Prof. Dr. Brigitte Tag

Forschungsschwerpunkte: Medizin- und Gesundheitsrecht, Medizinethik, Digitalisierung in der Medizin, Straf- und Strafverfahrensrecht, Wirtschafts- und Arbeitsstrafrecht
Brigitte Tag ist eine Deutsch-Schweizer Juristin, die sich mit einer breiten Palette von rechtlichen und ethischen Themen – vom Straf- und Strafverfahrensrecht über das Verwaltungsstrafrecht bis hin zum Wirtschafts- und Arbeitsstrafrecht und zur Wirtschaftsethik – befasst. Der Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt auf dem Medizin- und Gesundheitsrecht. Für Chancen und Herausforderungen moderner Therapieformen interessiert sie sich dabei ebenso wie für die Folgen der Digitalisierung im Gesundheitswesen, die Behandlung seltener Krankheiten oder die zahlreichen ethischen und juristischen Fragen am Beginn und Ende des Lebens.
Intensiv setzt sich Brigitte mit der Digitalisierung im Gesundheitsbereich auseinander. Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) hat in der Medizin soll neue Möglichkeiten für die Diagnose, Behandlung und Nachsorge von Krankheiten eröffnen, das Personal in Praxen und Krankenhäusern entlasten und die Verwaltung vereinfachen. Brigitte Tag gibt zu bedenken, dass das Sammeln, Verarbeiten und Speichern von Gesundheitsdaten auch Risiken birgt. Es brauche Schutzstandards, die sich nicht allein am Gemeinwohl, sondern ebenso am Interesse des Einzelnen und an ethischen Grundprinzipien orientieren. Ein weiteres Fachgebiet, mit dem sich Brigitte Tag, befasst ist das Lebensende. Hierbei geht es darum, einen neuen Blick auf Menschen jeden Alters zu gewinnen, die wahrscheinlich bald sterben werden. Brigitte Tag hat sich in diesem Zusammenhang unter anderem mit rechtlichen Fragen zum Thema assistierter Suizid und Sterbehilfe beschäftigt und an Empfehlungen für einen würdigen Umgang mit dieser Lebensphase mitgewirkt. Sie hat zu diesem Themenkreis vielfach publiziert und ist Mit-Herausgeberin des Bandes „Der Umgang mit der Leiche“ (2010), in dem das mit einer Obduktion verbundene Spannungsfeld thematisiert wird. Einerseits gibt es ein legitimes Interesse an der Klärung von Todesursachen, andererseits bedeutet das Sezieren eines Menschen eine Verletzung der körperlichen Integrität und der Totenruhe. Auch hat sich Brigitte Tag dem bislang wenig erforschten Thema Tod im Gefängnis zugewandt. Zudem ist sie beim Thema Organspende der Frage nachgegangen, ob Spender oder Spenderinnen tatsächlich uneigennützig handeln. Es gibt Hinweise darauf, dass manche hoffen, durch ihr Organ im Körper des Empfängers bzw. der Empfängerin teilweise weiterleben zu können.
Außerdem arbeitet Brigitte Tag daran, die Lage von Menschen, die an Seltenen Krankheiten leiden und oft lange auf eine Diagnose warten müssen, zu verbessern. Fortschritte auf diesem Gebiet werden zahlreichen Patientinnen und Patienten zugutekommen. Zwar ist die Zahl der Betroffenen der rd. 7.000 bekannten seltenen Krankheiten gering, jedoch sind weltweit insgesamt etwa 400 Millionen Menschen davon betroffen. Dabei geht es zum einen um die Entwicklung neuer molekularer und genetischer Therapien für eine Reihe seltener Krankheiten. Zum anderen werden rechtliche, ethische und gesellschaftliche Aspekte beleuchtet, die diese neuen Therapiemethoden aufwerfen.