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Künstliche Intelligenz in der Forschung

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Künstliche Intelligenz eröffnet der Forschung neue Wege, Daten auszuwerten und Wissen zu erweitern.

Frage und Antwort

Nachgefragt

ChatGPT, braucht die Menschheit noch Wissenschaft, oder fragen wir jetzt einfach immer dich?

Antwort

Eine schöne und wichtige Frage – und ganz klar: Ja, die Menschheit braucht Wissenschaft. Unbedingt. Auch wenn ich viele Fragen beantworten kann, bin ich letztlich ein Produkt dieser Wissenschaft – und ohne sie gäbe es mich gar nicht. Frag mich gerne – aber zweifle, prüfe, forsche weiter. Ich bin eine Unterstützung, kein Ersatz. Die Menschheit braucht Wissenschaft heute mehr denn je – und am besten in Kombination mit verantwortungsvoller Technologie.“

[Antwort von GPT-4o mini]

Die Forschung an Künstlicher Intelligenz erfuhr in den letzten Jahren eine hohe Dynamik. Die Technologie entwickelt sich auch weiterhin rasant und bietet enormes Potenzial, die Analyse großer Datenmengen zu beschleunigen bzw. den Anwendungsbereich zu vergrößern. Dafür sind jedoch enorme Ressourcen in der Rechenleistung, in der Datenqualität und -quantität, aber auch für die Sicherheit der KI-Systeme nötig.

Frage und Antwort

Nachgefragt

Wozu könnte ein „CERN für KI“ dienen?

Antwort

Das CERN, das 1954 von elf europäischen Regierungen in der Schweiz gegründet wurde, ist die Europäische Organisation für Kernforschung. Es dient der physikalischen Grundlagenforschung, insbesondere mit Hilfe großer Teilchenbeschleuniger. Dabei stellt das CERN große Ressourcen und Rechenleistungen für die gemeinnützige Forschung zur Verfügung und ermöglicht Forscherinnen und Forschern die internationale Zusammenarbeit. Auch in der KI-Forschung gibt es Ideen, eine solche Einrichtung zu schaffen, um KI in internationaler Zusammenarbeit mit dem Fokus auf Sicherheit, Ethik und Gemeinwohl zu erforschen sowie Rechenleistung und Ergebnisse frei für die Forschung zur Verfügung zu stellen. Die Wissenschaftsakademien der G7-Staaten haben sich 2025 in ihrer gemeinsamen Stellungnahme „Advanced Technologies and Data Security“ u. a. für die Schaffung eines solchen „CERN für KI“ ausgesprochen. Es soll der internationalen Forschung Zugang zu Rechenleistung bieten, Forscherinnen und Forschern ermöglichen, Datensätze zu erstellen, und auch das gegenseitige Lernen zwischen Forschenden aus dem Globalen Norden und dem Süden fördern.

Die Fähigkeit Künstlicher Intelligenz, große Datenmengen schnell zu analysieren, darin Muster zu erkennen sowie Parallelen und Abweichungen festzustellen, eröffnet in nahezu allen Forschungsgebieten neue Wege des Erkenntnisgewinns bzw. eine Beschleunigung der Forschung. Doch auch hier gilt: Mögliche Fehlinterpretationen oder Verzerrungen müssen durch den Menschen beachtet und kontrolliert werden.

