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Prof. Dr.

Carleton Gajdusek

Nobelpreis für Physiologie oder Medizin 1976

Wahljahr: 1984
Sektion: Neurowissenschaften
Land: USA

Forschung

Daniel Carleton Gajdusek war ein US-amerikanischer Virologe. Für die Entdeckung neuer Mechanismen bei der Entstehung und Verbreitung von Infektionskrankheiten wurde er 1976 gemeinsam mit dem Amerikaner Baruch Samuel Blumberg mit dem Nobelpreis für Physiologie oder Medizin ausgezeichnet.

Werdegang

Nach dem Abschluss der High School studierte Gajdusek ab 1941 zunächst am Ozeanographischen Institut in Woods Hole, Massachusetts das Fach Meeresembryologie. Im Anschluss wechselte er an die University of Rochester, wo er bis 1943 Physik, Biologie, Chemie und Mathematik studierte. 1946 erwarb er an der Medical School der Harvard University den Doktorgrad im Fach Medizin. Im Anschluss forschte er als Postdoctoral Student an der Columbia University in New York, am California Institute of Technology (CalTech) in Pasadena und an der Harvard University in Cambridge, Massachusetts.

1951 wurde Gajdusek zur US Army eingezogen. Während dieser Zeit forsche er als Virologe an der Walter Reed Army Medical Service Graduate School. Nach seinem Militärdienst ging er 1954 nach Australien, wo er am Walter and Eliza Hall Institute of Medical Research in Melbourne seine Forschungsarbeiten begann, die im später den Nobelpreis einbringen sollten. Gajdusek unternahm Expeditionen und Forschungsreisen auf alle Kontinente, vor allem aber nach Neuguinea, wo er das Leben und vor allem eine rätselhafte Erkrankung der dortigen Ureinwohner erforschte. Zudem war er in den Jahren 1952/53 am Pasteur Institute of Iran in Teheran tätig. 1958 wurde er Professor an den National Institutes of Health (NIH) mit Sitz in Bethesda, Maryland. Dort war er bis 1997 tätig.
Gajdusek wurde 1984 Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina.

Nobelpreis

Seit 1955 unterhielten die Vereinigten Staaten eine medizinische Beobachtungsstation in Neuguinea. Gajdusek untersuchte dort eine Gehirnkrankheit mit dem Namen Kuru, die schon deshalb untypisch war, weil sie nur bei den Angehörigen des Fore-Stammes auftrat. Dabei zerfällt das Gehirn der Betroffenen innerhalb weniger Monate. Der Name der Krankheit weist auch auf eines der Leitsymptome hin: Das Wort Kuru bedeutet in der Landessprache Zittern. Ein Symptom, das neben Gleichgewichts- und Koordinationsstörungen als Erstes auftrat. Später folgt dann eine Geistesschwäche.

Die Krankheit wurde 1957 offiziell gemeldet. Zu dieser Zeit war Gajdusek gerade in Melbourne. Als er davon hörte, beschloss er nach Neuguinea zu reisen und das Leben des Fore-Stammes zu studieren. Im Jahr 1964 konnte er nachweisen, dass die rätselhafte Erkrankung nicht etwa eine Erbkrankheit ist, wie bis dahin angenommen worden war, sondern eine Virusinfektion. Gajdusek hatte zuvor die Gehirne verstorbener Ureinwohner untersucht und in ihnen schwammartige Löcher entdeckt. Er vermutete, dass die Viren bei kannibalischen Riten der Angehörigen des Stammes übertragen wurden. Er bewies, dass die Kuru-Krankheit übertragbar ist. Das besondere an seiner Entdeckung: Die Erreger führten nicht nach wenigen Tagen zur Infektion, wie etwa bei Grippe oder Hepatitis, sondern erst nach Jahren, so wie später auch beim HI-Virus. Gajdusek hatte damit gezeigt, dass eine neue Klasse von Viren, die man vorher nur bei Tieren kannte, auch beim Menschen Krankheiten erzeugen kann. Ihre Besonderheit ist dabei die Langsamkeit der Übertragung, also die Tatsache, dass die Viren zunächst jahrelang im Körper des Infizierten „schlummern“, und ihr Opfer erst viel später krank machen.

Für diese Entdeckung wurde Daniel Carlton Gajdusek im Jahr 1976 mit dem Nobelpreis für Physiologie oder Medizin ausgezeichnet.

Zur Person

Daniel Carleton Gajdusek wurde am 9. September 1923 als Sohn des aus Ungarn eingewanderten Fleischers Karol Gajdusek und seiner Frau Ottilia Dobroczki Gajdusek in Yonkers, New York geboren. Sein Bruder Robert, der später als Autor und Literaturprofessor in Erscheinung treten sollte, kam 1925 zur Welt.

Daniel Carleton Gajdusek galt als exzentrisch. Von seinen Forschungsreisen zu auf Südseeinseln lebenden Urvölkern brachte Gajdusek im Lauf der Jahre mit Einverständnis der Eltern insgesamt 56 Kinder mit in die USA. Diese lebten gemeinsam mit ihm in seinem Elternhaus in Yonkers und genossen eine gute Ausbildung. Viele von ihnen brachten es später zu beruflichem Erfolg, unter ihnen waren Ärzte, Professoren und hohe Staatsbeamte.

Tagebuchaufzeichnungen Gajduseks aus Neuguinea, die das FBI auswertete, weckten den Verdacht der Pädophilie. Obwohl die meisten seiner Ziehkinder erklärten, nicht missbraucht worden zu sein, kam es zur Anklage. Namhafte Wissenschaftler, unter ihnen der Mit-Entdecker des HI-Virus Robert Gallo und der Harvard-Psychologe Howard Gardner, nannten die Ermittlungen gegen Gajdusek eine „Hexenjagd“ und sammelten Geld für einen Verteidiger und die Kaution. 1997 gestand Gajdusek in einem Gerichtsverfahren jedoch sexuelle Kontakte zu einem von ihm adoptierten Jungen ein. Die öffentliche Unterstützung seiner Berufskollegen verstummte, Gajdusek wurde pensioniert. Dem Geständnis war allerdings ein „Deal“ vorausgegangen, wonach Gajdusek im Fall eines Geständnisses mit einer verhältnismäßig geringen Haftstrafe zu rechnen hatte. Andernfalls wäre ein jahrelanger Prozess auf den damals bereits 74-Jährigen zugekommen. Gajdusek bekannte sich vor Gericht schuldig und wurde verurteilt.

Nach seiner Haftentlassung 1998 siedelte er nach Europa über und lebte zumeist in Amsterdam, die Winter verbrachte er am Polarkreis in Norwegen. Als Grund gab er an, dass er sich in der dort herrschenden Dunkelheit besser auf seine Arbeit konzentrieren könne. Daniel Carleton Gajdusek starb am 12. Dezember 2008 in Tromsö, Norwegen während eines Besuchs bei Wissenschaftler-Kollegen.

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