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Press Release | Friday, 20 October 2006

Öffentliche Vorträge der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina am 24. Oktober 2006

Zu den Themen "Stressbewältigungsstrategien bei Bakterien" (R. Hengge, Berlin) und "Massive Schwarze Löcher und Galaxien" (R. Genzel, Garching)

Termin: Dienstag, 24. Oktober 2006, 16.30 Uhr
Ort: Vortragsgebäude der Akademie Leopoldina
Emil-Abderhalden-Straße 36, 06108 Halle (Saale) 

  • Prof. Dr. Regine Hengge, Berlin, Mitglied der Akademie: Stressbewältigungsstrategien bei Bakterien

Als einzellige Lebewesen sind Bakterien ständigen Veränderungen in ihrer unmittelbaren Umgebung ausgesetzt. Dies gilt sowohl für die externe Umwelt als auch für die Bedingungen, die pathogene Bakterien in ihren Wirten vorfinden, wobei gerade letztere mit Hilfe ihres Immunsystems versuchen, die infizierenden Bakterien "zu Tode zu stressen". Bakterien müssen sich daher an diese vielfältigen und oft extremen Stressbedingungen anpassen, um zu überleben und, im günstigen Falle, sich zu vermehren. Diese Adaptation geschieht durch globale Veränderungen im genomweiten Genexpressionsmuster, durch die oft Hunderte von Genen koordiniert an- oder abgeschaltet werden. Diese bakteriellen Stressantworten sind zu exzellenten Modellsystemen für hierarchisch und modular aufgebaute regulatorische Netzwerke geworden. In der Arbeitsgruppe Hengge wird die umfassendste bisher bekannte bakterielle Stressantwort untersucht, die durch den Master-Regulator RpoS (Sigma-S) gesteuerte generelle Stressantwort in Escherichia coli. Der Vortrag wird einen Überblick über die wesentlichen Aspekte der Regulation und Funktion von RpoS und damit der generellen Stressantwort in E. coli geben.

Regine Hengge: Studium der Biologie und Dissertation (1986) im Laboratorium für Mikrobiologie der Universität Konstanz. Post-Doc-Aufenthalt an der Princeton University (1987-1988). Wissenschaftliche Mitarbeiterin (1988-1992), wissenschaftliche Assistentin (1993-1995) und Hochschuldozentin (1995-1998) an der Universität Konstanz. Habilitation in Konstanz (1994). Seit 1998 Professorin für Mikrobiologie an der Freien Universität Berlin. Verschiedene Stipendien und Preise, u.a. Förderpreis der Deutschen Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie (1993), Landesforschungspreis Baden-Württemberg (1996) und Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft (1998). Seit 2000 Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, seit 2004 Mitglied der European Molecular Biology Organisation (EMBO). Gutachterin der Deutschen Forschungsgemeinschaft, der National Science Foundation (USA), des Welcome Trust (GB) und der Israel Science Foundation. Mitglied der Vereinigung für Allgemeine und Angewandte Mikrobiologie, der American Society for Microbiology, der Deutschen Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie sowie der American Association for the Advancement of Science.

Forschungsschwerpunkte: Regulationsnetzwerke bakterieller Stressantworten; Molekularmechanismen von Signaltransduktion und -integration; Molekularmechanismen transkriptionaler und post-transkriptionaler Genregulierung angesichts von Umwelt- und Stresseinflüssen

Seit 2001 ist Regine Hengge Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina (Sektion Mikrobiologie und Immunologie).

  • Prof. Dr. Reinhard Genzel, Garching, Mitglied der Akademie: Massive Schwarze Löcher und Galaxien

Seit der Entdeckung der Quasare vor etwa 40 Jahren haben sich die Indizien gehäuft, dass in den Zentren von Milchstraßensystemen massive Schwarze Löcher sitzen, die durch Akkretion von Gas und Sternen effizient Gravitationsenergie in Strahlung umwandeln. Durch hochauflösende Messungen im Infrarot- und Radiobereich ist es jetzt im Zentrum unserer eigenen Milchstraße gelungen, einen überzeugenden Beweis für diese Hypothese zu liefern. Hierbei haben neue Entwicklungen in der Infrarotinstrumentierung und der adaptiven Optik am neuen Großteleskop des European Southern Observatory (ESO), dem Very Large Telescope (VLT), eine wichtige Rolle gespielt. Gleichzeitig ist es klar geworden, dass die meisten Galaxien massive Schwarze Löcher beherbergen und dass diese Schwarzen Löcher bereits etwa eine Milliarde Jahre nach dem Urknall entstanden sein müssen. Reinhard Genzel erläutert und diskutiert diese neuen Messungen und ihre Konsequenzen für die Entstehung von Schwarzen Löchern im frühen Universum.

Reinhard Genzel: Studium der Physik an der Universität Bonn, Promotionsarbeit in Physik und Astronomie am Max-Planck-Institut für Radioastronomie in Bonn (1978). Postdoctoral Fellow am Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics in Cambridge, MA (1978-1980). Miller Fellow (1980-1982), außerordentlicher Professor für Physik und Forschungsastromon am Space Science Laboratory der University of California in Berkeley, CA (1981-1985). Seit 1986 Direktor am Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik in Garching, seit 1988 Honorarprofessor an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Ordentlicher Professor (seit 1999) an der University of California in Berkeley, CA. Diverse Mitgliedschaften, z.B. in der Amerikanischen und der Deutschen Astronomischen Gesellschaft (seit 1987), der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (seit 1987) und der Royal Astronomical Society London (seit 1994). Viele Preise und Auszeichnungen, z.B. Newton Lacy Pierce Prize (American Astronomical Society, 1986), Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft (1990), Stern-Gerlach-Medaille der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (2003) und Balzan-Preis (2003). Auswärtiges Mitglied der National Academy of Sciences (USA, seit 2000) und Académie des Sciences (Frankreich, seit 1998) sowie Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (seit 2003).

Forschungsschwerpunkte: Astronomie/Astrophysik: Sternentstehung, galaktische Kerne, Schwarze Löcher, Galaxienentwicklung

Seit 2002 ist Reinhard Genzel Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina (Sektion Physik).

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