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Zwei Auszeichnungen für Lorraine J. Daston

Zwei Auszeichnungen für Lorraine J. Daston

Prof. Dr. Lorraine J. Daston

Doppelte Ehre für Lorraine Jenifer Daston ML: Die Gerda-Henkel-Stiftung würdigt die Wissenschaftshistorikerin mit dem Gerda-Henkel-Preis 2020. Zudem zählte Daston Anfang Juni zu den Preisträgerinnen und Preisträgern des Heineken-Preises der Königlich Niederländischen Akademie der Wissenschaften (KNAW). Die gebürtige US-Amerikanerin wurde 2002 in die Sektion 23 „Wissenschafts- und Medizingeschichte” der Leopoldina gewählt.

„In einer Zeit, in der Wert und Glaubwürdigkeit wissenschaftlicher Erkenntnis auf ganz unerwartete Weise relativiert oder auch grundsätzlich in Frage gestellt werden, kommt den wissenschaftshistorischen Forschungen der Preisträgerin höchste Bedeutung und Aktualität zu”, so die Jury des Gerda-Henkel-Preises bei der Verkündung der diesjährigen Preisträgerin Mitte Juni. Aufgrund der Coronavirus-Pandemie wird die ehemalige Direktorin am Berliner Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte die Auszeichnung der Gerda-Henkel-Stiftung erst im Frühjahr 2021 entgegennehmen.

Der international ausgeschriebene Gerda-Henkel-Preis ist mit 100.000 Euro dotiert und wird alle zwei Jahre verliehen. Die Gerda-Henkel-Stiftung wurde im Juni 1976 von Lisa Maskell zum Gedenken an ihre Mutter Gerda Henkel errichtet. Maskell war eine Enkelin von Fritz Henkel, auf den das Düsseldorfer Konsumgüterunternehmen Henkel AG & Co. KGaA zurückgeht. Der Schwerpunkt der Förderung durch die Stiftung liegt auf den historischen Geisteswissenschaften. Der Preis-Jury gehören die Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirats der Stiftung sowie stiftungsunabhängige Persönlichkeiten an.

Bereits Anfang Juni wurde Daston eine weitere Ehrung zuteil: Sie wurde mit dem von der Königlich Niederländischen Akademie der Wissenschaften (Koninklijke Nederlandse Akademie van Wetenschappen, KNAW) vergebenen Heineken-Preis ausgezeichnet. Daston erhält den „Dr. A.H. Heineken Prize for Historical Sciences” für die Erforschung der Entwicklung des Konzepts der Objektivität sowie für den von ihr bewirkten Wandel ihrer Fachdisziplin, der Wissenschaftsgeschichte. Die Heineken-Preise zählen in den Niederlanden zu den höchsten Auszeichnungen in Kunst und Wissenschaft. Sie werden alle zwei Jahre an fünf Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verliehen und sind jeweils mit 200.000 US-Dollar dotiert. In diesem Jahr werden sie am 1. Oktober überreicht.

Die Schwerpunkte von Dastons Arbeit liegen auf der europäischen Geistes‐ und Wissenschaftsgeschichte der frühen Neuzeit. Sie widmet sich zum Beispiel der Geschichte der Beweisführung, der moralischen Autorität der Natur, der Gemeinsamkeiten der Sprachen von Kunst und Wissenschaft sowie der Geschichte der wissenschaftlichen Beobachtung. Im Detail beschäftigt sich Daston mit der Geschichte der Wahrscheinlichkeit, „Wundern“ in der frühmodernen Wissenschaft sowie der Entstehung von wissenschaftlichen Tatsachen.

Lorraine J. Daston studierte an der Harvard University (USA), wo sie auch, nach einer Station an der University of Cambridge (Vereinigtes Königreich), im Fach Wissenschaftsgeschichte promoviert wurde. Nach Lehrtätigkeiten an den Universitäten Harvard, Princeton, Brandeis (alle USA), Göttingen und Chicago (USA) wirkte sie von 1995 bis 2019 als Direktorin am Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte in Berlin. Seit 2005 gehört sie dem Committee on Social Thought der University of Chicago als Mitglied an. Lorraine Daston ist zudem Permanent Fellow des Wissenschaftskollegs zu Berlin.

Foto: Sascha Zahlauer