Prof. Dr. Jürgen Knoblich
- Fachbereich Humangenetik und Molekulare Medizin
- Ort Wien, Österreich
- Wahljahr 2024
Forschung
Forschungsschwerpunkte: Hirn-Organoide, menschliche Gehirnentwicklung, Hirnkrankheiten und -defekte, neuronale Stammzellen, Hirntumore, Genomanalyse, Modellorganismen
Jürgen Knoblich ist ein Biochemiker und Molekularbiologe. Er analysiert die Mechanismen der menschlichen Gehirnentwicklung. Weltweite Bekanntheit erlangte er durch die erstmalige Etablierung eines Hirn-Organoids in vitro. Mit dieser künstlichen und sehr kleinen 3-D-Gewebestruktur konnte sein Team den Prozess der menschlichen Gehirnentwicklung im Labor nachbilden. Zusammen mit weiteren Methoden der Molekularbiologie und Zellbiologie geht Jürgen Knoblich damit neurologischen Erbkrankheiten oder schweren neuropsychiatrischen Störungen, wie Epilepsie oder Autismus, auf den Grund.
Schon früh beschäftigte sich Jürgen Knoblich mit der Entschlüsselung von Prozessen und Funktionen im menschlichen Gehirn. Mithilfe eines systemischen Ansatzes hat er mit seinem Team erforscht, wie die Selbsterneuerung in neuronalen Stammzelllinien kontrolliert wird und wie Defekte in diesem Prozess zur Bildung von Krankheiten wie Hirntumoren führen können. Als Modellorganismus hat er zunächst die Larve der Taufliege Drosophila genutzt. Ziel ist es, im Detail zu verstehen, wie genotypische Veränderungen zu phänotypischen Fehlbildungen und Fehlfunktionen führen.
Dazu ist dem Team um Jürgen Knoblich ein weiterer Meilenstein gelungen: Aus verschiedenen Arten menschlicher Stammzellen konnte es ein Organoid etablieren, um die frühen Entwicklungsstadien des menschlichen Gehirns in einem dreidimensionalen Organkultur-Modell nachzubilden. Dies hat es ermöglicht, die Bildung, Migration und Aktivität von Neuronen in einer dreidimensionalen Gewebeumgebung zu beobachten und zu untersuchen. Unter Anwendung molekulargenetischer Techniken lassen sich am Organoid abweichende DNA-Sequenzen in humanen Zellen erzeugen, reparieren und Gene identifizieren, die für neurologische Entwicklungsstörungen verantwortlich sind. Auch moderne Ansätze, wie das CRISPR/Cas9-Screening, kommen in diesen menschlichen Organoiden zur Anwendung, um Genen zu identifizieren, die an krankheitsrelevanten biologischen Prozessen beteiligt sind. Die Analyse dieser Gene und der zugrundeliegenden Mechanismen ermöglicht es, zukünftig geeignete Therapien zu entwickeln. Angestrebtes Ziel von Jürgen Knoblich ist, das Organoid-System derart weiterzuentwickeln, dass genomweite genetische Untersuchungen direkt in menschlichem Gewebe durchführbar sind, so wie es bereits im Drosophila-Modell geschehen ist.
Jürgen Knoblich ist ein Biochemiker und Molekularbiologe. Er analysiert die Mechanismen der menschlichen Gehirnentwicklung. Weltweite Bekanntheit erlangte er durch die erstmalige Etablierung eines Hirn-Organoids in vitro. Mit dieser künstlichen und sehr kleinen 3-D-Gewebestruktur konnte sein Team den Prozess der menschlichen Gehirnentwicklung im Labor nachbilden. Zusammen mit weiteren Methoden der Molekularbiologie und Zellbiologie geht Jürgen Knoblich damit neurologischen Erbkrankheiten oder schweren neuropsychiatrischen Störungen, wie Epilepsie oder Autismus, auf den Grund.
Schon früh beschäftigte sich Jürgen Knoblich mit der Entschlüsselung von Prozessen und Funktionen im menschlichen Gehirn. Mithilfe eines systemischen Ansatzes hat er mit seinem Team erforscht, wie die Selbsterneuerung in neuronalen Stammzelllinien kontrolliert wird und wie Defekte in diesem Prozess zur Bildung von Krankheiten wie Hirntumoren führen können. Als Modellorganismus hat er zunächst die Larve der Taufliege Drosophila genutzt. Ziel ist es, im Detail zu verstehen, wie genotypische Veränderungen zu phänotypischen Fehlbildungen und Fehlfunktionen führen.
