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Foto: Mario Wezel | Alexander von Humboldt-Stiftung
Year of election: | 2003 |
Section: | Neurowissenschaften |
City: | Münster |
Country: | Deutschland |
Forschungsschwerpunkte: Neurowissenschaften; Furcht, Angst, Angsterkrankungen; Rhythmen des Gehirns; experimentelle Epilepsieforschung
Hans-Christian Pape ist Neurowissenschaftler und gilt als einer der weltweit führenden Experten auf dem Gebiet der neuronalen Grundlagen des Verhaltens. Er erforscht die molekularen und zellulären Mechanismen von emotionalem Verhalten und Gedächtnis, mit Schwerpunkt auf Furcht und Angst sowie deren klinisch relevanter Störungen. In einem weiteren Forschungsschwerpunkt befasst er sich mit rhythmischen Aktivitätszuständen des Gehirns, die den Wach-Schlaf-Zyklus, aber auch Formen der Epilepsie bestimmen, die mit Phasen reduzierten Bewusstseins verbunden sind.
Hans-Christian Pape erforscht Vorgänge im Gehirn, die emotionales Verhalten steuern und emotionales Gedächtnis formen. Er will wissen, was bei Angst und Panik im Gehirn passiert, und fragt, wie Gene oder Lebenserfahrungen die neuronalen Prozesse beeinflussen. Furcht und Angst sind wichtige Reaktionen, sie schützen vor gefährlichen Situationen. Fehlsteuerungen der zugrundeliegenden Prozesse können jedoch zu Überreaktionen und Angsterkrankungen führen, wie Panikstörung, Phobien oder posttraumatische Belastungsstörung. Die Patientinnen und Patienten erleben Phasen exzessiver Angst, zum Beispiel auch lange und wiederholt nach einer traumatischen Erfahrung. Hans-Christian Pape erforscht, welche Faktoren zu diesen psychischen Störungen beitragen.
Die Gruppe um Hans-Christian Pape hat zum Beispiel ein neuronales Prinzip identifiziert, in dem Gruppen von Nervenzellen in räumlich entfernten Regionen des Gehirns (Amygdala, Hippocampus, präfrontaler Cortex) ihre Aktivität zeitlich und funktionell exakt aufeinander abstimmen. Diese Synchronizität verstärkt die Erfahrung von Furcht und speichert sie auf diese Weise im Furchtgedächtnis. Durch wiederholte neue Erfahrungen und eine damit einhergehende neue Bewertung kann die initiale Gedächtnisspur überschrieben und die Furchtreaktion reduziert werden. Hier hat die Gruppe um Hans-Christian Pape die Mechanismen eines „neuen“ Botensystems charakterisiert, das die Prozesse der Überschreibung fördert und damit exzessive Furchtreaktionen nach traumatischen Erfahrungen eindämmen kann. Diese Ergebnisse verbessern das Verständnis der neuronalen Grundlagen von Furcht und Angst und sie identifizieren Lern- und Gedächtnisprozesse, die die Erfahrungen von Furcht und Angst erinnern lassen – kontrolliert oder exzessiv. Sie zeigen damit auch Ansatzpunkte für neue therapeutische Wege, in denen medikamentöse und kognitive Strategien gezielt kombiniert werden.
Rhythmisch-synchronisierte Aktivität in Schaltkreisen des Gehirns sind von zentraler Bedeutung auch für die Kontrolle des Schlaf-Wach-Zyklus. Krankhafte Entartungen dieser Prozesse können zu Stadien mit verändertem Bewusstsein führen, manifestiert in kurzzeitigen Anfällen mit Bewusstseinsverlust („absence de l´esprit“) bei bestimmten Formen der Epilepsie. Hier erforscht die Gruppe um Hans-Christian Pape die Rolle von Ionenkanälen, denen als Vermittler der elektrischen Aktivität der Nervenzellen eine kausale Bedeutung für die Erkrankung zukommt („Kanalopathien“).