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Ernst Jung-Preis für Medizin geht an Ingrid Fleming

Ernst Jung-Preis für Medizin geht an Ingrid Fleming

Prof. Dr. Ingrid Fleming
Foto: Klaus Wägele

Die Biochemikerin und Pharmakologin Ingrid Fleming erhält den Ernst Jung-Preis für Medizin 2022. Die Professorin und Direktorin des Zentrums für Molekulare Medizin an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main erforscht molekulare Mechanismen in Blutgefäßen und deren Rolle bei der Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Ingrid Fleming gehört der Leopoldina seit 2016 in der Sektion Physiologie und Pharmakologie/Toxikologie an.

Herz-Kreislauf-Erkrankungen gehen oft mit Diabetes und Fettleibigkeit einher. In Arbeitsgruppen und Projekten klärt Ingrid Fleming über die Zusammenhänge zwischen dem Endothel – der innersten Zellschicht in Blutgefäßen – und dem Stoffwechsel auf. Der Fokus ihrer Forschung liegt auf Signalübertragungen in den Gefäßwänden, welche unter anderem den Blutdruck regulieren und Entzündungsprozesse kontrollieren. Veränderungen in diesen Signalwegen können zu Krankheiten wie Diabetes und anderen vaskulären Erkrankungen führen, etwa Gefäßverschlüsse, Herzinfarkte und Erblindung. Mit ihrer Forschung leistet sie einen wichtigen Beitrag zur Identifizierung neuer Zielmoleküle für Therapien von Kreislauferkrankungen. Diese Erfolge würdigt die Jung-Stiftung mit der Auszeichnung.

Ingrid Fleming studierte Pharmakologie und Biochemie an der Aston University in Birmingham/UK. Nach einem Trainee-Programm im Gastrointestinal Diseases Project der Beecham Pharmaceuticals Research Division in Harlow/UK (1986-1987) wurde sie 1991 an der Universität Louis Pasteur in Straßburg/Frankreich promoviert. Im Anschluss war Ingrid Fleming für zwei Jahre als Postdoktorandin am Institut für Angewandte Physiologie der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und ab 1993 als Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Kardiovaskuläre Physiologie der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main tätig. 1999 habilitierte sie sich hier auf dem Gebiet der Physiologie. Nach einer Tätigkeit als Hochschuldozentin nahm sie 2004 den Ruf auf eine Professur für Physiologie an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main an und hat diese seitdem inne. Seit 2008 besetzt sie in Frankfurt zusätzlich den ECCPS Chair (W3) for Vascular Signalling und ist seit 2010 Geschäftsführende Direktorin des Zentrums für Molekulare Medizin.

Der Ernst Jung-Preis folgt auf viele weitere Auszeichnungen, die Ingrid Fleming im Laufe ihrer Karriere bereits verliehen wurden. Unter anderem erhielt sie 1998 den Greenshield-Preis für Biochemie, 1999 den Heinz Meise-Preis der Deutschen Herzstiftung, 2002 den Arthur Weber-Preis der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie, Herz- und Kreislaufforschung und ein Jahr später den Schunk-Preis für Humanmedizin der Justus-Liebig-Universität Gießen.

Die Hamburger Jung-Stiftung für Wissenschaft und Forschung vergibt den Ernst Jung-Preis für Medizin seit 1976. Mit dem Preisgeld von 300.000 Euro würdigt sie Forscherinnen und Forscher, die mit ihren Projekten maßgeblich zum Fortschritt der Humanmedizin beigetragen haben. Der Fokus liegt auf Forschungsarbeiten, die von besonderer klinischer Relevanz sind und Fortschritte in der Entwicklung neuer wirksamer Therapieansätze erwarten lassen. Ingrid Fleming teilt sich den Preis mit dem Virologen Ralf Bartenschlager, ebenfalls Mitglied der Leopoldina, der eine Therapiegrundlage zur Behandlung von Schädigungen wie Leberzirrhose und Leberkrebs schuf, die nach einer chronischen Infektion mit dem Hepatitis-C-Virus auftreten können.