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Press Release | Friday, 19 September 2003

Öffentliche Vorträge der Leopoldina

Zu den Themen "Perspektiven orthopädischer Grundlagenforschung: Wird Handwerk bald von gestern sein?" (V. Ewerbeck, Heidelberg) und "Vorgehen und Unsicherheiten bei der Bewertung der Luftqualität in unseren Städten" (N. Moussiopoulos, Thessaloniki)

Termin: Dienstag, 23. September 2003, 16.30 Uhr
Ort: Vortragsgebäude der Akademie Leopoldina, Emil-Abderhalden-Straße 36, 06108 Halle (Saale)

  • Prof. Dr. Volker Ewerbeck, Heidelberg, Mitglied der Akademie: "Perspektiven orthopädischer Grundlagenforschung: Wird Handwerk bald von gestern sein?"

    Die orthopädische Grundlagenforschung hat in den vergangenen zehn Jahren einen bedeutenden Richtungswechsel erfahren. Während sie früher überwiegend biomechanisch und/oder morphologisch ausgerichtet war, sind heute auf breiter Front die "Werkzeuge" der Biotechnologie auf dem Vormarsch. In Zusammenarbeit mit Biologen, Medizinern, Ingenieuren und Materialwissenschaftlern soll dem nach wie vor ungelösten Problem von Gewebsverlusten im Bereich der Knochen, der Gelenke sowie von Muskulatur und Sehnen mittels tissue engineering, Zelltherapie, Stammzelltechnologie und schließlich Gentherapie zu Leibe gerückt werden. Hierbei sind vor allen Dingen durch die Kombination der genannten Methoden neue Konzepte der Geweberegeneration bereits vielversprechend getestet worden. Der Ersatz orthopädisch-chirurgischer Therapiemaßnahmen durch Stammzelltechnologie oder Gentherapie erscheint zwar noch in weiter Ferne. Allerdings stehen bereits heute neue und faszinierende Hilfsmittel zur Verfügung. Dieser methodische Richtungswechsel hat entgegen vielen Erwartungen jedoch nicht dazu geführt, dass die Biomechanik heute bedeutungslos ist. Die biomechanische Grundlagenforschung erlebt zur Zeit eine Renaissance, über die Ewerbeck in seinem Vortrag u. a. berichten wird. Dies wird beispielhaft deutlich an zwei Forschungsprojekten, die sich zum Einen mit dem Materialverschleißverhalten, zum Anderen mit der Verankerungscharakteristik von künstlichen Gelenkimplantaten befassen. Hier wurden richtungweisende Ergebnisse erzielt, die sich in unmittelbaren Patientennutzen umsetzen lassen. Perspektivisch werden auch in Zukunft sowohl die Methoden der Biotechnologie, als auch diejenigen der Biomechanik unverzichtbare Bausteine für erfolgreiche Projekte bleiben.

    Volker Ewerbeck
    studierte Medizin in Berlin, Innsbruck und Wien, war in Berlin als Assistenzarzt in der Chirurgie, in der Geburtshilfe und in der Pädiatrie und danach in Heidelberg in der Kinderchirurgie und Orthopädie tätig. In Heidelberg erfolgte die Habilitation in der Orthopädie (1993). Seit 1996 ist Ewerbeck Direktor der Abteilung Orthopädie I der Stiftung Orthopädische Universitätsklinik Heidelberg. Seine klinischen Schwerpunkte liegen auf dem Gebiet der onkologischen Chirurgie sowie der Gelenkersatzoperationen. Zu den wissenschaftlichen Schwerpunkten gehören unter anderem die Molekularbiologie sowie spezielle Fragen der Endoprothetik. Volker Ewerbeck ist Mitglied des Vorstandes der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie. Er ist Mitherausgeber und im Beirat mehrerer wissenschaftlicher Fachzeitschriften. Er ist Ehrenmitglied der Ungarischen Gesellschaft für Orthopädie, und im Jahr 2001 wählte die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina Volker Ewerbeck zum Mitglied (Sektion Chirurgie, Orthopädie und Anästhesiologie).
  • Prof. Dr. Nicolas Moussiopoulos, Thessaloniki, Mitglied der Akademie: "Vorgehen und Unsicherheiten bei der Bewertung der Luftqualität in unseren Städten"

    Trotz einiger Fortschritte bei emissionsmindernden Maßnahmen in der Industrie und bei Kraftfahrzeugen hat die durchschnittliche Ozonkonzentration in der Luft in jüngster Zeit deutlich zugenommen. Somit nähert sich die alltägliche Grundbelastung der Menschen jenen Bereichen, die von der Medizin als gesundheitsbedenklich angesehen werden. Ozon wird großenteils aus Vorläufersubstanzen gebildet, die in Ballungsgebieten freigesetzt werden. Diese Substanzen beeinflussen die Luftqualität maßgeblich, und zwar unabhängig davon, ob sie selbst Schadstoffe sind oder nicht. Zur Abschätzung der von Luftschadstoffen ausgehenden Gefährdung für den Menschen und seine Umgebung benötigt man zuverlässige Verfahren zur Bewertung der Luftqualität. Es geht dabei nicht nur darum, den jetzigen Zustand flächendeckend zu erfassen, sondern auch um die Vorhersage der Entwicklung in der Zukunft. Nicolas Moussiopoulos wird im Vortrag gängige Verfahren zur Bewertung der Luftqualität im städtischen und lokalen Maßstab vorstellen. Anhand geeigneter Beispiele wird er zeigen, auf welche Weise neue wissenschaftliche Erkenntnisse zu einer genaueren Bewertung der Luftqualität beitragen können und schließlich demonstrieren, dass Ergebnisse jüngster Forschung wichtige Hinweise und Hilfestellungen für die politischen Anstrengungen zur Verbesserung der Luftqualität geliefert haben.

    Nicolas Moussiopoulos
    studierte in Karlsruhe Maschinenbau und promovierte am Institut für Technische Thermodynamik (1982). Er war Leiter der Forschungsgruppe Atmosphärische Transportvorgänge in Karlsruhe und zugleich Lehrbeauftragter an der Gesamthochschule Kassel und an der Universität Karlsruhe. Nach der Habilitation wurde er Professor und Leiter des Instituts für Wärmeübertragung und Umwelttechnik an der Fakultät Maschinenbau der Aristoteles-Universität Thessaloniki (1989). Seit September 2003 ist er dort für zwei Jahre Dekan der Fakultät für Maschinenbau. Seit 1996 ist er Honorarprofessor in Karlsruhe. Seine Forschungsschwerpunkte sind: Energietechnik und thermische Verfahrenstechnik, Energiesysteme und rationelle Energienutzung, Einsatz und Nutzung erneuerbarer Energiequellen, Luftreinhaltung im städtischen und lokalen Maßstab, Methoden zur Beschreibung von Transport und Umwandlung von Luftschadstoffen, Umweltinformatik und -management. Er ist Mitglied im Verband deutscher und griechischer Ingenieure, der American Meteorological Society (AMS), als Gutachter ist er u.a. tätig für das Bundesforschungsministerium zum Deutschen Atmosphärischen Forschungsprogramm. Seine Forschungsaktivitäten sind in den Bereichen Energietechnik, Abfallwirtschaft und Luftqualität in internationale Projekte eingebunden. 2002 erhielt er das Bundesverdienstkreuz am Bande. Im gleichen Jahr wählte die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina Nicolas Moussiopoulos zum Mitglied (Sektion Technikwissenschaften).

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