Leopoldina Home Menü

Leopoldina Home

Mitglieder

Mitgliederverzeichnis | Expertensuche

Suchen Sie unter den Mitgliedern der Leopoldina nach Expertinnen und Experten zu Fachgebieten oder Forschungsthemen.

Neue Suche

Carl Gustav Carus

XIII. Präsident (1862-1869)

Wahljahr: 1818
Stadt: Dresden
Land: Deutschland
CV Carl Gustav Carus - Deutsch (PDF)
CV Carl Gustav Carus - Englisch (PDF)

Forschung

Carl Gustav Carus war ein deutscher Mediziner, Maler, Naturphilosoph und Psychologe. Er gilt als einer der vielseitigsten Universalgelehrten des 19. Jahrhunderts und war zwischen 1862 und 1869 der XIII. Präsident der Leopoldina.

Zur Person

Carl Gustav Carus kam am 3. Januar 1789 in Leipzig als Sohn des Färbers Gottlob Ehrenfried Carus und seiner Frau Christiana Elisabeth zur Welt. Er wuchs in Mühlhausen und Leipzig auf und besuchte zwischen 1801 und 1804 die Leipziger Thomasschule als externer Schüler. 1811 heiratete er seine Tante Caroline Carus. Das Paar bekam elf Kinder, darunter den Mediziner Albert Gustav Carus.

1865/66 veröffentlicht Carus seine zweibändigen „Lebenserinnerungen und Denkwürdigkeiten“. Darin schildert er sein Leben in der Epoche der Klassik und Romantik. In seinem Testament schrieb er: „Ein langes und reiches Leben war mir gegönnt, und ich scheide davon als von keinem verfehlten Kunstwerk, vielmehr mit innigem Dank gegen Gott und mit aufrichtiger Liebe zu den Menschen.“

Carl Gustav Carus starb am 28. Juli 1869 in Dresden. Sein Grab befindet sich auf dem Trinitatisfriedhof in Dresden.

1954 wurde die Medizinische Akademie in Dresden nach ihm benannt, aus der später das Universitätsklinikum „Carl Gustav Carus“ hervorging. Seit 1993 trägt das Dresdner Carusufer seinen Namen. 2017 wurde in Schweinfurt ein neuer Wissenschaftspark nach ihm benannt.

Die Leopoldina vergibt seit 1896 an jüngere Forscherinnen und Forscher die Carus-Medaille für bedeutende wissenschaftliche Entdeckungen oder Forschungsleistungen auf einem in der Leopoldina vertretenen Gebiet. Seit 1961 ist diese Ehrung mit dem Carus-Preis der Stadt Schweinfurt verbunden, der mit 5.000 Euro dotiert ist.

Werdegang

Carl Gustav Carus galt schon in jungen Jahren als vielseitig begabt. Als 15-Jähriger begann er 1804 ein Studium der Fächer Physik, Botanik und Chemie an der Universität Leipzig. 1806 wählte er die Medizin hinzu, außerdem nahm er Unterricht an der Zeichenakademie.

1809 war er im Jacobs-Hospital in Leipzig tätig. 1811 folgten die Promotion zum Dr. phil., zum Dr. med. sowie die Habilitation. Im Anschluss lehrte er an der Universität Leipzig. Dort erwarb er sich mit seinen Arbeiten in vergleichender Anatomie schnell ein hohes Ansehen. Als Erster Wissenschaftler in Deutsch-land behandelte er dieses Gebiet als selbständiges Fach.

Während der Völkerschlacht in Leipzig wurde Carus 1813 die Leitung eines provisorischen Lazaretts übertragen. Bei einer Typhus-Epidemie infizierte er sich mit der Erkrankung und kam nur knapp mit dem Leben davon. Zu jener Zeit hatte er mit dem Werk „Die Frühlingslandschaft im Leipziger Rosental“ au-ßerdem sein erstes bedeutendes Bild gemalt. Nach seiner vollständigen Genesung von der Typhus-Erkrankung übernahm er 1814 die Königliche Hebammenschule in Dresden. Außerdem wurde er Profes-sor für Frauenheilkunde an der Chirurgisch-medizinischen Akademie und Direktor der Entbindungsan-stalt. 1820 erschien sein „Lehrbuch der Gynäkologie“, das auf seinem Gebiet zu den wichtigsten Lehrbü-chern jener Zeit wurde.

