Prof. Dr. George F. Gao

Forschungsschwerpunkte: Virale Übertragung und Infizierung, virale Erkrankungen, Virusglykoproteine, antivirale Therapie, Viruseintritt, aviäre Influenza, Bunyavirus, Ebolavirus, Zikavirus, COVID
George Fu Gao ist ein chinesischer Virologe und Immunologe. Er hat zum Verständnis der Mechanismen humaner Infektionen mit viralen Krankheitserregern beigetragen, insbesondere in Bezug auf Viruseintritt und Immunerkennung des Wirts. In seiner wegweisenden Forschung zu Ursprung und Evolution eines neuen Subtypus der aviären Influenza (AIV) – H7N9 – kurz nach dem Ausbruch des Virus in China im Jahr 2013 fand heraus, dass es sich um eine Neusortierung von Gensegmenten bei lokalem Geflügel, die Träger des H9N2-Virus waren, handelte. George Fu Gao hat auch zur Erforschung von SARS-CoV-2 und anderen neuen und wiederauftretenden Viren beigetragen.
George F. Gao unterstützt kooperative wissenschaftliche Projekte zwischen China und dem Vereinigten Königreich. In diesem Rahmen hat er bereits die Zusammenarbeit zur Erforschung des neuen Bunyavirus (severe fever with thrombocytopenia syndrome virus, SFTSV) und des Ebolavirus organisiert. Darüber hinaus hat er Immunologieprojekte gemeinsam mit der Oxford University initiiert. Ebenso deckte Gao den Ursprung und die Entwicklung von H5N6 AIV in China auf. Unter Verwendung struktureller Technologien sowie weiterer biophysikalischer Verfahren zeigte er die Interspezies-Übertragungsmechanismen (Wirtssprung) mehrerer für Menschen ansteckende AIVs, darunter H5N1, H7N9, H6N1 und H10N8. Dadurch konnte er einen wissenschaftlichen Beitrag zu Frühwarnsystemen für Grippeepidemien leisten.
Von 2013 bis 2016 wütete eine Ebolavirus-Epidemie in Westafrika. Unter der Leitung von George F. Gao wurde die Dynamik der Evolution des Ebolavirus in Sierra Leone rekonstruiert. Dabei fiel auf, dass das Ebolavirus die gleiche Mutationsgeschwindigkeit aufwies, wie zuvor beobachtet, was das Vertrauen in die bestehende Impfstoffentwicklung stärkte. Ferner gelang es Gao, die komplexe Struktur des primed-Ebolavirus-Glykoproteins zu lösen. Damit schlug er einen neuartigen Mechanismus zur Auslösung von Zellfusion vor. Gaos Arbeit könnte zu einer Ergänzung zu den vier bislang bekannten Verfahren zur Auslösung von Zellfusion führen. Dies würde die Entwicklung antiviraler Medikamente deutlich begünstigen.
Nach dem Ausbruch des von Mücken übertragenen Zikavirus (ZIKV) in Südamerika im Jahr 2015 fand Gao einzigartige Oberflächenmerkmale von ZIKV NS1, einem Molekül, das an der Pathogenese und der Immunevasion beteiligt ist und möglicherweise mit dem ZIKV-Neurotropismus zusammenhängt. Später zeigte George F. Gao anhand von Mäusen, dass ZIKV die Blut-Hoden-Barriere überwinden kann und die Hoden so infizieren bzw. beschädigen kann, dass es zu männlicher Unfruchtbarkeit kommt. Seine Ergebnisse bieten neue Einblicke in die Übertragungsmechanismen des ZIKV bei männlichen Lebewesen.
Das von George F. Gao geleitete Team des chinesischen CDC ermittelte den COVID-19-Erreger innerhalb von einer Woche und entwickelte schnell ein Toolkit zur Diagnose. Dies trug maßgeblich zum Kampf gegen COVID-19 bei. Auch koordinierte er die nationalen Anstrengungen zur Identifizierung des neuartigen Coronavirus. Er wirkte an der Gestaltung nichtpharmakologischer Interventionen (NPIs) mit, die zu einer Eindämmung der COVID-19-Epidemie in China führten. Sein Team entwickelte innerhalb kürzester Zeit mehrere schützende bzw. neutralisierende humane monoklonale Antikörper gegen das Coronavirus.
Insgesamt hat die Arbeit von George F. Gao das Wissen auf dem Gebiet neuer Pathogene deutlich vorangetrieben und gleichzeitig die chinesische und globale Gesundheitspolitik während Krankheitsausbrüchen und Pandemien unterstützt.