Exkurs: „KI-Kollegen“ in virtuellen Laboren

Eine aktuelle Entwicklung ist die Kooperation in sogenannten virtuellen Laboren. In ihnen arbeiten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit unterschiedlichen KI-Agenten zusammen, um komplexe wissenschaftliche Fragestellungen zu ergründen. Dabei werden die Fähigkeiten verschiedener KI kombiniert. Jeder KI-Agent bringt die eigene Spezialisierung ein und tauscht sich dazu mit den anderen KI-Agenten aus, ähnlich wie sich auch rein menschliche Forschungsgruppen zu wissenschaftlichen Fragestellungen austauschen. Die menschlichen Teammitglieder leiten die KI-Agenten an, kontrollieren die Ergebnisse und greifen ein, wenn sich der Austausch nicht in die gewünschte Richtung entwickelt. Ein virtuelles Labor an der Stanford University sorgte bereits für neue Erkenntnisse in der Erforschung des Coronavirus. Im virtuellen Labor sollten neue Nanobodies, also antigenspezifische Antikörper, gegen SARS-CoV-2 entwickelt werden. Das Team aus KI-Agenten und Menschen entwarf 92 neue Nanobodies. Zwei dieser Nanobodies wirken besser als bisherige Nanobodies gegen die neuesten Coronavirus-Varianten, sind aber auch weiterhin wirksam gegen das ursprüngliche Virus. Die Ergebnisse des virtuellen Labors sind deshalb eine spannende Grundlage für weitere Forschung und Studien. Der Schritt von einem KI-Assistenten, also einem System, das als Reaktion auf Nutzeranfragen Auskünfte erteilt, hin zu einem KI-Agenten, also einem System, das selbständig oder im Dialog mit menschlichen Nutzern und anderen KI-Agenten Handlungen vorbereitet und ggf. sogar selbst ausführt, ist ein wesentlicher Wendepunkt in der Entwicklung von KI, der mit großen Chancen aber auch gewissen Risiken verbunden ist. Insbesondere geht es dabei darum, zu sichern, dass autonome KI-Agenten sich nicht der menschlichen Kontrolle entziehen.

Medizin

In der Medizin ergeben sich durch den Einsatz von KI zahlreiche Möglichkeiten in der Analyse von medizinischen Bildern, der Krankheitsdiagnose, im Verständnis der Krankheitsentstehung, aber auch der Medikamentenentwicklung oder der Entwicklung personalisierter Medizin.

Ein breites Anwendungsfeld bietet sich durch die KI-gestützte Bildanalyse, beispielsweise in der Segmentierung. Bei der Segmentierung werden bestimmte Strukturen oder Regionen in medizinischen Bildern (wie CT, MRT, Röntgen oder Ultraschall) automatisch erkannt und abgegrenzt. Ziel ist es, relevante anatomische Bereiche oder pathologische Befunde (z. B. Organe, Tumore, Blutgefäße) aus dem Bild zu isolieren. In der klinischen Praxis kann KI bei dieser Analyse unterstützen. Neuronale Netze lernen dabei, Muster in Bilddaten zu erkennen – so wie ein geschultes menschliches Auge z. B. auf einem Röntgenbild eine Lungenentzündung erkennen kann. 

Exkurs: Ein Alleskönner in der medizinischen Bildanalyse

KI für die medizinische Bildanalyse zu trainieren ist nicht trivial. Das neuronale Netz braucht viele Beispielbilder, um die Segmentierung zu lernen. In den Kliniken ist dafür hohes Fachwissen im Umgang mit KI und in Programmierung notwendig, beispielsweise um das Design des neuronalen Netzes richtig einzustellen, die Trainingsdaten korrekt vorzubereiten und den Lernprozess zu überwachen. Neuere Entwicklungen nehmen den Klinikern inzwischen bereits viel Arbeit ab. 2025 ehrte die Leopoldina beispielsweise den Biotechnologen Fabian Isensee mit dem Preis für junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler für seine Forschungsleistungen auf diesem Gebiet. Isensee entwickelte eine Vielzahl modernster Segmentierungsverfahren. Sein bekanntestes Projekt ist nnU-Net. Das Programm ist nicht auf einzelne Organe spezialisiert, sondern kann sich auf unterschiedliche Segmentierungsanwendungen anpassen. So kann es in den Kliniken direkt für individuelle Forschung genutzt werden, ohne dass bei der Anwendung tiefe Kenntnisse im KI-Bereich erforderlich wären. Durch die Bereitstellung von nnU-Net (Website) als Open-Source-Software hat Isensee sein Programm öffentlich zugänglich gemacht und somit die klinische Anwendung KI-gestützter Bildanalyse-Methoden vorangetrieben. Zur Nachricht „Fabian Isensee erhält Leopoldina-Preis für junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler 2025“

