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Foto: Sebastian Neumann, CC-BY 4.0
Director Ephemeridum der Leopoldina
Wahljahr: | 2008 |
Sektion: | Organismische und Evolutionäre Biologie |
Stadt: | Plön |
Land: | Deutschland |
Forschungsschwerpunkte: Molekulare Evolution, Evolutionäre Anpassung, Populationsgenetik, Entstehung von Arten, Vergleichende Genomforschung, Anpassungsprozesse
Diethard Tautz ist Evolutionsbiologe und Populationsgenetiker. Seine Arbeitsschwerpunkte sind Artbildungs- und Anpassungsprozesse im Tierreich. Er erforscht, wie sich Tiere an veränderte Umweltbedingungen anpassen und wie sich die Anpassung in den Genen niederschlägt.
Zu Beginn seiner Laufbahn hat Tautz die Disziplin der „evolutionären Entwicklungsbiologie“ („Evo-Devo-Forschung“) prägend mitgestaltet, die eine Brücke schlägt zwischen der Entwicklungs- und Evolutionsbiologie. Zudem entwickelte er die Technologie, die heute für den genetischen Fingerabdruck verwendet wird.
Tiere passen sich über Generationen hinweg an immer wieder neue Umweltbedingungen an. Sie reagieren auf veränderte Lebensräume, Änderungen im Nahrungsvorkommen oder den Klimawandel. Diethard Tautz erforscht die molekularen Grundlagen dieser Anpassung. Sein liebstes „Studienobjekt“ ist dabei die Hausmaus, ein Meister der Anpassung, sie kommt in vielen Unterarten fast überall auf der Welt vor. An ihr identifiziert er Gene, die an den unterschiedlichsten Anpassungsprozessen beteiligt waren, und untersucht, wie sich diese Gene verändert haben. Seine Abteilung hat auch herausgefunden, dass im Laufe der Evolution Gene nicht nur kopiert und verändert wurden, sondern dass auch völlig neue Gene entstanden sind, besonders wenn es fundamentale Umbrüche von Lebens- und Umweltbedingungen gab.
Diethard Tautz verlässt für seine Forschungen gerne das Labor, begibt sich in die freie Wildbahn oder baut für Studien „annähernd natürliche“ Bedingungen nach. Im Bereich der Artenbildung untersuchte er mit seinem Team die Rolle der Partnerwahl für die Entstehung neuer Tierarten. Die Wissenschaftler haben Mäuse aus einer deutschen und einer französischen Population zusammengesetzt und herausgefunden, dass sich die erste Generation von deutsch-französischen Mischlingsmäusen bei der Partnerwahl an der „Nationalität“ des Vaters orientiert. Diese Prägung fördert die Auseinanderentwicklung und die Entstehung von Arten. In weiteren Forschungsprojekten geht es um genetische Grundlagen für die Unterschiede zwischen Arten.
In den 1980er Jahren hat Tautz die neue Disziplin der „evolutionären Entwicklungsbiologie“ („Evo-Devo-Forschung“) prägend mitgestaltet, die genetische Erkenntnisse der Entwicklungsbiologie in den Kontext der Evolution stellt. Zu Beginn seiner Forscherkarriere konnte er das Segmentierungsgen „hunchback“ klonieren und charakterisieren. Segmentierungsgene spielen bei der Entwicklung von Insekten eine Rolle, fallen sie aus, können ganze Körpersegmente fehlen. In seiner Doktorarbeit beschrieb Tautz die Sequenzklasse der „simplen Sequenzen“ und entwickelte später die Technologie, die heute die Grundlage für die Durchführung des genetischen Fingerabdrucks ist.
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