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Wahljahr: | 2012 |
Sektion: | Mikrobiologie und Immunologie |
Stadt: | Vancouver |
Land: | Kanada |
Forschungsschwerpunkte: Bindung von E. coli an seine Wirtszellen, Intrazelluläres Verhalten von Salmonella, Wechselspiel von angeborener Immunantwort und bakteriellen Interaktionen, Rolle des menschlichen Mikrobioms
Brett B. Finlay ist ein kanadischer Biochemiker und Mikrobiologe. 1997 konnte er nachweisen, dass Escherichia coli 0157:H7, der wichtigste Serotyp enterohämorrhagischer E.coli -Bakterien (EHEC) im Hinblick auf die öffentliche Gesundheit, seinen Wirtszellen einen eigenen Rezeptor injiziert, um daran anschließend mit passenden Proteinen seiner Zellmembran anzudocken. Damit ebnet das Bakterium sich selber den Weg in seine Wirtszellen im menschlichen Magen oder Verdauungstrakt.
Mit der intensiven Beschäftigung mit den Interaktionen zwischen pathogenen Bakterien und ihren Wirtszellen wurde Finlay zu einem Wegbereiter der „Zellulären Mikobiologie“, einem neuen Forschungszweig, der zellbiologische Methoden nutzt, um die Pathogenität von Mikroorganismen besser zu verstehen und zugleich mehr über die Funktionsweise ihrer Wirtszellen in Erfahrung zu bringen.
Finlay sucht stets nach Möglichkeiten, Erkenntnisse aus der Grundlagenforschung praktisch anzuwenden. Dass bei EHEC-Infektionen Handlungsbedarf besteht, hatte im Jahre 2000 eine Tragödie gezeigt, bei der in Walkerton (Ontario) aufgrund von mit E.coli 0157:H7 verseuchtem Trinkwasser sechs Menschen ums Leben kamen und Tausende erkrankten. Finlay kam auf den innovativen Gedanken, zur Vorbeugung von EHEC-Infektionen nicht bei Menschen, sondern bei den Tieren anzusetzen, die solche Krankheitserreger übertragen. Zusammen mit dem kanadischen Impfstoffexperten Andy Potter von der University of Saskatchewan entwickelte er den ersten Impfstoff gegen E.coli 0157:H7 bei Rindern.
Finlay hat immer wieder versucht, über die Grenzen seines eigenen Fachs hinauszuschauen. Dafür bemüht er sich, Kräfte aus der Wissenschaft, Industrie und Regierung an einem Tisch zu versammeln. Als Reaktion auf die weltweite SARS-Epidemie, bei der 251 Kanadier erkrankten und 41 starben, organisierte Finlay 2003/04 die „SARS Accelerated Vaccine Initiative“ mit dem einzigen Ziel, in möglichst kurzer Zeit einen Impfstoff gegen das auslösende Virus (SARS-CoV) zu entwickeln. Innerhalb eines halben Jahres konnten drei Prototypen geschaffen werden; nach einem Jahr hatte sich einer davon in Tiermodellen als wirksam erwiesen. Die Initiative hat Modellcharakter für den Umgang mit neu auftretenden Infektionskrankheiten und fand weltweit Anerkennung.
Später gab Finlay den Anstoß zur Gründung der „Canadian Coalition for Safe Food and Water“, einer Initiative zur Verbesserung der Lebensmittel- und Trinkwassersicherheit, die sich auch mit Fragen der Antibiotikaresistenz oder des Bioterrorismus befasst. Durch sein vielfältiges Engagement wurde der Forscher zu einer Leitfigur im kanadischen Gesund¬heitswesen – was sich auch in der Wahl zum Officer des „Order of Canada“ und der Aufnahme in den „Order of British Columbia“ niederschlägt.
Als Erfinder ist Finlay an diversen Patenten seiner Universität beteiligt. In seiner Rolle als Mitbegründer oder wissenschaftlicher Ratgeber mehrerer Pharmafirmen arbeitet er an der Entwicklung neuer Medikamente. Zuletzt wechselte der Forscher noch einmal die Perspektive – weg von pathogenen Bakterien wie Escherichia coli oder Salmonella und hin zu den Billionen von Bakterien, aus denen sich das menschliche „Mikrobiom“ zusammensetzt. Die Entdeckung von vier Typen von Darmbakterien, die vor kindlichem Asthma bewahren, bestärkte Brett Finlay in seiner Überzeugung, dass im menschlichen Mikrobiom ein entscheidender Schlüssel zur Gesunderhaltung liegt.
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