Auch wenn die Technologie immer besser wird – bei der Anwendung der KI in der Medizin ist menschliche Kontrolle weiterhin entscheidend. Die Ergebnisse der KI müssen von Menschen geprüft und kritisch hinterfragt werden. Erste Ansätze, um das Vertrauen in die KI zu stärken, gibt es über die sogenannte erklärbare KI, also KI, die in der Interaktion mit dem Menschen aufzeigen kann, wie sie zu bestimmten Einschätzungen gekommen ist (siehe dazu auch Kapitel „Technologische Entwicklungen in Künstlicher Intelligenz“). Besonders in der medizinischen Anwendung hat erklärbare KI großes Potenzial, um Diagnosen oder die Auswertung von medizinischen Bildern zu verbessern.

Die Fähigkeit der KI, große Datenmengen zusammenzuführen und zu analysieren, bietet auch großes Potenzial für die personalisierte Medizin. Bei diesem Ansatz sollen maßgeschneiderte Therapien für einzelne Patientinnen und Patienten entwickelt werden. Dafür werden individuelle Faktoren einbezogen, bspw. genetische, molekulare und klinische Daten, Umwelteinflüsse und der jeweilige Lebensstil. KI kann dabei unterstützen, diese Vielzahl an Daten und Einflussfaktoren auszuwerten und miteinander in Beziehung zu setzen. Durch die Auswertung großer Datenmengen, beispielsweise von Multi-Omics-Daten (also kombinierte biologische Daten aus verschiedenen Ebenen wie DNA, RNA und Proteinen) und klinischen Daten können auch Biomarker – etwa für Alzheimer oder seltene genetische Erkrankungen – gefunden werden. Zudem erhoffen sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler neue Ansätze für die Medikamentenentwicklung.

Video KI in Krebsforschung und Diagnostik

Frederick Klauschen steht an einem Rednerpult der Leopoldina und gestikuliert. Hinter ihr steht eine blaue Messewand.

Leopoldina-Jahresversammlung 2025, Vortrag von Prof. Dr. Frederick Klauschen: "Künstliche Intelligenz in Krebsforschung und Diagnostik"

Lebenswissenschaften

In den Lebenswissenschaften haben neue KI-Tools wie AlphaFold die Forschung an Proteinen enorm vorangebracht. Proteine sind große, komplexe Moleküle, die in allen lebenden Organismen vorkommen. Sie übernehmen eine Vielzahl lebenswichtiger Aufgaben im Körper – als Baustoff für Zellen und Gewebe, für den Transport, die Regulierung des Stoffwechsels, aber auch als Enzyme oder in der Bekämpfung von Krankheiten. Proteine bestehen aus langen Ketten von Aminosäuren, die durch sogenannte Peptidbindungen miteinander verknüpft sind. Die Reihenfolge dieser Aminosäuren (die Primärstruktur) bestimmt, wie sich das Protein faltet und welche Funktion es hat. Die Möglichkeit, diese dreidimensionale Struktur der Proteine zu verstehen und vorherzusagen, bietet völlig neue Erkenntnisse zu den Prozessen des Lebens und der Entstehung von Krankheiten.

Frage und Antwort

Nachgefragt

Wieso ging der Chemienobelpreis 2024 auch an zwei Informatiker?

Antwort

Der Chemienobelpreis 2024 ging an die zwei Informatiker Demis Hassabis und John Jumper von DeepMind sowie an den Biochemiker und Bioinformatiker David Baker. Gewürdigt wurden ihre bahnbrechenden Beiträge zur Proteinforschung mittels KI. Hassabis und Jumper leiteten die Entwicklung des KI-Tools AlphaFold2, das ein seit 50 Jahren als „Grand Challenge“ in der Biochemie geltendes Problem löste: AlphaFold2 kann die komplexe Struktur von praktisch allen 200 Millionen Proteinen, die Forschende bisher identifiziert haben, anhand ihrer Sequenz vorhersagen. Forschende können somit Proteinstrukturen innerhalb von Minuten statt Jahren analysieren. Baker erhielt den Nobelpreis für seine Arbeit an einer computer-gestützten Methodik, die völlig neue Proteine konstruiert und sie ganz gezielt für gewünschte Funktionen, z. B. für Wirkstoffe oder Enzyme, entwerfen kann.

