Profiles of Leading Women Scientists on AcademiaNet.
Search among the members of the Leopoldina for experts in specific fields or research topics.
Image: Markus Scholz | Leopoldina
Year of election: | 2016 |
Section: | Neurosciences |
City: | Berlin |
Country: | Germany |
Forschungsschwerpunkte: Schlaganfall, Neurodegeneration, neurologische Intensivmedizin, Telemedizin
Matthias Endres ist ein deutscher Neurologe. Der Mediziner widmet sich der klinischen und experimentellen Erforschung des Schlaganfalls. Daraus leitet er präventive Maßnahmen vor sowie regenerative Möglichkeiten nach einem Schlaganfall ab und untersucht potenzielle Folgen wie Neurodegeneration, Demenz und Depression.
Ein Schlaganfall ist eine der häufigsten Erkrankungen in westlichen Ländern, der oft zu lebenslanger Behinderung führt. Meist kommt es zu dem Ereignis aufgrund eines Gefäßverschlusses, deutlich seltener aufgrund einer Blutung. Welche Risikofaktoren zu einem ischämischen Schlaganfall führen, ist gut untersucht. Doch ist wenig bekannt, welche pathologischen Prozesse zu einem neurodegenerativen Abbau nach einem Schlaganfall und den daraus resultierenden kognitiven Einschränkungen führen. Das Team um Matthias Endres forscht daran, Einblicke in die Mechanismen dieser Vorgänge zu bekommen und präventive Behandlungsstrategien zu entwickeln. Im Fokus steht dabei die Verbesserung der Endothelfunktion durch körperliche Aktivität und pharmakologische Ansätze.
Matthias Endres untersucht dabei auch die Prozesse der Zellzyklusaktivierung, Schäden an der DNA sowie Reparaturprozesse und deren Rolle bei den Folgen eines Schlaganfalls. Pathogenetisch wird angenommen, dass das allgemeine Entzündungsgeschehen das Gerinnungssystem und die Thrombozyten aktiviert. Als Mechanismen werden eine Störung des Endothels, eine starke Aktivierung des sympathischen Nervensystems mit folgender Blutdruckerhöhung, ein erhöhtes Risiko für Vorhofflimmern und ein erhöhter zerebrovaskulärer Widerstand diskutiert.
Ein Schwerpunkt von Matthias Endres' aktueller Forschung ist die sogenannte klonale Hämatopoese, bei der ein Ungleichgewicht der zirkulierenden Blutzellen auftritt. Während bei gesunden Menschen die hämatopoetischen Stammzellen gleichmäßig zur Blutbildung beitragen, kommt es vor allem im Alter hier zu einer Dysbalance, die ein Risiko für die Tumorentwicklung und vaskuläre Ereignisse, wie den Schlaganfall, beinhaltet. Die Forschungsgruppe konnte bereits zeigen, dass eine klonale Hämatopoese nach einem Schlaganfall mit einem erhöhten Risiko für einen weiteren Schlaganfall verbunden ist. Doch ist noch nicht geklärt, ob diese Blutzellen ins Gehirn gelangen und dort zu Neurodegeneration führen können.
Bei Patientinnen und Patienten mit ischämischem Schlaganfall werden häufig Autoantikörper im Blut gefunden. Die physiologische Aufgabe und vor allem die pathophysiologische Rolle dieser Antikörper ist jedoch noch nicht gut verstanden. Bei einigen Patientinnen und Patienten können sogenannte neuronale Autoantikörper die Kommunikation zwischen den Nervenzellen beeinträchtigen und Autoimmunerkrankungen des Nervensystems auslösen.
Sowohl in der Grundlagenforschung als auch in der klinischen Forschung engagiert sich Matthias Endres interdisziplinär und international. Darüber hinaus trägt der Neurologe zur Weiterentwicklung der Telemedizin bei, um eine rasche und kompetente Versorgung möglichst vieler Schlaganfallpatientinnen und -patienten zu gewährleisten.