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Foto: David Ausserhofer | Leopoldina
Year of election: | 1970 |
Section: | Wissenschafts- und Medizingeschichte |
City: | Weimar |
Country: | Deutschland |
Forschungsschwerpunkte: Wissenschaftsgeschichte, Geschichte der Naturwissenschaften in der Goethezeit sowie Werk des Naturforschers Johann Wolfgang von Goethe, insbesondere seine Schriften zur Morphologie
Die deutsche Wissenschaftshistorikerin Dorothea Kuhn war eine ausgewiesene Spezialistin für das Werk des Naturforschers Johann Wolfgang von Goethe, insbesondere für seine Schriften zur Morphologie. 1952 wurde die Chemikerin und promovierte Botanikerin Mitarbeiterin der Edition „Goethe. Die Schriften zur Naturwissenschaft“, 1969 federführende Herausgeberin des 1941 in Halle (Saale) begonnenen, als Leopoldina-Ausgabe bekannt gewordenen und 2011 abgeschlossenen Vorhabens.
Die Ausgabe gehört zu den wenigen großen Editionsvorhaben, die selbst in den vier Jahrzehnten der deutschen Teilung stets ein gesamtdeutsches Projekt geblieben sind. Die Beteiligung daran ermöglichte es Dorothea Kuhn, die in der Bundesrepublik lebte, sich jedes Jahr für mehrere Monate in Weimar aufzuhalten, wo sie an Goethes handschriftlichem Nachlass arbeitete und wo sie auch einen Nebenwohnsitz hatte. 2004 übersiedelte sie ganz nach Weimar.
In der Nachkriegszeit vollzog sich bei der Arbeit an der Leopoldina-Ausgabe schrittweise der Wandel von einem Lesebuch für die Naturwissenschaften hin zu einer den höchsten philologischen Ansprüchen genügenden historisch-kritischen Ausgabe, die Goethes nachgelassene Schriften und Materialien erstmals vollständig und umfassend erläutert darbietet. Dorothea Kuhn hatte wesentlichen Anteil an dieser Umorientierung. Zum Abschluss der Ausgabe 2011 lagen elf Text- und 18 umfangreiche Kommentarbände vor. An den meisten war die Wissenschaftshistorikerin unmittelbar als Bandbearbeiterin beteiligt.
Dorothea Kuhn stammte aus Halle, dass sie – wie viele Naturwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler aus der Stadt und Region – auf Veranlassung der abziehenden US-amerikanischen Truppen wenige Wochen nach Kriegsende verlassen musste. Sie kam in die französische Zone, wo sie zunächst als Aushilfslehrerin arbeitete. Im Wintersemester 1947/48 setzte sie ihr 1945 abgebrochenes naturwissenschaftliches Studium in Mainz fort und schloss es 1952 mit der Dissertation „Zur Klärung der Symmetrieverhältnisse des Pflanzenkörpers“ ab. Von 1959 bis 1962 ermöglichte ihr ein Stipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft, in Tübingen bei Prof. Dr. Friedrich Beißner ihr philologisches Handwerkszeug zu verfeinern.
Seit 1970 Mitglied der Leopoldina 1962 kam sie als Leiterin des Cotta-Archivs am Schiller-Nationalmuseum nach Marbach am Neckar, wo sie neben ihren archivarischen Aufgaben zahlreiche Ausstellungen kuratierte. 1970 habilitierte sie sich im Fach Geschichte der Naturwissenschaften in Tübingen. 1981 ernannte die Universität Heidelberg sie zur Außerplanmäßigen Professorin für Geschichte der Biologie. 1970 wurde sie Mitglied der Akademie; von 1992 bis 1998 wirkte sie als Obfrau der Sektion Wissenschafts- und Medizingeschichte im Senat der Leopoldina. Für ihre Publikationen, Editionen, Studien und Aufsätze wurden ihr zahlreiche Ehrungen zuteil, darunter die Cothenius-Medaille der Leopoldina.