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Foto: H. Jockusch
Year of election: | 2000 |
Section: | Genetik/Molekularbiologie und Zellbiologie |
City: | Braunschweig |
Country: | Deutschland |
Forschungsschwerpunkte: Zellbiologie, Gewebebildung, Zell-Architektur, Funktionen des Aktinsystems, zelluläre Prozesse bei der Entstehung von Brustkrebs
Brigitte Jockusch ist eine deutsche Zoologin mit Schwerpunkt Zellbiologie. Sie analysiert die verschiedenen Funktionen des intrazellulären Aktinsystems für die Architektur und Motilität von Zellen bei der Gewebebildung. Sie entdeckte, dass dessen Hauptkomponente Aktin auch ubiquitärer Bestandteil des Zellkerns ist und eine wesentliche Rolle beim Kern-Zytoplasma-Transport spielt.
Als essenzieller Bestandteil des Zytoskeletts in eukaryoten Zellen haben Aktinfilamente Anteil an verschiedensten zellulären Abläufen. Viele davon beziehen sich auf dynamische Prozesse innerhalb von Zellen (Vesikeltransport) sowie auf die Motilität von Zellen bei Migration und Adhäsion. So entdeckte Brigitte Jockusch, wie Aktinfilamente mit assoziierten Proteinen zu Adhäsions-Komplexen der Zell-Matrix-Verbindung interagieren. Dies bildet die Basis für deren Vernetzung mit verschiedenen Signalwegen und dem Entstehen von Zelltyp-spezifischen Isoformen. Auch bei der Motilität humanpathogener Bakterien im menschlichen Hautepithel spielen Protein-Adhäsions-Komplexe eine wichtige Rolle.
Die Dynamik von Proteinkomplexen ist generell streng geregelt, um die korrekt zeitliche und räumliche Anordnung der Molekülverbände sicherzustellen. Fehlerhafte Wechselwirkungen zahlreicher Komponenten des Aktinsystems können zur Auflösung von Gewebsverbänden in malignen Tumoren führen und so beispielsweise auch zur Metastasierung von Brustkrebs beitragen. Brigitte Jockusch hat einen wesentlichen Anteil an der Identifizierung des Aktin-bindenden Proteins Profilin als Tumorsuppressor bei humanem Brustkrebs beigetragen, ein auch für die Diagnostik relevantes Forschungsergebnis. Dem Team um Brigitte Jockusch gelang es zu zeigen, dass die Aktin-bindende Seite des Profilins an der normalen Differenzierung des humanen Epithels beteiligt ist.
Neben zahlreichen zellbiologischen Methoden setzte Brigitte Jockusch für ihre Arbeiten biochemische und molekularbiologische Techniken ein. Der Wissenschaftlerin gelang mit diesem breiten methodischen Ansatz auch die Herstellung und Charakterisierung Epitop-kartierter monoklonaler Antikörper.
Brigitte Jockusch hat sich auch als Fachreferentin der Deutschen Forschungsgemeinschaft sowie als Mitglied zahlreicher wissenschaftlicher Gesellschaften und als „Ombudsman für die Wissenschaft“ engagiert und so dazu beigetragen, das Wissenschaftssystem in Deutschland weiterzuentwickeln und den sich ständig wandelnden Anforderungen anzupassen.