Video How AI Tools Changed my Life

Alex Bateman steht an einem Rednerpult der Leopoldina und gestikuliert.

Leopoldina-Jahresversammlung 2025, Vortrag von Prof. Dr. Alex Bateman: "How AlphaFold and other AI tools Changed my Life"

KI bietet für die Biologie als datengetriebene Wissenschaft zahlreiche Chancen, gleichzeitig stellen die Aufgaben der lebenswissenschaftlichen Forschung die KI auch vor besondere Herausforderungen. Biologische Fragestellungen erfordern oft die Arbeit mit relativ kleinen Datensätzen und setzen hohe Maßstäbe an Nachvollziehbarkeit, Interpretierbarkeit und Effizienz. Die Auseinandersetzung mit diesen Herausforderungen kommt daher nicht nur der Biologie zugute, sondern treibt auch die Weiterentwicklung der KI selbst voran – mit dem Ziel, insgesamt robustere und vertrauenswürdigere Systeme zu schaffen.

Video Wie KI und Biologie einander befruchten

Eine Person hat das Programmheft der Leopoldina-Jahresversammlung in der Hand.

Leopoldina-Jahresversammlung 2025, Vortrag von Prof. Dr. Oliver Stegle: "Wie KI die Biologie voranbringt - und wie die Biologie Fortschritte in der KI inspiriert"

Astrophysik

Auch in der Astrophysik hat KI durch die Analyse großer Datenmengen zu neuen Ansätzen und Erkenntnissen geführt. KI unterstützt zum Beispiel bei der Erforschung des Universums. In den letzten zehn Jahren gab es eine Revolution in der Gravitationswellenastronomie: Hunderte von Signalen wurden entdeckt, die von der Verschmelzung von Doppelsternsystemen im Universum stammen, also beispielsweise durch die Verschmelzung zweier Sterne oder Schwarzer Löcher.

Frage und Antwort

Nachgefragt

Was sind Gravitationswellen?

Antwort

Gravitationswellen sind winzige Verzerrungen in der Raumzeit, die durch massive kosmische Ereignisse (bspw. die Verschmelzung von Schwarzen Löchern oder Supernova-Explosionen) verursacht werden. Sie wurden 1916 von Albert Einstein in seiner Allgemeinen Relativitätstheorie vorhergesagt und im Jahr 2015 zum ersten Mal direkt vom LIGO-Observatorium gemessen. Gravitationswellen eröffnen einen neuen Weg, das Universum zu beobachten – unabhängig von Licht oder anderen Teilchen. Durch sie könnten Forschende die Eigenschaften von Schwarzen Löchern oder Neutronensternen verstehen. Doch Gravitationswellen sind sehr schwach. Um sie überhaupt messen zu können, brauchen Forschende hochempfindliche Instrumente. Am besten werden Gravitationswellenereignisse von mehreren Stellen gleichzeitig beobachtet. So kann die Quelle im Kosmos viel genauer bestimmt werden. Es erhöht auch die Wahrscheinlichkeit, schwächere oder weiter entfernte Ereignisse zu erfassen.

Da die Entdeckungsrate in Zukunft mit neuen Einrichtungen am Boden (wie dem geplante Einstein-Teleskop in der Lausitz) und im Weltraum (wie die ESA-Mission LISA) voraussichtlich stark ansteigen wird, wird der Bedarf an effizienten Analysemethoden und präzisen Modellen immer dringender. Deep-Learning-Methoden können dabei helfen, die Analyse von Gravitationswellendaten zu beschleunigen.