Dazu ist dem Team um Jürgen Knoblich ein weiterer Meilenstein gelungen: Aus verschiedenen Arten menschlicher Stammzellen konnte es ein Organoid etablieren, um die frühen Entwicklungsstadien des menschlichen Gehirns in einem dreidimensionalen Organkultur-Modell nachzubilden. Dies hat es ermöglicht, die Bildung, Migration und Aktivität von Neuronen in einer dreidimensionalen Gewebeumgebung zu beobachten und zu untersuchen. Unter Anwendung molekulargenetischer Techniken lassen sich am Organoid abweichende DNA-Sequenzen in humanen Zellen erzeugen, reparieren und Gene identifizieren, die für neurologische Entwicklungsstörungen verantwortlich sind. Auch moderne Ansätze, wie das CRISPR/Cas9-Screening, kommen in diesen menschlichen Organoiden zur Anwendung, um Genen zu identifizieren, die an krankheitsrelevanten biologischen Prozessen beteiligt sind. Die Analyse dieser Gene und der zugrundeliegenden Mechanismen ermöglicht es, zukünftig geeignete Therapien zu entwickeln. Angestrebtes Ziel von Jürgen Knoblich ist, das Organoid-System derart weiterzuentwickeln, dass genomweite genetische Untersuchungen direkt in menschlichem Gewebe durchführbar sind, so wie es bereits im Drosophila-Modell geschehen ist.
Werdegang
- seit 2021 Professor für Synthetische Biologie, Medizinische Universität Wien, Wien, Österreich
- 2018-2024 Wissenschaftlicher Direktor, Institut für Molekulare Biotechnologie (IMBA), Wien, Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW), Österreich
- seit 2005 Stellvertretender Wissenschaftlicher Direktor, IMBA, Wien, ÖAW, Österreich
- 2004 Senior Scientist, IMBA, Wien, ÖWA, Österreich
- 1997-2004 Gruppenleiter, Research Institute of Molecular Pathology (IMP), Wien, Österreich
- 1994-1997 Postdoktorand, University of California, San Francisco, USA
- 1994 Promotion, Max-Planck-Institut für Biologie, Tübingen
- 1989-1994 Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Max-Planck-Institut für Biologie, Tübingen
- Studium der Molekularbiologie, University College London, London, UK
- Studium der Biochemie, Universität Tübingen
Funktionen
- seit 2005 Mitglied, Stipendienausschuss, European Molecular Biology Organisation (EMBO)
- seit 2004 Mitglied, Editorial Board, European Journal of Cell Biology
- seit 2002 Mitglied, Editorial Board, Current Biology
- seit 2002 Mitglied, EMBO
Projekte
- 2017-2021 Principal Investigator, Advanced Grant „MiniBrain Cerebral Organoids: Using stem cell derived 3D cultures to understand human brain development and neurological disorders“, European Research Council (ERC)
- 2017-2019 Projekt „Spindle Brain Organoid. Understanding cellular mechanisms of human brain development using cerebral organoids“, Marie Skłodowska-Curie Individual Fellowship, Horizon 2020, Europäische Union (EU)
- 2017-2018 Principal Investigator, Proof of Concept Grant „Mini Brains. Cerebral organoids: human mini brains in a dish open up new possibilities for drug development in neurodegenerative and developmental diseases“, ERC
- 2014-2017 Gastgeber, Stipendium „Die Rolle des Stammzellfaktors tatsf1 in der Gehirnentwicklung von Maus und Mensch“, Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)
- 2012-2016 Beteiligter, Projekt „Identification of novel regulators of stem cell self-renewal in the larval Drosophila CNS“, DFG
- 2010-2015 Principal Investigator, Advanced Grant „NEUROSYSTEM A Systems Level Approach to Proliferation and Differentiation Control in Neural Stem Cell Lineages“, ERC
Auszeichungen und Mitgliedschaften
- seit 2024 Mitglied, Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina
- 2012 Erwin‐Schrödinger Preis, Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW)
- 2009 Ludwig-Wittgenstein-Preis (heute: Wissenschaftspreis), Österreichische Forschungsgemeinschaft, Österreich
- 2003 Early Career Award, European Life Scientist Organization (ELSO)
- seit 2002 Mitglied, International Society for Stem Cell Research (ISSCR)
- 2001 Anniversary Prize, Federation of the European Biochemical Societies (FEBS)
- 2001 Young Investigator Award, EMBO