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Year of election: | 2004 |
Section: | Biochemie und Biophysik |
City: | München |
Country: | Deutschland |
Forschungsschwerpunkte: Nanobiosysteme, Experimentelle Biophysik, funktionale Nanostrukturen für Anwendungen in der Medizin und in der Informationsverarbeitung, Zellbiophysik, biomolekulare Maschinen, Protein-DNA-Wechselwirkungen
Hermann E. Gaub beschäftigt sich seit Mitte der 1980er Jahre mit spektroskopischen Methoden, die sich auf ein breites Spektrum wissenschaftlicher Disziplinen anwenden lassen. Er entwickelte mit dem US-Forscher Paul Hansma die Rasterkraftmikroskopie (Atomkraftmikroskopie AFM) weiter, die es ermöglicht, im funktionalen Nanostrukturbereich einzelne Moleküle zu untersuchen.
Inter- und intramolekulare Kräfte spielen im Aufbau und in der Regulation von biologischen Systemen eine entscheidende Rolle. Sie können mittels Atomkraftmikroskopie gemessen werden: Im einfachsten Fall zum Beispiel Wechselwirkungen zwischen zwei Molekülen (ein Rezeptor und sein bindender Ligand). Dazu werden zwei Bindungspartner auf der zu untersuchenden Oberfläche kontrolliert voneinander weg bewegt, bis die Zugkraft abreißt. Durch solche Abrisskraftmessungen können Bindungsraten und -Affinitäten bestimmt werden.
Im Exzellenzcluster „Nanosystems Initiative Munich (NIM)“ nutzt Hermann E. Gaub diese Technik, um zu bestimmen, wie fest DNA-Moleküle an Oberflächen haften. Die Atomkraftmikroskopie ist zurzeit eine der am häufigsten verwendeten Oberflächenanalysemethoden. Sie findet nicht nur in biologischen Systemen auf Nanometerskala Anwendung, sondern auch bei der Untersuchung von Oberflächenbeschaffenheiten beliebiger Materialien. Gaub hat damit der Nanotechnologie wichtige Impulse gegeben und entscheidend zum Verständnis von nanomechanischen Prozessen bei der Entfaltung und Rückfaltung von Proteinstrukturen beigetragen.
Im DFG-geförderten Projekt „On-Chip Expression of Transcription Factors and Force-Based Interaction Analysis with DNA“ forscht Hermann E. Gaub seit 2012 daran, wie Proteine Gene regulieren und welche Wechselwirkungen zwischen Proteinen und Gensequenzen entstehen. In seiner Arbeitsgruppe wird das Rasterkraftmikroskop auch genutzt, um einzelne Biomoleküle nanometergenau an einer bestimmten Stelle abzusetzen („Single-Molecule Cut & Paste“, SMC&P). So können die Forscher am Fließband Nanomaschinen und künstliche Molekülkomplexe auf Chips konstruieren, um biologische Prozesse maßgeschneidert zu messen, die sonst nur in lebenden Zellen ablaufen können. Diese Ansätze haben Potential für den industriellen Einsatz auch in der Informationstechnologie. Hermann E. Gaub hat seine Forschungsarbeiten in einer Vielzahl renommierter Fachzeitschriften veröffentlicht und ist Autor populärwissenschaftlicher Bücher. Durch zahlreiche Forschungspreise wurden seine Entdeckungen und Entwicklungen gewürdigt.