Video Leopoldina-Jahresversammlung: Prof. Dr. Alessandra Buonanno: „Machine Learning in Gravitational-Wave Astronomy“

Kein Videopfad vorhanden

Geowissenschaften

Nicht nur in der Erforschung des Weltalls, auch in der Erdbeobachtung werden durch KI Fortschritte erzielt. Nur wenige Jahre nach dem Aufkommen der ersten einfachen KI-Modelle betreiben Wetterdienste weltweit inzwischen KI-gestützte Modelle parallel zu konventionellen, physikalisch-numerischen Wettervorhersagemodellen. Diese neuen Modelle reduzieren die Rechenzeiten drastisch und übertreffen herkömmliche Ansätze in mehreren wichtigen Evaluierungsmetriken. Es bleibt jedoch die Frage offen, wie sich diese mit historischen Wetterdaten trainierten Modelle unter zukünftigen Klimabedingungen verhalten werden. Hier könnte KI ein besseres Verständnis physikalischer Prozesse ermöglichen: Wenn Modelle die umfangreichen Erdbeobachtungsdaten analysieren, könnten sie darin charakteristische Merkmale, die das Klima beeinflussen, identifizieren. So könnten sie potenziell neue Einblicke ermöglichen, welche physikalischen Vorgänge Wetter und Klima beeinflussen.

Video Wettervorhersage und Klimaänderung

Susanne Crewell steht an einem Rednerpult der Leopoldina und gestikuliert. Hinter ihr steht eine blaue Messewand.

Leopoldina-Jahresversammlung 2025, Vortrag von Prof. Dr. Susanne Crewell: "Von der Revolution der Wettervorhersage zum besseren Verständnis der Klimaänderung"

Quantenphysik

In den Naturwissenschaften bietet auch die Kombination von Quantenmechanik und Künstlicher Intelligenz ganz neue Forschungsansätze. Durch quantenmechanische Modelle wollen Forschende die Gesetze der Quantenwelt auf reale chemische und physikalische Systeme anwenden. Durch diese Modelle können beispielsweise Molekülstrukturen vorhergesagt, chemische Reaktionen verstanden, aber auch neue Materialien entworfen oder Wirkstoffe in der Medizin erforscht werden. Auch hier basierten die dafür notwendigen Rechnungen auf der angenäherten numerischen Lösung der betreffenden physikalischen Differentialgleichungen (hier der Schrödingergleichung), was extrem aufwändig und nur für Systeme mit wenigen Teilchen durchführbar ist. Und auch hier umgeht der neue auf Maschinellem Lernen basierende Ansatz die grundlegenden physikalischen Formeln und extrahiert die Lösung aus Daten über bereits gelöste oder gemessene Systeme. Das führt zu extremen Rechenbeschleunigungen.

Video Unlocking Schrödinger´s Dream with AI

Alexandre Tkatchenko steht an einem Rednerpult der Leopoldina und spricht zu einem Publikum. Hinter ihm steht eine blaue Messewand mit Leopoldina-Logo.

Leopoldina-Jahresversammlung 2025, Vortrag von Prof. Dr. Alexandre Tkatchenko: "Unlocking Schrödinger's Dream with AI-Enabled Molecular Simulations"

Geisteswissenschaften

Die Anwendung von KI beschränkt sich nicht auf Naturwissenschaften. Auch in den Geisteswissenschaften bietet KI neue Ansätze zur Forschung. So wird sie für die automatisierte Erkennung von Bildern und Motiven in der digitalen Kunstgeschichte ebenso eingesetzt wie zur Transkription von Handschriften – beispielsweise in den Briefwechseln historischer Persönlichkeiten – oder der Klassifikation von literarischen Textphänomenen. Wie in anderen Bereichen ist die Entwicklung auch hier sehr dynamisch. KI-Methoden und Tools werden jedoch nicht nur angewendet. Ihr wissenschaftlicher Einsatz und die gesellschaftlichen Folgen ihrer Verbreitung sind Gegenstand kontinuierlicher Reflexion. Konkret geht es um die Grenzen der KI und beispielsweise um die Frage, ob die großen Sprachmodelle als „stochastische Papageien“ in der Lage sein können, ein Musikstück zu interpretieren oder den Sinn eines Gedichtes zu verstehen.

