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Press Release | Tuesday, 18 October 2005

Öffentliche Vorträge der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina

Zu den Themen "Organtransplantation 1985-2005. Erkenntnisgewinn durch internationale Zusammenarbeit" (G. Opelz, Heidelberg, Mitglied der Akademie) und "Ethische Probleme der Lebendorganspende" (C. F. Gethmann, Essen, Mitglied der Akademie)

Termin:          Dienstag, 25. Oktober 2005, 16.30 Uhr
Ort:                Vortragsgebäude der Akademie Leopoldina
                       Emil-Abderhalden-Straße 36, 06108 Halle (Saale)

  • Prof. Dr. Gerhard Opelz, Heidelberg, Mitglied der Akademie: "Organtransplantation 1985-2005. Erkenntnisgewinn durch internationale Zusammenarbeit"

    Die Organtransplantation hat sich während der letzten 30 Jahre über alle Erwartungen hinaus erfolgreich entwickelt. Gerhard Opelz wird in seinem Vortrag über ein internationales Forschungsprojekt berichten, welches er im Jahr 1982 initiiert hat. Heute nehmen daran etwa 500 Transplantationszentren an universitären Einrichtungen in 46 Ländern teil. Die Teilnahme ist freiwillig, und die Kosten werden größtenteils von den Teilnehmern getragen. Es dürfte sich um ein einmaliges Projekt internationaler Zusammenarbeit handeln. Bisher wurden Daten und Informationen von mehr als 350.000 klinischen Organtransplantationen (Niere, Herz, Lunge, Leber, Pankreas) an das Studienzentrum gemeldet. Ziel der Studie ist es, aus zurückliegender Erfahrung Nutzen für zukünftige Transplantationen zu gewinnen. Dieses Ziel wird einerseits durch eine sorgfältige Dokumentation und Auswertung der Transplantationsdaten, anderseits durch klinische Spezialstudien und Laborprojekte verfolgt. Die Studie hat im Lauf der Jahre zahlreiche Beiträge zur Identifikation und Wertigkeit von Einflussfaktoren in der Transplantation geliefert, die z.T. heute die klinische Praxis beeinflussen. Die Ergebnisse der Studie stellen einen internationalen Referenzpunkt auf dem Gebiet der Transplantationsmedizin dar. Im Vortrag werden beispielhaft Ergebnisse dieses internationalen Forschungsprojektes vorgestellt werden.

    Gerhard Opelz
    (Jahrgang 1944): Studium der Humanmedizin in Wien (1963-1970), ärztliche Tätigkeit am Stockholm Blood Center, Schweden (1970-1971), Research Immunologist Assistent Professor, Associate Professor, Department of Surgery, University of California, School of Medicine, Los Angeles (1971-1981), Professor für Transplantationsimmunologie und Direktor der Abteilung Transplantationsimmunologie, Institut für Immunologie der Universität Heidelberg (seit 1981). Zahlreiche Ehrungen und Preise, unter anderem Fulbright Fellowship (1971), Schiff Award, German Society for Transfusion and Immunohematology (1989), Ehrenmitglied in zahlreichen wissenschaftlichen Gesellschaften (Western Society of Transplant Surgeons USA, Southern African Transplantation Society, Sociedad Argentina de Trasplantes, Assoziazione per la lotta contro le malattie renali, Cagliari, Italy.)

    Forschungsschwerpunkte: Organtransplantation und Transplantationsimmunologie.

    Seit 2001 ist Gerhard Opelz Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina (Teilsektion Chirurgie).
  • Prof. Dr. Carl Friedrich Gethmann, Essen, Mitglied der Akademie:"Ethische Probleme der Lebendorganspende"

    Angesichts der Knappheit von Spenderorganen in Deutschland ("Sterben auf der Warteliste") gewinnt die Lebendorganspende gegenüber der Leichenspende bei Nieren und zunehmend auch bei der Leber an Bedeutung. Hier erscheinen wesentliche Probleme der Leichenspende, insbesondere die Probleme der Spendebereitschaft, ihrer Manifestation und rechtlichen Sanktionierung deutlich einfacher zu handhaben zu sein. Ferner werden die gesundheitlichen Risiken auf Seiten des Spenders zunehmend besser beherrscht. Der Vortrag möchte angesichts dieser Tendenz vor allem die ethischen Probleme der Lebendorganspende herausarbeiten. Dabei werden folgende Fragen behandelt: Entscheidet über die Erlaubtheit der Lebendspende nur die gute Folge der Handlung (z.B. Lebensrettung) oder gilt es, (weitere) Verpflichtungen zu berücksichtigen? Bedeutet das Recht, souverän über sein Eigentum verfügen zu dürfen auch, dass man souverän über seinen Leib verfügen darf? Sind nur Lebendspenden gerechtfertigt, die aus altruistischen Motiven erfolgen?

