Prof. Dr. Johannes Krause
- Fachbereich Anatomie und Anthropologie
- Ort Leipzig, Deutschland
- Wahljahr 2024
Forschung
Forschungsschwerpunkte: Alte DNA, genetische Geschichte, pathogene Evolution, Evolution des Menschen, prähistorische Migrationen
Johannes Krause ist ein deutscher Biochemiker und Archäogenetiker. Er beschäftigt sich insbesondere mit der Analyse von alter DNA aus historischen und prähistorischen Kontexten mit Hilfe der DNA-Sequenzierung. Zu seinem Forschungsgebiet zählen Krankheitserreger aus historischen Epidemien, die menschliche Evolution und (prä-)historische Migrationsbewegungen. Zusammen mit dem Paläogenetiker Svante Pääbo arbeitete er an der Entschlüsselung des Erbguts des Neandertalers. Johannes Krause gilt als Mitbegründer des Forschungsfeldes Archäogenetik und als Entdecker der Denisovaner, einer asiatischen Urmenschenform.
Während seiner Promotion und einer anschließenden Phase als Postdoktorand im Labor des schwedischen Molekularbiologen und Paläogenetikers Svante Pääbo war Krause maßgeblich an der Entschlüsselung des ersten Neandertalergenoms beteiligt. Ihm gelang zudem der Nachweis einer bis dahin unbekannten Menschenform, den Denisovanern, aus einem winzigen Fragment eines Fingerknochens. Diese asiatische Schwestergruppe der Neandertaler trennte sich vor mehr als 300.000 Jahren von ihnen. In seiner Zeit als Postdoktorand legte Krause auch die methodischen Grundlagen der Archäogenetik, indem er aufzeigte, wie sich moderne Kontamination von authentischer, historischer DNA unterscheiden lässt.
Darauf aufbauend führte er bahnbrechende Studien zur Genomanalyse früher europäischer Ackerbauern sowie späterer Jäger- und Sammlerpopulationen durch. Diese Studien zeigen, dass die Jäger- und Sammlerpopulationen durch Einwanderung aus Anatolien verdrängt wurden. Es folgten wegweisende Arbeiten zur genetischen Geschichte bronzezeitlicher Bewohner Westeurasiens. Gemeinsam mit Kollegen konnte Krause belegen, dass es im frühen 3. Jahrtausend v. Chr. zu einer massiven Einwanderung von Steppennomaden aus Osteuropa kam. Diese nomadischen Viehhirten breiteten sich innerhalb weniger Jahrhunderte bis nach England und Spanien aus. Zusammen mit Sprachwissenschaftlern entwickelte Krause die Hypothese, dass diese Steppen-Einwanderer die indogermanischen Sprachen nach Europa brachten, die sich zuvor über den Nordkaukasus in die Steppen ausgebreitet hatten.
Krause und sein Team untersuchen auch die Besiedlungsgeschichte Amerikas und Ozeaniens. Sie leiteten die ersten genetischen Analysen von ägyptischen Mumien sowie eiszeitlichen Bewohnern Afrikas. Mit der genetischen Untersuchung eines fossilen Frauenschädels vom Berg Zlatý kůň (Tschechien) gelang Krause und seinem Team die Rekonstruktion des bisher ältesten bekannten Genoms moderner Menschen. Dieses Genom repräsentiert eine ausgestorbene Linie früher moderner Menschen, die Europa vor über 45.000 Jahren besiedelten.
