Prof. Dr. Elly Margaret Tanaka
- Fachbereich Genetik/Molekularbiologie und Zellbiologie
- Ort Wien, Österreich
- Wahljahr 2024
Forschung
Forschungsschwerpunkte: Regeneration komplexer Körperstrukturen, molekulare und zelluläre Grundlagen, Molekulargenetik, Axolotl, Organoide
Elly Tanaka ist eine amerikanische Biochemikerin. Ihr Forschungsgebiet ist die Regeneration von komplexen Körperstrukturen, wie dem Nervensystem und den Gliedmaßen bei vierbeinigen Tieren, sowie deren molekulare und zelluläre Grundlagen. Ihr Hauptmodellorganismus ist der regenerationsfähige Salamander Ambystoma mexicanum, der Axolotl. Sie hat die Molekulargenetik dieses Tieres verfeinert und setzt für Ihre Forschung auch Organoide ein. Mit ihren Forschungsprojekten verfolgt sie zentral die Frage, warum einige Arten über die Fähigkeit zur Regeneration verfügen und andere nicht.
Elly Tanaka befasst sich mit Fragestellungen der Regeneration von komplexen Körperstrukturen insbesondere am Beispiel der Salamander. Diese besitzen die Fähigkeit, ihre Gliedmaßen und ihr Rückenmark zu regenerieren. An ihrem Hauptmodell, dem Axolotl, hat Elly Tanaka mit ihrem Team sowohl jene Stammzellen identifiziert, die für diese komplexe Regeneration verantwortlich sind, als auch die Signale, die Zellwachstum nach einer Verletzung auslösen. Mithilfe der Molekulargenetik konnte sie zeigen, dass die Wiederherstellung von Gliedmaßen auf der Entwicklung von Stammzellen aus verschiedenen Gewebeschichten wie Haut, Muskeln und Nervenhüllen basiert, aus denen sich die komplexe Gewebestruktur von funktionellen Gliedmaßen regeneriert. Zudem analysiert sie jene neuralen Stammzellen, die an der Regeneration des Rückenmarks und des Gehirns beteiligt sind. So fanden Elly Tanaka heraus, dass sich im Rückenmark des Salamanders neuronale Stammzellen vom adulten Typ zu neuronalen Stammzellen vom embryonalen Typ redifferenzieren, wodurch Rückenmark neu wachsen kann.
Zellen im Gewebe reagieren auf eine Amputation mit einer Reihe molekularer Faktoren aus dem Blut und der verletzten Epidermis, wodurch der Prozess der Zellmigration und Zellproliferation in Gang gesetzt wird. Zur Regeneration eines komplexen Körperteils wie der Extremität gehört nicht nur das Gewebewachstum, sondern auch die Koordination der verschiedenen Gewebe sowie der gesamten Struktur. Elly Tanaka hat gezeigt, dass eine Subpopulation der Haut, die Dermis, die Regeneration aller anderen Gewebe organisiert. Diese Zellen tragen die Information in sich, ob es sich um Zellen der oberen Extremität oder der Hand handelt.
Die Gruppe um Elly Tanaka untersucht nunmehr anhand von Organoiden, warum der Regenerationsprozess bei Fröschen nach der Metamorphose nicht mehr funktioniert und warum er bei der Maus lediglich in der Zehenspitze stattfindet. Um herauszufinden, ob sich Potenzial und Entwicklung von Stammzellen zwischen den beiden Arten unterscheiden, werden verwandte Stammzellpopulationen untersucht. Vor allem wird analysiert, wie unterschiedlich die Stammzellen auf regenerationsspezifische Signale reagieren.
Diese Studien dienen als Ausgangspunkt zum einen für die Untersuchung der Frage, wie Säugetiere wie beispielsweise Mäuse im Laufe der Evolution ihre Regenerationsfähigkeit verloren haben. Hierfür hat die Arbeitsgruppe dreidimensionales Rückenmarksgewebe aus embryonalen Stammzellen der Maus hergestellt. Zum anderen dienen diese Arbeiten als Ausgangspunkt für die Entwicklung neuer Strategien zur Regeneration oder zum Ersatz von Säugetiergeweben. Dafür wurden im humanen System embryonale Stammzellen dazu gebracht, Netzhautgewebe einschließlich des pigmentierten Netzhautepithels (RPE) zu bilden. Diese Zellen wiederum werden dafür verwendet, um nach potenziellen Wirkstoffen zu suchen, die Defekte in RPE-Zellen, die zu fortschreitender Erblindung führen, beheben könnten.
Werdegang
- seit 2024 Wissenschaftliche Direktorin, Institut für Molekulare Biotechnologie (IMBA), Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW), Wien, Österreich
- 2016-2024 Senior Scientist, Research Institute of Molecular Pathology (IMP), Vienna BioCenter, Wien, Österreich
- 2014-2016 Direktorin, Center for Regenerative Therapies Dresden (CRTD), Technische Universität Dresden
- seit 2008 Professur, Technische Universität Dresden
- 1999-2008 Leiterin, Forschungsgruppe, Max-Planck-Institut für molekulare Zellbiologie und Genetik (MPI-CBG), Dresden
- 1994-1999 Postdoktorandin, Ludwig Cancer Research Institute (LICR), University College London (UCL), London, UK
- 1993 Ph.D. in Biochemie, University of California San Francisco (UCSF), San Francisco, USA
- 1987 B.A. in Biochemie, Harvard University, Boston, USA
Funktionen
- Mitglied und Präsidentin, International Society of Regenerative Biology (ISRB)
- Mitglied sowie Mitglied, Vorstand, International Society for Stem Cell Research (ISSCR)
- Mitglied, Gesellschaft für Entwicklungsbiologie (GfE), Heidelberg
- Mitglied, German Stem Cell Network (GSCN)
- Mitglied, Editorial Board, Development Cell
Projekte
- seit 2024 Principal Investigator und Koordinatorin, Synergy Grant “Mapping the axolotl brain and its regeneration – AxoBrain”, European Research Council (ERC)
- seit 2023 Principal Investigator, Teilprojekt „Identifying epigenetic regulators of regeneration gene expression“, Grant „REGENERATE-IT – Learning from animals how to regenerate: multidisciplinary training programme in regenerative biology“, Marie Skłodowska-Curie Actions – Doctoral Networks (MSCA-DN), Europäische Union (EU)
- 2019 Mitglied, Scientific Team, Grant „REANIMA: Regenerative medicine: from new insights to new applications“, Horizon 2020, EU
- 2018-2023 Principal Investigator, Advanced Grant „Understanding the evolution of regeneration-permissive gene expression and positional memory in Axolotl limb regeneration – RegGeneMems“, ERC
Auszeichungen und Mitgliedschaften
- 2025 FWF-Wittgenstein-Preis, Österreichischer Wissenschaftsfond FWF, Österreich
- 2025 Schleiden-Medaille, Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina
- seit 2024 Mitglied, Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina
- 2023 Mitglied, National Academy of Sciences (NAS), USA
- 2022 Wirkliches Mitglied, ÖAW, Österreich
- 2020 FEBS | EMBO Women in Science Award, European Molecular Biology Organization (EMBO)
- 2018 Erwin Schrödinger-Preis, ÖAW, Österreich
- 2017 Mitglied, EMBO
- 2017 Ernst Schering Preis, Schering Stiftung, Berlin
- 2015 Mitglied, Academia Europaea
- 2013-2017 Mitglied, Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften, München
- 2003 BioFuture Research Prize, Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)