neurology
- 1997-2001 Mitglied, Wissenschaftlicher Beirat „Hilfe für das autistische Kind“, Landesverband Schleswig-Holstein
- 1996-1998 Vize-Präsident, Arbeitsgemeinschaft für Pädiatrische Stoffwechselstörungen (APS), Berlin
- 1996-2013 Editor and Editor-in-Chief, Neuropediatrics
- seit 1996 Editor and Editor-in-Chief, Journal of Inherited Metabolic Diseases
- 1995-1998 Ehrensekretär, European Society for Paediatric Research (ESPR)
- 1992-1995 Mitglied, Vorstand, ESPR
- seit 1991 Leiter, Labor, Neugeborenenscreening für Baden-Württemberg sowie nachfolgend für Rheinland-Pfalz, Saarland und Teile Nordrhein-Westfalens, Universitätsklinikum Heidelberg, Universität Heidelberg
Projekte
- 2003-2008 Beteiliger Wissenschaftler, Projekt „Defekte der Cholesterolbiosynthese und des intrazellulären Cholesteroltransports als Ursache der Holoprosenzephalie“, DFG
- 2003-2004 Beteiligter Wissenschaftler, Projekt „Die Glutaryl-CoA-Dehhydrogenase (Gcdh)-defiziente Maus als Modell der angeborenen, neurometabolischen Erkrankung Glutaryl-CoA-Dehydrogenase-Defizienz (synonym: Glutarazidurie Typ I; MIM 231670)“, DFG
- 1998-2001 Leiter, Teilprojekt „Fett- und Gallensäuretransport über die Peroxisomenmembran“, Sonderforschungsbereich (SFB) 601, DFG
- 1996-2003 Beteiligter Wissenschaftler, Projekt „Pathobiochemie und Molekulargenetik hereditärer Porphyrien“, DFG
Auszeichungen und Mitgliedschaften
- 2025 Ehrenprofessur, Huazhong University of Scsience and Technology, Wuhan, China
- 2020 Guthrie Award, International Society of Neonatal Screening (ISNS)
- 2019 Hufeland-Preis for Preventive Medicine, Stiftung Hufeland – Preis der Deutschen Ärzteversicherung, Köln
- seit 2018 Mitglied, Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina
- 2015 Ehrenprofessuren, Qingdao University, Qingdao, China sowie Foshan Maternal and Children Hospital, Southern Medical University, Guangzhou, China
- 2002 Ehrenprofessur, Tongji University School of Medicine, Wuhan, China
- 2000 Mitwirkender, Gründerinitiative Science4Life – Life Sciences, Chemie und Energie, Bundesland Hessen sowie Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE), Frankfurt am Main
- 1994 SSIEM Award, Society for the Study of Inborn Errors of Metabolism (SSIEM), South Croydon, UK
- 1987 Noel Raine Award, SSIEM, South Croydon, UK
- 1984-1986 Ausbildungsstipendium, DFG
- 1984 Stipendium, Stiftung für das behinderte Kind, Frankfurt am Main
- 1984 Stipendium, Werner Otto Stiftung, Hamburg
- 1981-1982 Stipendium, Deutscher Akademischer Austauschdienst (DAAD)