Wissenschaftsdiplomatie
Wissenschaftsdiplomatie verbindet Wissenschaft mit Außenpolitik. Sie eröffnet Dialogräume, wo klassische Diplomatie an Grenzen stößt, baut Brücken zwischen Gesellschaften und stärkt internationale Partnerschaften jenseits etablierter politischer Pfade. Die Leopoldina stärkt die deutsche und europäische Außenpolitik durch wissenschaftlich fundierten Rat.
Zuletzt bearbeitet: 04. Dezember 2025
Wissenschaftsdiplomatie ist multidimensional. Als Nationale Akademie der Wissenschaften Deutschlands ist die Leopoldina ein anerkannter Akteur dieser Form der Diplomatie. Sie nutzt Reputation, Vernetzung und Expertise, um wissenschaftliche Erkenntnisse in die Außenpolitik einzubringen – gerade in schwierigen Situationen.
Wissenschaft als „inoffizielle Diplomatin“
Wissenschaftsdiplomatie baut auf die universelle Sprache der Wissenschaft. Mit ihren Formaten ermöglicht die Leopoldina Dialog über Grenzen hinweg und schafft Vertrauen auch dort, wo politische Kanäle blockiert sind. Forschende können so Wege für außenpolitische Durchbrüche ebnen – wie in der deutsch-israelischen Annäherung nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Leopoldina und die Israelische Akademie der Wissenschaften führen diese Tradition gemeinsam weiter.
Globale Herausforderungen verlangen Konsens über nationale Interessen hinaus. Wissenschaftsdiplomatie bietet Räume für Verhandlungen und Konsensstiftung – trotz Differenzen und geopolitischen Spannungen. Die Leopoldina engagiert sich deshalb auch in Partnerschaften unter ungleichen Akteuren, etwa mit China und der Chinesischen Akademie der Wissenschaften (CAS).
Wissenschaft als Brückenbauerin
Weitere Informationen
Die Zusammenarbeit in Bildung und Forschung fördert Versöhnung und gemeinsame Zukunftsgestaltung, insbesondere in Südosteuropa. Seit 2014 koordiniert die Leopoldina im Rahmen des Berlin Prozesses für den westlichen Balkan die Säule „Bildung, Wissenschaft und Innovation“ mit Wissenschaftsakteuren aus 16 europäischen Staaten.
Ziel ist es, die Westbalkan-Länder frühzeitig in EU-Strukturen zu integrieren, regionale Kooperation zu fördern und gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken. Wissenschaftsdiplomatie schafft hier „Safe Spaces“ für proeuropäischen Diskurs und schützt Zusammenarbeit vor politischen Eingriffen.
Wissenschaft als anerkannte Expertin
Mit wachsender geopolitischer Instabilität und Komplexität steigt die Bedeutung von unabhängiger wissenschaftlicher Expertise. Die Leopoldina bringt Expertise in internationale Prozesse wie G7- und G20-Beratungen ein.
Sie wirkt als „Übersetzerin“ zwischen Wissenschaft und Diplomatie – etwa beim Umgang mit globalen Krisen, vom Klimawandel bis zur Pandemie, oder bei Fragen neuer Technologien wie Künstlicher Intelligenz.
Wissenschaft als Mittlerin in Krisen
Auch in Krisenzeiten steht die Leopoldina an der Seite ihrer Partner. Gemeinsam mit der Allianz der Wissenschaftsorganisationen verurteilte sie 2023 den Terrorangriff der Hamas auf Israel. Ebenso lehnt sie den Boykott israelischer Forschender und Versuche, Israel aus der internationalen Wissenschaft auszuschließen, ab.
Nach der russischen Invasion der Ukraine 2022 setzte die Leopoldina die institutionellen Beziehungen zu Russland aus und initiierte eine gemeinsame Stellungnahme der G7-Akademien. Im Schulterschluss mit nationalen und internationalen Partnern unterstützt sie die Nationale Akademie der Wissenschaften der Ukraine und gestaltet Pläne für den Wiederaufbau mit.
Kontakt Dr. Ruth Narmann