Neben der menschlichen Evolution hat Krause ein weiteres Forschungsfeld, die alte Pathogen-Genomik, maßgeblich geprägt. Durch die genetische Analyse historischer Krankheitserreger konnte er mit seinem Team die Pest bis in die Steinzeit zurückverfolgen. Sie rekonstruierten die Genome der Erreger der Justinianischen Pest im Byzantinischen Reich und des Schwarzen Todes im 14. Jahrhundert. Letztere konnte Krause bis zu ihrem Ursprung in Zentralasien, am Fuße des Tian-Shan-Gebirges, zurückverfolgen.Weitere Pionierarbeiten von Krause und seinem Team umfassen die genetische Analyse der Erreger von Lepra, Tuberkulose, Hepatitis B und Malaria aus historischen Kontexten. Diese Arbeiten haben entscheidend dazu beigetragen, die Entwicklung und Ausbreitung von Infektionskrankheiten im Verlauf der Menschheitsgeschichte besser zu verstehen.
Mit seiner interdisziplinären Forschung und seinen innovativen Ansätzen zählt Johannes Krause, dessen Arbeit sowohl die Archäogenetik als auch die historische Pathogenforschung maßgeblich geprägt hat, zu den herausragenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern seiner Generation.
Johannes Krause ist ein deutscher Biochemiker und Archäogenetiker. Er beschäftigt sich insbesondere mit der Analyse von alter DNA aus historischen und prähistorischen Kontexten mit Hilfe der DNA-Sequenzierung. Zu seinem Forschungsgebiet zählen Krankheitserreger aus historischen Epidemien, die menschliche Evolution und (prä-)historische Migrationsbewegungen. Zusammen mit dem Paläogenetiker Svante Pääbo arbeitete er an der Entschlüsselung des Erbguts des Neandertalers. Johannes Krause gilt als Mitbegründer des Forschungsfeldes Archäogenetik und als Entdecker der Denisovaner, einer asiatischen Urmenschenform.
Während seiner Promotion und einer anschließenden Phase als Postdoktorand im Labor des schwedischen Molekularbiologen und Paläogenetikers Svante Pääbo war Krause maßgeblich an der Entschlüsselung des ersten Neandertalergenoms beteiligt. Ihm gelang zudem der Nachweis einer bis dahin unbekannten Menschenform, den Denisovanern, aus einem winzigen Fragment eines Fingerknochens. Diese asiatische Schwestergruppe der Neandertaler trennte sich vor mehr als 300.000 Jahren von ihnen. In seiner Zeit als Postdoktorand legte Krause auch die methodischen Grundlagen der Archäogenetik, indem er aufzeigte, wie sich moderne Kontamination von authentischer, historischer DNA unterscheiden lässt.
Darauf aufbauend führte er bahnbrechende Studien zur Genomanalyse früher europäischer Ackerbauern sowie späterer Jäger- und Sammlerpopulationen durch. Diese Studien zeigen, dass die Jäger- und Sammlerpopulationen durch Einwanderung aus Anatolien verdrängt wurden. Es folgten wegweisende Arbeiten zur genetischen Geschichte bronzezeitlicher Bewohner Westeurasiens. Gemeinsam mit Kollegen konnte Krause belegen, dass es im frühen 3. Jahrtausend v. Chr. zu einer massiven Einwanderung von Steppennomaden aus Osteuropa kam. Diese nomadischen Viehhirten breiteten sich innerhalb weniger Jahrhunderte bis nach England und Spanien aus. Zusammen mit Sprachwissenschaftlern entwickelte Krause die Hypothese, dass diese Steppen-Einwanderer die indogermanischen Sprachen nach Europa brachten, die sich zuvor über den Nordkaukasus in die Steppen ausgebreitet hatten.
Krause und sein Team untersuchen auch die Besiedlungsgeschichte Amerikas und Ozeaniens. Sie leiteten die ersten genetischen Analysen von ägyptischen Mumien sowie eiszeitlichen Bewohnern Afrikas. Mit der genetischen Untersuchung eines fossilen Frauenschädels vom Berg Zlatý kůň (Tschechien) gelang Krause und seinem Team die Rekonstruktion des bisher ältesten bekannten Genoms moderner Menschen. Dieses Genom repräsentiert eine ausgestorbene Linie früher moderner Menschen, die Europa vor über 45.000 Jahren besiedelten.