    Abschließend wird empfohlen, der Leichenspende (allerdings mit veränderten rechtlichen Rahmenbedingungen hinsichtlich der Manifestation der Spendebereitschaft: "Widerspruchslösung") weiterhin Priorität einzuräumen, die Lebendspende jedoch nicht kategorisch auszuschließen.

    Carl Friedrich Gethmann
    (Jahrgang 1944): Studium der Philosophie in Bonn, Innsbruck und Bochum; 1968 lic. phil. (Institutum Philosophicum Oenipontanum); 1971 Promotion zum Dr. phil. (Ruhr-Universität Bochum); 1978 Habilitation für "Philosophie" (Universität Konstanz). 2003 Ehrenpromotion zum Dr. phil. h.c. an der Humboldt-Universität zu Berlin. – 1968 wiss. Assistent; 1972 Universitätsdozent für Philosophie an der Universität Essen; 1978 Privatdozent an der Universität Konstanz; seit 1979 Professor für Philosophie an der Universität Essen; weitere Lehrtätigkeiten an den Universitäten Düsseldorf und Göttingen. – Berufungen auf Ordentliche Professuren (C 4) an die Universität Oldenburg (1990), die Akademie für Technikfolgenabschätzung in Stuttgart (1991) sowie an die Universitäten Essen (1991), Konstanz (1993) und Bonn (1995); seit 1996 Direktor der Europäischen Akademie zur Erforschung von Folgen wissenschaftlich-technischer Entwicklungen in Bad Neuenahr-Ahrweiler GmbH. - Mitglied der Academia Europaea (London); Ordentliches Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Mitglied der Bio-Ethik Kommission des Landes Rheinland Pfalz.

    Forschungsschwerpunkte: Sprachphilosophie/Philosophie der Logik, Phänomenologie, Angewandte Philosophie (Medizinische Ethik/ Umweltethik/ Technikfolgenabschätzung)

    Seit 2002 ist Carl Friedrich Gethmann Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina (Sektion Wissenschaftstheorie).

    Die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina (gegründet 1652 in Schweinfurt) mit Sitz in Halle an der Saale (seit 1878) ist eine überregionale Gelehrtengesellschaft mit gemeinnützigen Aufgaben und Zielen. Sie fördert inter- und transdisziplinäre Diskussionen durch öffentliche Symposien, Meetings, Vorträge, die Arbeit von Arbeitsgruppen, verbreitet wissenschaftliche Erkenntnisse, berät die Öffentlichkeit und politisch Verantwortliche durch Stellungnahmen zu gesellschaftlich relevanten Themen, fördert junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, und sie betreibt wissenschaftshistorische Forschung.

    Der Leopoldina gehören etwa 1.200 Mitglieder in aller Welt an. Drei Viertel der Mitglieder kommen aus den Stammländern Deutschland, Schweiz und Österreich, ein Viertel aus weiteren ca. 30 Ländern. Zu Mitgliedern werden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus naturwissenschaftlichen und medizinischen Disziplinen sowie aus den Kultur- und den empirischen Geistes-, Verhaltens- und Sozialwissenschaften gewählt, die sich durch bedeutende Leistungen ausgezeichnet haben. Unter den derzeit lebenden Nobelpreisträgern sind 32 Mitglieder der Leopoldina.

    Die Leopoldina wird von einem ehrenamtlichen Präsidium geleitet. Präsident ist Professor Dr. Volker ter Meulen, klinischer Virologe und Immunologe aus Würzburg. Vizepräsidenten sind der Psychologie-Professor Dr. Paul B. Baltes (Berlin), der Chemie-Professor Dr. Gunter S. Fischer (Halle/Saale), die Mikrobiologie-Professorin Dr. Bärbel Friedrich (Berlin) und der Virologie-Professor Dr. Harald zur Hausen (Heidelberg). Die laufenden Geschäfte der Leopoldina führt eine Generalsekretärin, die Neurobiologie-Professorin Dr. Jutta Schnitzer-Ungefug. Die Leopoldina erhält ihre finanziellen Zuwendungen für die satzungsgemäßen Aufgaben zu 80 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und zu 20 Prozent vom Land Sachsen-Anhalt.

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