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Foto: Markus Bertschi | ETH Zürich
Wahljahr: | 2023 |
Sektion: | Physiologie und Pharmakologie/Toxikologie |
Stadt: | Zürich |
Land: | Schweiz |
Forschungsschwerpunkte: Entstehung und Funktion von Fettzellen, Adipositas, Diabetes, Stoffwechsel
Christian Wolfrum ist ein deutscher Chemiker, dessen Forschungsschwerpunkt auf der Physiologie der Ernährung liegt. Er untersucht die Entstehung und Funktion von Fettzellen von der molekularen bis zur physiologischen Ebene. Sein besonderer Fokus liegt auf den deregulierten Prozessen, die sich bei Übergewicht entwickeln und zu einem erhöhten Risiko für die Entwicklung metabolischer Erkrankungen beitragen.
Das Fettgewebe besteht aus verschiedenen Arten von Adipozyten, die jeweils unterschiedliche Funktionen haben: Weiße Adipozyten speichern hauptsächlich Energie in Form von Lipiden, während braune Adipozyten gespeicherte Energie verbrennen. Das Team um Christian Wolfrum konnte in einer grundlegenden Studie zeigen, dass sich die verschiedenen Adipozytensubtypen ineinander umwandeln können: Zellen, die Lipide speichern, können zu Zellen übergehen, die Energie in Form von Wärme abgeben. Diese wegweisende Erkenntnis unterstreicht die dynamische Natur von reifen, ausdifferenzierten Adipozyten. Sie eröffnet die Möglichkeit, weißes Fettgewebe gezielt in braunes Fettgewebe umzuwandeln, um den Energieverbrauch zu steigern und die systemische Stoffwechselkontrolle im Zusammenhang mit Fettleibigkeit und Typ-2-Diabetes zu verbessern.
Aufbauend auf diesem Forschungsdurchbruch, hat Christian Wolfrums Team die Umwandlung der verschiedenen Adipozyten genauer untersucht, um der metabolischen Homöostase auf die Spur zu kommen. In den letzten Jahren ging Wolfrum besonders der Frage einer Reprogrammierung von Gewebe nach. Seine Arbeitsgruppe hat gezeigt, wie Kälteexposition das Epigenom des Fettgewebes moduliert und die Funktionen von braunem Fett reguliert. Das Epigenom umfasst nachträgliche Modifikationen des Erbguts, die von Umweltfaktoren abhängen. Sie steuern, welche Gene abgelesen werden und Proteine exprimieren. Da das Epigenom im Gegensatz zum Genom durch Lebensstil sowie therapeutische Maßnahmen beeinflusst werden kann, sind diese Forschungsergebnisse für metabolische Erkrankungen äußerst relevant.
Das Team von Christian Wolfrum untersuchte weiter, wie die Bildung von Adipozyten gesteuert wird. Es konnte beleget werden, dass das als Stroma bezeichnete Bindegewebe, das das Fettgewebe stützt, dabei eine entscheidende Rolle spielt. Neue Subpopulationen der Adipozyten beeinflussen benachbarte Zellen durch parakrine Mechanismen, also auf direktem Weg. So können sie unter anderem auch einen verstärkten Abbau von Nahrungsmitteln oder körpereigenen Substanzen stimulieren.
Im Ergebnis hat das Labor von Christian Wolfrum einen bedeutenden Beitrag zum Verständnis der Plastizität und Heterogenität des Fettgewebes geleistet. Es konnten mehrere neue Mechanismen aufgedeckt werden, die die Bildung und Funktion des Fettgewebes regulieren und letztendlich die Stoffwechselkontrolle beeinflussen. Auf dieser Basis wird nach neuen Ansatzpunkten gesucht, um metabolischen Fehlentwicklungen entgegenzuwirken.
Darüber hinaus setzt sich Christian Wolfrum aktiv für die Förderung der nächsten Generation von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern ein und wirkt entscheidend bei der Etablierung neuer akademischer Programme wie „Gesundheitswissenschaften und Technologie“ und „Humanmedizin“ an der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich mit.
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