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Zweitmitgliedschaft in der Sektion Chirurgie, Orthopädie und Anästhesiologie
Year of election: | 2019 |
Section: | Global Health |
City: | Bonn |
Country: | Deutschland |
Forschungsschwerpunkte: Palliativmedizin, Symptomkontrolle, Fatigue-Syndrom, Opioide, ethische Fragestellungen
Lukas Radbruch ist Palliativmediziner. Er beschäftigt sich mit Schwerstkranken und sterbenden Menschen und ihrem Recht auf eine optimale Linderung von körperlichen Symptomen. Er hat neue Instrumente und Therapieempfehlungen für die Palliativversorgung entwickelt. Zudem befasst er sich mit ethischen Fragestellungen am Lebensende sowie Fragen zu Resilienz in Religion und Spiritualität.
Schwerstkranke und sterbende Menschen haben ein Recht auf die Linderung von Symptomen wie Schmerzen, Luftnot oder Schwäche. Die Palliativmedizin sorgt für diese Symptomlinderung und versucht die Lebensqualität der Betroffenen wie auch ihrer Angehörigen zu erhalten. Voraussetzung für eine wirksame Linderung ist eine Symptomkontrolle durch eine sorgfältige Erfassung mit validierten Instrumenten.
Lukas Radbruch betätigte in einer Reihe von Studien deutsche Versionen von existierenden Instrumenten (Brief Pain Inventory, Brief Fatigue Inventory). Außerdem entwickelte er neue Instrumente für die Palliativversorgung, zum Beispiel ein minimales Dokumentationssystem sowie Hospiz- und Palliativ-Erhebungen. Er hat bundesweite epidemiologische Studien zur Symptomkontrolle durchgeführt und zu weiteren Aspekten der Palliativversorgung publiziert.
Ein weiterer Schwerpunkt ist die Versorgungsforschung. In Projekten beschäftigt er sich mit der Schnittstelle zwischen ambulanter und stationärer Palliativversorgung oder mit dem Zugang zu Opioiden in mittel- und osteuropäischen Ländern. Er erforschte spezielle Aspekte der Opioidtherapie, wie Effektivität und Verträglichkeit von transdermalen Therapiesystemen oder die Behandlung von Schmerzspitzen (Durchbruchschmerzen).
Während Schmerzen und Luftnot in der Palliativmedizin gut behandelt werden können, fehlen bei Fatigue, dem häufigsten Symptom in der Palliativversorgung, effektive therapeutische Ansätze. In mehreren systematischen Übersichtsarbeiten wurde die Evidenz gesichtet und auf dieser Basis Therapieempfehlungen entwickelt (z.B. für die S3-Leitlinie Palliativmedizin der AWMF).
Lukas Radbruch befasst sich zudem mit ethischen Fragestellungen am Lebensende, wie z.B. dem Umgang mit Patienten mit Todeswunsch, Indikation und Durchführung der palliativen Sedierung oder dem Umgang mit dem freiwilligen Verzicht auf Essen und Trinken. Diese Fragen untersuchte er mit qualitativen Forschungsmethoden oder Konsensverfahren und publizierte eine Reihe von Leitlinien und konsensbasierten Positionspapieren. Im weiteren Sinne gehört zu diesem Bereich auch die Forschung zu Lebenssinn, Resilienz und Spiritualität. Diesen Fragen widmet er sich in Studien zur Humortherapie und biographischen Interventionen sowie in einer Forschergruppe zu Resilienz in Religion und Spiritualität.