Prof. Dr. Ibrahim Abubakar

Forschungsschwerpunkte: Public Health, Infektionsepidemiologie, Tuberkulose, Covid-19, Ungleichheit im Zugang zu Gesundheitsversorgung
Ibrahim Abubakar ist ein britisch-nigerianischer Arzt mit Ausrichtung auf öffentliche Gesundheit (Public Health), Infektionskrankheiten und Gesundheitswesen. Er arbeitet an Projekten zur Verbesserung der öffentlichen Gesundheit sowohl in Großbritannien als auch in Afrika und hier vor allem in Nigeria. Die Empfehlung der von ihm geleiteten „Lancet Nigeria Commission“ für eine Krankenversicherung für die 83 Millionen ärmsten Bürgerinnen und Bürger des Landes wurde in ein Gesetz umgesetzt und führt im bevölkerungsreichsten Land Afrikas zu einer Transformation des Gesundheitssystems.
Ibrahim Abubakar arbeitete zunächst als praktischer Internist. Dabei beobachtete er die Folgen schwer verlaufender Infektionskrankheiten wie HIV sowie Todesfälle bei therapierbaren Infektionskrankheiten wie Meningitis bei Patientinnen und Patienten, die aufgrund ihrer Armut keinen Zugang zur Gesundheitsversorgung hatten. Diese Erfahrung bewogen ihn, sich der öffentlichen Gesundheit zuzuwenden, um den ungleichen Zugang zur Gesundheitsversorgung zu beseitigen.
Zu Ibrahim Abubakars Leistungen gehört aktuell die Arbeit in der „Lancet Nigeria Commission“. Dieses Engagement führte unmittelbar dazu, dass Nigeria ein neues Gesetz verabschiedete, das eine neue Grundkrankenversicherung und einen Fonds für 83 Millionen schutzbedürftige Personen begründet hat. Alle Arbeitgeberinnen und -geber sind nun verpflichtet, eine Krankenversicherung anzubieten. Als Leiter eines internationalen multidisziplinären Teams führte er im März 2022 zudem eine umfassende Analyse des nigerianischen Gesundheitssystems durch, die durch Daten zur globalen Krankheitslast (Global Burden of Disease, GBD) gestützt wurde. Diese Studie identifizierte kritische Lücken im Gesundheitssystem und gab Empfehlungen zu Finanzierung, Gesundheitspersonal, Datensystemen, Gesundheitssicherheit, Forschung und Innovation sowie Empfehlungen zum Zugang zur Gesundheitsversorgung für die gesamte Bevölkerung. Auf jede dieser Empfehlungen folgten ein systematisches politisches Engagement und entsprechende Maßnahmen.
Im Jahr 2020 wurde Ibrahim Abubakar zum wissenschaftlichen und technischen Berater der nigerianischen Presidential Taskforce COVID-19 ernannt. In dieser Funktion organisierte und leitete er ein Expertenteam, das auf die täglichen Anfragen nach evidenzbasierten Strategiepapieren zur Unterstützung nationaler Entscheidungen reagierte. Zudem unterstützte er die Entwicklung und Implementierung von Strategien zu Umfang und Zeitpunkt nationaler COVID-19-Maßnahmen. Unter seiner Mitwirkung wurden über 40 Strategiepapiere erarbeitet, die die Grundlage für die Maßnahmen gegen COVID-19 in Nigeria schufen. In Großbritannien wiederum war er während der COVID-19-Pandemie wissenschaftlicher Berater des Sonderausschusses für Wissenschaft und Technologie des House of Lords und arbeitete am „Science of COVID-19“- Review mit. Er leitet außerdem eine internationale, durch die Europäische Union geförderte Studie zu COVID-19-Varianten, an der Kohorten aus Europa, Südamerika, Afrika und Asien teilnehmen.
Ibrahim Abubakar war desweiteren maßgeblich an der Entwicklung einer Gesundheitsinitiative für Tuberkulose (TB) beteiligt. Als Leiter der Tuberkuloseeinheit bei Public Health England entwickelte er 2015 ein Forschungsprogramm zur Verbesserung der Vorsorgeuntersuchungen für Tuberkulose. In Anerkennung seiner auch politisch wirksamen Forschung wurde er zum Vorsitzenden der wichtigsten strategischen und technischen Beratungsgruppe der WHO für Tuberkulose ernannt. Deren Arbeit hat zu einer besseren Diagnose von Antibiotikaresistenzen und zu einem verbesserten Zugang zu Behandlungen beigetragen – was zwischen 2015 und 2018 weltweit jährlich zu einem Rückgang von TB-Neuerkrankungen von zwei Prozent führte.
Gestützt auf seine Arbeit zur Tuberkulose leitete Ibrahim Abubakar die multidisziplinäre Lancet-Kommission für Migration und Gesundheit, die nachfolgende globale, regionale und nationale politische Diskussionen beeinflusste. Er war Mitherausgeber des preisgekrönten Lehrbuchs zur Flüchtlingsgesundheit „Handbook of Refugee Health“, das für Ersthelferinnen und -helfer in humanitären Situationen weltweit kostenlos verfügbar ist.