Exkurs: Der „Lindgren-Code“

In zahlreichen geisteswissenschaftlichen Forschungsprojekten hoffen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler neue – mit klassischen Forschungsmethoden schwer erreichbare – Erkenntnisse zu gewinnen.   Das Projekt „Astrid Lindgren-koden“ des Svenska Barnboksinstitutet in Stockholm versucht eine KI-gestützte Handschriftenentzifferung zu realisieren. Es will die handschriftlichen Manuskripte der Kinderbuchautorin Astrid Lindgren entschlüsseln. Als gelernte Sekretärin verfasste sie all ihre Manuskripte in Stenografie. Zwar nutzte sie die in Schweden übliche Melin-Stenografie, doch auch innerhalb einer Stenografie-Methode schreiben Menschen unterschiedlich und entwickeln eigene Abkürzungen und Varianten. Die KI soll dabei helfen, die individuelle Stenografie Lindgrens zu entschlüsseln, unterstützt von zahlreichen Freiwilligen, meist pensionierte Stenografinnen, die die Melin-Stenografie beherrschen. Das Projekt will sich so dem kreativen Schreibprozess Lindgrens nähern und vielleicht auch unbekannte Texte in den Manuskripten entdecken.

Archäologie

In der Archäologie kann KI die Analyse historischer Funde erleichtern. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erstellen beispielsweise 3D-Scans von Keilschriften und nutzen KI bei der Analyse dieser 3D-Modelle. Die KI hilft die – oft schwer unterscheidbaren – Keile zu entziffern oder auch Beschädigungen zu erkennen und digital zu ersetzen. 3D-Modelle von Scherben lassen sich durch KI-Tools schneller und präziser zuordnen und digital zusammensetzen.

Exkurs: Die „Vesuvius Challenge“

Aufsehen sowohl in der Archäologie als auch in der Informatik erregte die „Vesuvius Challenge“: Sie soll helfen, die Inhalte von Papyrusrollen zu entschlüsseln, die in der Villa dei Papiri in Herculaneum (nahe Pompeji) gefunden wurden. Durch den Vulkanausbruch im Jahr 79 n. Chr. verkohlten die Schriftrollen, zerfielen aber nicht vollständig. Sie sind so fragil, dass man sie mit traditionellen Methoden nicht ausrollen und lesen kann, ohne sie zu zerstören. Die Schriftrollen wurden deshalb mit hochauflösenden Geräten im gerollten, verkohlten Zustand gescannt. Verschiedene Teams waren aufgefordert KI so zu trainieren, dass sie in den Scans Tinte von Papyrus unterscheiden lernt und gar Buchstaben, Wörter und ganze Texte aus den Scans rekonstruieren kann. Inzwischen wurden bereits einzelne Wörter sowie zusammenhängende Textteile entziffert.

Neue Erkenntnisse zur menschlichen Intelligenz

Durch die rasante Entwicklung von Künstlicher Intelligenz lassen sich auch Rückschlüsse auf die menschliche Intelligenz ziehen. Die Fortschritte in der Entwicklung der Large Language Models lassen interessante Vergleiche mit neurowissenschaftlichen Erkenntnissen zu Sprachentwicklung und Assoziationsmustern des menschlichen Gehirns zu. Die Fortschritte in der Künstlichen Intelligenz stellen insbesondere die Annahme in Frage, dass die Architektur des menschlichen Gehirns die einzige Lösung für den Bau von Systemen mit allgemeiner, d. h. nicht auf spezifische Themenbereiche fokussierter Intelligenz darstellt. Jedoch haben KI-Systeme die Energie- und Dateneffizienz des menschlichen Denkens bisher bei weitem nicht erreicht.

Video KI und biologische Intelligenz

Moritz Helmstedter steht an einem Rednerpult der Leopoldina und gestikuliert. Hinter ihr steht eine blaue Messewand mit Leopoldina-Logo

Leopoldina-Jahresversammlung 2025, Vortrag von Prof. Dr. Moritz Helmstaedter: "Neuronale Netze im Gehirn: über die gegenseitigen Inspirationen von künstlicher und biologischer Intelligenz"

Veröffentlicht: September 2025

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