Profile exzellenter Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bei AcademiaNet.
Suchen Sie unter den Mitgliedern der Leopoldina nach Expertinnen und Experten zu Fachgebieten oder Forschungsthemen.
Wahljahr: | 2016 |
Sektion: | Physiologie und Pharmakologie/Toxikologie |
Stadt: | Bonn |
Land: | Deutschland |
Forschungsschwerpunkte: Signalwege bei der Fettspeicherung, NO/cGMP Signalkaskade und G Protein-gekoppelte Rezeptoren, microRNA, Adipositas-Therapie
Alexander Pfeifer ist ein deutscher Arzt für Pharmakologie und Toxikologie, der metabolische Erkrankungen, wie Adipositas und Diabetes, sowie neurodegenerative Prozesse erforscht. Sein Fokus liegt auf den verschiedenen Formen des Fettgewebes und der Frage, welche Signalwege an der Fettspeicherung beteiligt sind. Sein Ziel ist es, aus einem vertieften physiologischen Verständnis heraus Ansatzpunkte für neue Therapien abzuleiten.
Das Fettgewebe wirkt auf den ersten Blick homogen, ist aber hoch komplex. Anatomisch, histologisch und funktionell lässt es sich in zwei Kategorien unterteilen: weißes und braunes Fettgewebe (WAT bzw. BAT). WAT fungiert als Hauptreservoir für bioverfügbare Triacylglycerinmoleküle im Körper, während BAT Energie zur Aufrechterhaltung der Körpertemperatur abgibt und vor Kälte schützt. Charakteristisch für braunes Fettgewebe sind zahlreiche Mitochondrien, die ihm die braune Farbe verleihen. Im Gegensatz zu den bekannten Mitochondrien produzieren sie jedoch kein Adenosintriphosphat (ATP), sondern wandeln Zucker und Fett hauptsächlich in Wärme um. Ein zusätzliches Protein auf ihrer Zelloberfläche, das Uncoupling Protein 1 (UCP1), entkoppelt dabei die Atmungskette von der Energieproduktion.
Alexander Pfeifer hat verschiedene Ansatzpunkte gefunden, um die Fettspeicherung zu beeinflussen. Gemeinsam mit anderen Forschenden untersuchte er die Enzyme, die an der Lipolyse, der Fettspaltung, beteiligt sind. Das Team fand heraus, dass diese Lipolyse durch zyklisches Adenosinmonophosphat (cAMP) reguliert wird, das an das Protein EPAC1 bindet. Durch EPAC1 entstehen verstärkt braune Fettzellen im weißen Fett, die als beige oder „brite“ (braun-weiß) Zellen bezeichnet werden und eine Option für einen pharmakologischen Eingriff in Fettspeicherung und
-verbrennung eröffnen. Eine Behandlung mit dem Purinnukleosid Inosin führt im Tierversuch ebenfalls zu Thermogenese und Umwandlung von weißen in braune Fettzellen.
Als weitere Möglichkeit für einen pharmakologischen Ansatz hat Alexander Pfeifer microRNAs (miRNAs) identifiziert. Diese kleinen, nicht codierenden RNA-Moleküle, bestehend aus etwa 20 bis 22 Nukleotiden, üben eine regulatorische Funktion bei der Differenzierung und Aktivierung von braunem Fett und der „Bräunung“ von weißem Fett aus.
Der Verlust von BAT während Adipositas und Alterung legt den Grundstein für erhebliche Gesundheitsprobleme, wie Insulinresistenz, Typ-2-Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Ein vertieftes Verständnis der Stoffwechselwege des unterschiedlichen Fettgewebes ist daher nicht nur von wissenschaftlichem Interesse, sondern auch klinisch-medizinisch und sozioökonomisch bedeutend.
Emil-Abderhalden-Str. 35
06108 Halle (Saale)
Tel. | 0345 - 47 239 - 120 |
Fax | 0345 - 47 239 - 149 |
archiv (at)leopoldina.org |