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Nachricht | Dienstag, 08. November 2016

Leopoldina und Stifterverband ehren Maggie Schauer und Thomas Elbert mit dem Weizsäcker-Preis

Der Stifterverband und die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina zeichnen die beiden Konstanzer Klinischen Psychologen und Neuropsychologen Dr. Maggie Schauer und Prof. Dr. Thomas Elbert mit dem Carl-Friedrich-von-Weizsäcker-Preis aus. Die Wissenschaftler werden für ihre Untersuchungen von Menschen gewürdigt, die durch Gewalt, Krieg und Folter traumatisiert sind. Aus den Erkenntnissen über die Folgen von extremem Stress heraus gelang ihnen die Entwicklung wirksamer Interventionen, welche Überlebende von Gewalt zurück ins Leben führen können.

Der mit 50.000 Euro dotierte Wissenschaftspreis des Stifterverbandes wird für Beiträge zur wissenschaftlichen Bearbeitung gesellschaftlich wichtiger Herausforderungen verliehen. Er ist damit die deutsche Auszeichnung für Wissenschaftler auf dem Gebiet der wissenschaftsbasierten Politikberatung.Er wird gemeinsam mit der Leopoldina alle zwei Jahre an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler oder Forscherteams vergeben, die einen Beitrag zur wissenschaftlichen Bearbeitung gesellschaftlich wichtiger Probleme geleistet haben. Im Jahr 2012 wurde der Bildungsforscher Prof. Dr. Jürgen Baumert ausgezeichnet, 2014 wurde Prof. Dr. Ferdi Schüth geehrt. Den ersten Weizsäcker-Preis erhielt im Jahr 2009 der Wissenschaftler und Bürgerrechtler Prof. Dr. Jens Reich.

Maggie Schauer und Thomas Elbert haben gemeinsam mit dem Bielefelder Wissenschaftler Prof. Dr. Frank Neuner die „Narrative Expositionstherapie“ entwickelt und ihre Anwendung untersucht. Sie ist ein Behandlungsverfahren, das insbesondere in Konflikt- und Krisenregionen zum Einsatz kommt und vor allem für die Therapie von Opfern organisierter Gewalt und zur Behandlung von Kriegsflüchtlingen entwickelt wurde. In Feldstudien in Afrika und Asien konnte das Behandlungsverfahren erfolgreich angewendet werden. Schauer und Elbert erforschen bereits seit zwei Jahrzehnten die Folgen organisierter Gewalt wie Krieg, Folter und sexuelle Gewalt für das Individuum, ihre Familien und die Gesellschaft. Am Kompetenzzentrum für Psychotraumatologie der Universität Konstanz untersuchen sie nicht nur psychosoziale Auswirkungen der Gewalt, sondern auch molekularbiologische und neurophysiologische Veränderungen als Folgen von Gewalterfahrungen. Weltweit einmalig ist dabei, dass sich Laborstudien in Konstanz und Untersuchungen in Kriegs- und Krisenregionen zu einem Gesamtbild ergänzen.

Der Carl-Friedrich-von-Weizsäcker-Preis 2016 wird Maggie Schauer und Thomas Elbert am Dienstag, 13. Dezember 2016, in Halle (Saale) verliehen. Die Ehrung findet im Rahmen der traditionellen Weihnachtsvorlesung der Leopoldina statt, die beide Preisträger gemeinsam zum Thema „Im Jahrhundert der Migration: Psychische Funktionstüchtigkeit als Schlüssel für gelingende Gesellschaften“ halten.