Neben der menschlichen Evolution hat Krause ein weiteres Forschungsfeld, die alte Pathogen-Genomik, maßgeblich geprägt. Durch die genetische Analyse historischer Krankheitserreger konnte er mit seinem Team die Pest bis in die Steinzeit zurückverfolgen. Sie rekonstruierten die Genome der Erreger der Justinianischen Pest im Byzantinischen Reich und des Schwarzen Todes im 14. Jahrhundert. Letztere konnte Krause bis zu ihrem Ursprung in Zentralasien, am Fuße des Tian-Shan-Gebirges, zurückverfolgen.Weitere Pionierarbeiten von Krause und seinem Team umfassen die genetische Analyse der Erreger von Lepra, Tuberkulose, Hepatitis B und Malaria aus historischen Kontexten. Diese Arbeiten haben entscheidend dazu beigetragen, die Entwicklung und Ausbreitung von Infektionskrankheiten im Verlauf der Menschheitsgeschichte besser zu verstehen.
Mit seiner interdisziplinären Forschung und seinen innovativen Ansätzen zählt Johannes Krause, dessen Arbeit sowohl die Archäogenetik als auch die historische Pathogenforschung maßgeblich geprägt hat, zu den herausragenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern seiner Generation.
Werdegang
- seit 2020 Direktor, Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie, Leipzig
- seit 2018 Professor für Archäogenetik, Institut für Zoologie und Evolutionsforschung, Friedrich-Schiller-Universität Jena
- seit 2017 Co-Direktor, Max-Planck-Harvard Research Center for the Archaeoscience of the Ancient Mediterranean (MHAAM), Leipzig und Boston, USA
- seit 2015 Honorarprofessor für Archäo- und Paläogenetik, Institut für Naturwissenschaftliche Archäologie, Eberhard-Karls-Universität Tübingen
- 2014-2020 Gründungsdirektor, Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte, Jena
- 2016-2019 Außerordentlicher Gastprofessor, Xi'an Jiaotong University, Xi'an, China
- 2013-2015 Professor für Archäo- und Paläogenetik, Institut für Naturwissenschaftliche Archäologie, Eberhard-Karls-Universität Tübingen
- 2010-2013 Juniorprofessor für Paläogenetik, Institut für Naturwissenschaftliche Archäologie, Eberhard-Karls-Universität Tübingen
- 2008-2010 Postdoktorand, Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie, Leipzig
- 2005-2008 Promotion im Fach Genetik, Universität Leipzig sowie Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie, Leipzig
- 2000-2005 Studium der Biochemie, Universität Leipzig sowie University College Cork, Cork, Irland
Funktionen
- seit 2024 Mitglied, Scientific Advisory Board, University of Oslo, Norwegen, Synergy Grant „Synergy-Plague: Reconstructing the environmental, biological, and societal drivers of plague outbreaks in Eurasia between 1300 and 1900 CE“, European Research Council (ERC)
- seit 2021 Mitglied, Wissenschaftlicher Beirat „Kiel Life Science“, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
- seit 2020 Mitglied, Scientific Advisory Board, Centre of Genomics, Evolution and Medicine (cGEM), University of Tartu, Tartu, Estland
- seit 2018 Distinguished Scientific Advisor, BGI 10k Ancient Genomes Project, BGI
- seit 2016 Korrespondierendes Mitglied, Center for Academic Research & Training in Anthropogeny (CARTA), University of California, San Diego, USA
- seit 2016 Korrespondierendes Mitglied, Deutsches Archäologisches Institut (DAI)
- seit 2016 Mitglied, Beirat, Anthropologische Sammlungen Felix von Luschan und Rudolph Virchow, Berlin
- seit 2014 Reviewing Editor, eLife
- seit 2013 Kollegiat, WIN-Kolleg, Heidelberger Akademie der Wissenschaften
- 2013-2015 Sprecher, Graduiertenkolleg „EVEREST – Evolution and Ecology Research School“, Eberhard-Karls-Universität Tübingen
