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Foto: H. Denk
Year of election: | 1998 |
Section: | Pathologie und Rechtsmedizin |
City: | Graz |
Country: | Österreich |
Forschungsschwerpunkte: Hepatologie, Molekularpathologie, Gastroenterologie, molekulare Diagnostik, Zellbiologie, Toxikologie
Helmut Denk ist ein österreichischer Arzt mit Schwerpunkt Pathologie und Hepatologie. In seinem Fokus steht der physiologische und pathologische Stoffwechsel der Leber, speziell der durch Alkoholabusus verursachte Schaden, der sich in einer Leberzirrhose manifestieren kann. Helmut Denk kombiniert in seiner Forschung klassische Pathologie mit molekularbiologischen Methoden (Molekularpathologie) mit dem Ziel, zur Aufklärung der Pathogenese von Lebererkrankungen beizutragen und die Diagnostik zu verbessern.
Neben seiner klinisch-diagnostischen Tätigkeit hat sich Helmut Denk intensiv der Grundlagenforschung gewidmet und dabei Methoden der experimentellen Pathologie, Zellbiologie, Biochemie, Molekularbiologie und Toxikologie miteinander verknüpft. Ein besonderer Schwerpunkt früherer Arbeiten lag in der Adaptation immunhistochemischer Verfahren zur diagnostischen und wissenschaftlichen Anwendung in pathologischem Routinematerial. Ein wesentlicher Fortschritt war der immunhistochemische Nachweis von Proteinen des Zytoskeletts zur Identifikation verschiedener Zelltypen in menschlichen Tumoren, eine Methode, die sich in der Diagnostik allgemein durchgesetzt hat und zu einer exakteren und klinisch relevanteren Klassifikation beiträgt.
In seiner weiteren Forschungstätigkeit konzentriert sich Helmut Denk auf die Pathologie von Lebererkrankungen unter besonderer Berücksichtigung der Steatohepatitis (Fettleberhepatitis). Bereits zu Beginn der 1970er Jahre entwickelte er ein Mause-Modell, in dem erstmals die typischen morphologischen Veränderungen der alkoholischen und nicht-alkoholischen Steatohepatitis des Menschen (vor allem die charakteristischen zytoplasmatischen Einschlusskörper in Leberzellen, bis dahin genannt „Mallory Körper“, „alkoholisches Hyalin“) reproduziert werden können und damit kontrollierte morphologische, biochemische und molekularbiologische Untersuchungen ermöglichen. Auf dieser Basis charakterisierte das Team um Denk die chemische Zusammensetzung der 1911 vom US-amerikanischen Pathologen Frank Burr Mallory bei alkoholischer Leberzirrhose beschriebenen Mallory-Körper als Aggregate partiell degradierter, abnorm gefalteter und quervernetzter Stress-Proteine (Keratine, Hitzeschockproteine, Ubiquitin, p62) und deren Pathogenese. Die erhobenen Befunde sprechen für das Vorliegen einer Adaptationsreaktion der Leberzelle auf chronischen (oxidativen) Stress verbunden mit zellulärer Seneszenz. Idente Einschlüsse finden sich auch bei Menschen mit chronischer Cholestase, bei Kupfertoxizität, anderen Stoffwechselerkrankungen, toxischen Medikamentenreaktionen sowie bei Lebertumoren. Aufgrund dieser grundlegenden Ergebnisse werden diese hepatozellulären Einschlüsse heute in der Literatur als „Mallory-Denk-Körper“ bezeichnet. Von der Arbeitsgruppe um Helmut Denk wurden morphologisch und biochemisch vergleichbare Zelleinschlüsse auch bei chronisch-degenerativen Erkrankungen des Zentralnervensystems des Menschen (zum Beispiel Morbus Alzheimer) analysiert, so dass die erarbeiteten pathogenetischen Prinzipien über die Hepatopathologie hinausreichen.
Mit diesem Forschungsspektrum hat Helmut Denk die wissenschaftliche und klinische Pathologie wesentlich geprägt.