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Press Release | Friday, 24 January 2003

Öffentliche Vorträge der Leopoldina

Zu den Themen "Kleine Teilchen, große Wirkung: Metallpartikel in anorganischen Gläsern" (G. Berg, Halle) und "Ein Blick auf Rezeptoren: optische Methoden zur Messung der Rezeptoraktivierung" (M. Lohse, Würzburg)

Termin: Dienstag, 28. Januar 2003, 16.30 Uhr
Ort: Vortragsgebäude der Akademie Leopoldina, Emil-Abderhalden-Straße 36, 06108 Halle (Saale)

  • Zu den Vorträgen:

Prof. Dr. Dr. Gunnar Berg, Halle (Saale), Mitglied der Akademie
Kleine Teilchen, große Wirkung: Metallpartikel in anorganischen Gläsern

Die optischen Eigenschaften transparenter kommerzieller Gläser, wie zum Beispiel auch von Fensterglas, lassen sich durch den Einbau von Metallpartikeln so verändern, dass intensive Verfärbungen auftreten. Ein Beispiel ist das im Kunsthandwerk häufig verwendete Goldrubinglas. Diese Verfärbungen werden technisch dadurch erzielt, dass Glas in Metallsalzschmelzen überführt und thermisch behandelt wird. Dabei diffundieren Metallionen in den oberflächennahen Glasbereich hinein, werden dort zu Metallatomen reduziert, die anschließend zu Metallpartikeln aggregieren. Die Wechselwirkung von Licht mit solchen Partikeln lässt sich im Prinzip mit Hilfe der klassischen Elektrodynamik beschreiben, ist aber in vielen Fällen erst heute mit zum Teil aufwendigen Computerprogrammen quantitativ berechenbar. Das Ergebnis sind Extinktionsbanden, deren Lage im Spektrum von Größe und Form der Partikel und deren Stärke von der Partikelkonzentration abhängen. Experimente bestätigen diese Rechnung in exzellenter Weise. Berg wird in seinem Vortrag auf einige technisch interessante Anwendungen eingehen, die erst in jüngster Zeit vorgeschlagen wurden (hochselektiv getönte Scheiben für Fahrzeuge und andere Industrieprodukte). 


Prof. Dr. Martin J. Lohse, Würzburg, Mitglied der Akademie
Ein Blick auf Rezeptoren: optische Methoden zur Messung der Rezeptoraktivierung

Hormone und Neurotransmitter – die chemischen Überträgerstoffe des Körpers – wirken, indem sie auf der Zelloberfläche Rezeptoren aktivieren. Rezeptoren sind Membranproteine, die ein Hormon sehr spezifisch binden und dieses Signal in die Zelle hinein übertragen. Daraufhin verändern sich Zellfunktionen – eine Herzmuskelzelle schlägt zum Beispiel schneller und kräftiger, wenn ein spezifischer Rezeptor für Adrenalin stimuliert wird. Obwohl man sehr viel über die Konsequenzen der Stimulation von Rezeptoren weiß, ist noch weitgehend unbekannt, wie ein Rezeptor durch ein Hormon "angeschaltet" wird und wie lange dieser Vorgang dauert. Lohse wird in seinem Vortrag über die Entwicklung einer Methode berichten, mit der die Anschaltung von Rezeptoren im Mikroskop sichtbar gemacht wird. Mit diesen Methoden kann man einem Hormon dabei zusehen, wie es die Rezeptoren einer Zelle aktiviert.

  • Zu den Referenten:

Gunnar Berg hat an der Martin-Luther-Universität in Halle Physik studiert und zwei Promotionen abgeschlossen, zum Dr. rer. nat. mit einer Arbeit, die Thermodynamik und Kristallphysik verknüpfte, und zum Dr.-Ing. mit einer Arbeit über Probleme bei der Sicherheit von Schachtförderungen im Bergbau in Freiberg. Es gelang ihm, in Halle eine eigenständige Arbeitsrichtung aufzubauen, die Glasphysik, die dem Bereich Experimentalphysik zuzuordnen ist, und sich mit Fragen des Zusammenhangs von molekularer Struktur und physikalischen Eigenschaften von Glas beschäftigt. Mit der Wende wurde er erster frei gewählter Leiter des Fachbereichs Physik, Professor für Experimentalphysik, Dekan und später Rektor der Martin-Luther-Universität und hat sich als solcher bei der Neuformung der Universität große Verdienste erworben. Er ist in zahlreichen wissenschaftlichen Gremien tätig, ist Vorsitzender des Vorstands der Leucorea, war Präsident der Rektorenkonferenz des Landes Sachen-Anhalt, ist Vorstandsmitglied der Deutschen Physikalischen Gesellschaft, ist Beiratsmitglied des mathematisch-naturwissenschaftlichen Fakultätentages, dessen Vorsitzender er zeitweise war, u.v.a.m. Im Jahr 1999 wählte ihn die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina zu ihrem Mitglied (Sektion Physik). Seit 2000 ist er Sekretar für Naturwissenschaften und Präsidiumsmitglied der Leopoldina.

Martin J. Lohse hat Humanmedizin und Philosophie an den Universitäten Göttingen, London und Paris studiert und promovierte mit Arbeiten, die er am MPI für biophysikalische Chemie in Göttingen durchführte. 1988 erfolgte die Habilitation für Pharmakologie und Toxikologie an der Universität Heidelberg. Nach mehrjähriger Forschungstätigkeit an der Duke University, USA, wurde er Arbeitsgruppenleiter am MPI für Biochemie in Martinsried, seit 1993 ist er C4-Professor für Pharmakologie und Toxikologie an der Universität in Würzburg. Seine wissenschaftlichen Schwerpunkte liegen auf der Erforschung der Funktion von Rezeptoren, deren Funktionsstörungen zu Herzproblemen führen. Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen, ein Heisenberg-Stipendium und den Gerhard-Hess-Preis der DFG (1990), den Basis Science Prize der American Heart Association (1990), den Preis der Vaillant-Stiftung (1996), den Leibniz-Preis der DFG (1999), den Ernst-Jung-Preis für Medizin (2000) u.a. Im Jahr 2001 konnte sich Lohse mit seinem Team gegen eine Vielzahl von Konkurrenten durchsetzen, in dem es gelang, das neue Rudolf-Virchow-Zentrum für experimentelle Biomedizin – gefördert mit zunächst 20 Mio. Euro von der DFG – nach Würzburg zu holen. Lohse ist seit 1998 Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Im Jahr 2000 wählte ihn die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina zu ihrem Mitglied (Sektion Physiologie und Pharmakologie/Toxikologie).

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