1827 wurde er einer von drei Leibärzten des neuen Königs Anton von Sachsen und erhielt den Titel eines Hof- und Medizinalrats. Er gab seine Professur und die Leitung der Entbindungsanstalt auf. Die dadurch frei werdende Zeit nutzte er für die Erstellung zahlreicher Bücher und Abhandlungen zu medizinischen, naturphilosophischen, naturwissenschaftlichen und künstlerischen Themen, darunter die Werke „Über den Blutkreislauf der Insekten“ (1827), „Neun Briefe über Landschaftsmalerei“ (1831), „Ein System der Physiologie“ (1838) sowie „Zwölf Briefe über das Erdleben“ (1841).

Insgesamt legte er als Naturforscher mehr als 200 Schriften und wissenschaftliche Abhandlungen vor. Aufgrund seines vielfältigen Talents kam er mit vielen bedeutenden Persönlichkeiten in Kontakt, darun-ter mit Alexander von Humboldt, Ludwig Tieck und Caspar David Friedrich.

Besonders wichtig für seine persönliche Entwicklung war die Begegnung mit Johann Wolfgang von Goe-the. Beide standen seit 1818 im Briefkontakt. Zu Beginn der Verbindung hatte Carus sein „Lehrbuch der Zootomie“ mit einer persönlichen Widmung nach Weimar geschickt. 1821 besuchte er den Dichter dort und blieb mit ihm bis zu dessen Tod im Jahr 1832 in Verbindung. Goethe war nicht nur an Carus’ natur-wissenschaftlichen Arbeiten, sondern auch an seinem malerischen Werk interessiert. Dies insbesondere, nachdem Carus ihm im Jahr 1820 zwei seiner Ölgemälde („Gasthaus auf dem Brocken“ sowie „Dunkler Tannenwald“) hatte zukommen lassen. Beide Bilder sind bis heute im Weimarer Goethe-Haus vorhan-den.

Als Leibarzt begleitete Carus den sächsischen König Anton 1827 nach Italien und in die Schweiz. Es folg-ten Reisen 1835 nach Frankreich sowie 1844 nach England und Schottland. 1853 trat er als Erster Leib-arzt in den Dienst des sächsischen Königs Friedrich August II. Im gleichen Jahr prägte er auch den Begriff „Un-Bewusstsein“. Mit seinen Arbeiten auf diesem Gebiet gilt er als Vordenker und philosophischer Wegbereiter der Tiefenpsychologie.

Präsidentschaft an der Leopoldina

Carl Gustav Carus wurde im Dezember 1862 zum XIII. Präsidenten der Leopoldina gewählt, deren Mitglied er seit 1818 war. Da laut Statuten der Wohnort des jeweiligen Präsidenten zugleich Hauptsitz der Akademie war, zog diese mit ihrem neuen Präsidenten von Jena nach Dresden um.

Die zunehmend größer werdende Bibliothek befand sich zu jener Zeit noch in Bonn. Nach mehrmaligen Umzügen innerhalb der Stadt Bonn wurde in mehreren Städten, darunter in Berlin und Leipzig, nach einer räumlichen Alternative für den Bestand gesucht. Schließlich wurde die Bibliothek während der Amtszeit von Carl Gustav Carus nach Dresden überführt. Der Umzug mit rund 7.500 Bänden fand im April 1864 statt.

Am 2. November 1864 feierte Carus den 50. Jahrestag seines Dienstantritts in Dresden. Aus diesem Anlass gründeten Mitglieder, Freunde und Verehrer der Akademie eine Stiftung mit einem Startkapital von 2.000 Talern. Nach Carus’ eigenem Willen sollte sie „junge Männer unterstützen, die in meinem Geiste fortfahren würden, sich den wissenschaftlichen Forschungen zu widmen“. Ein Großteil des Stiftungskapitals ging nach dem Tod von Carus im Jahr 1869 verloren. Grund waren Streitigkeiten um die Präsidentschaft, in deren Folge ein Teil der Akademiekasse von einem Sekretär unterschlagen wurde. Erst 1896 hatten sich die Finanzen soweit erholt, dass fortan der „Carus-Preis“ verliehen werden konnte.

Auszeichnungen und Mitgliedschaften

Für seine wissenschaftlichen Leistungen wurde Carl Gustav Carus zahlreich geehrt, unter anderem mit dem Großkreuz des Sächsischen Albrechtsordens. Er war Mitglied mehrere Akademien der Wissenschaften sowie der Künste im In- und Ausland, darunter seit 1818 der Akademie der Naturforscher Leopoldina.

KONTAKT

Leopoldina

Archiv


Emil-Abderhalden-Str. 35
06108 Halle (Saale)

Tel. 0345 - 47 239 - 120
Fax 0345 - 47 239 - 149
E-Mail archiv (at)leopoldina.org

Academia Net

Profile exzellenter Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bei AcademiaNet.