- seit 2012 Mitglied, Executive Board, EVE – Evolution and Ecology Forum, Eberhard-Karls-Universität Tübingen
- seit 2011 Mitglied, Executive Board, TZA – Tübingen Center for Archaeology, Eberhard-Karls-Universität Tübingen
- seit 2010 Mitglied, Editorial Board, BMC Genomics
- seit 2005 Ad-hoc-Reviewer u.a.: Wissenschaftsrat (WR), Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), Schweizerischer Nationalfonds (SNSF), Schweiz, Österreichischer Wissenschaftsfonds (FWF), Österreich, Swedish Research Council (VR), Schweden, Independent Research Fund Denmark (DFF), Natural Sciences and Engineering Research Council of Canada (NSERC), Kanada, Marsden Fund – Royal Society of New Zealand, Neuseeland sowie ERC, Human Frontier Science Program (HFSP)
- Ad-hoc-Reviewer für wissenschaftliche Journale: Nature, Science, Cell, PNAS, Nature Reviews Genetics, Nature Ecology and Evolution, Nature Microbiology, Nature Communications, Science Advances, Nature Genetics, Genetics, Current Biology, PLoS Biology, PLoS ONE, Molecular Biology and Evolution, Am. J. Phys. Anthropol., BMC Evolutionary Biology, Mitochondria, BMC Bioinformatics, Biotechniques, Genome Research, Biolinguistics
Projekte
- 2024-2029 Co-Principal Investigator, Partnership Grant „Movement, Interaction, Resilience, Adaptation (MIRA): The complex role of the Central Balkans in the peopling of Europe in the Pleistocene“, Social Sciences and Humanities Research Council (SSHRC), Kanada
- 2020-2026 Principal Investigator, Synergy Grant „HistoGenes – Integrating genetic, archaeological and historical perspectives on Eastern Central Europe, 400-900 AD“, ERC
- 2017-2019 Principal Investigator, Projekt „GENESEZS: Genetic exploration of epidemics in central Asia“, Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), Kazakh Scientific Center of Quarantine and Zoonotic Diseases (KSCQZD), Kasachstan sowie Institute of General Genetics and Cytology (IGGC), Almaty, Kasachstan
- 2016-2026 Principal Investigator, MHAAM, Leipzig und Boston, USA
- 2015-2018 Principal Investigator, D-A-Ch-Projekt „The Oberbipp Dolmen in the Context of the Neolithic Revolution“, DFG
- 2013-2018 Principal Investigator, Starting Grant „Ancient Pathogen Genomics of Re-emerging Infectious Diseases“, ERC
- 2013-2016 Principal Investigator, WIN-Kolleg „New ways to integrate natural sciences and humanities“, Heidelberger Akademie der Wissenschaften:
- 2013-2016 Projekt „Genetic investigation of the prehistorical settlement of the Ach and Lone Valleys“, Landesstiftung Baden-Württemberg
- 2012-2015 Principal Investigator, Sachbeihilfe „The settlement of Europe: Population genetic history of Pleistocene modern humans in Europe“, DFG
Auszeichungen und Mitgliedschaften
- seit 2024 Mitglied, Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina
- seit 2024 Mitglied, Fachkollegium „Zoologie“, DFG
- 2022 Akademiepreis, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
- 2020 Fabio Frassetto International Prize for Paleoanthropology, Accademia Nazionale dei Lincei, Italien
- 2017 Thüringer Forschungspreis im Bereich Grundlagenforschung, Freistaat Thüringen
- 2015 Excellent Speaker Award, Excellent Speaker Award, Boerhaave Continuing Medical Education, Leiden University, Leiden, Niederlande
- 2010 Tübinger Förderpreis für Ältere Urgeschichte und Quartärökologie, Eberhard-Karls-Universität Tübingen
- 2010 Newcomb Cleveland Prize for most outstanding research article, American Association for the Advancement of Science (AAAS), USA