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Foto: Henry van der Weyde | The National Library of Norway

Fridtjof Nansen

Friedensnobelpreis 1922

Wahljahr: 1896
Sektion: Geographie
Land: Norwegen
CV Fridtjof Nansen - Deutsch (PDF)
CV Fridtjof Nansen - Englisch (PDF)

Forschung

Fridtjof Nansen war ein norwegischer Zoologe, Polarforscher und Diplomat. Die durch seine wissenschaftlichen Expeditionen gewonnene Popularität nutzte er auch, um Flüchtlingen zu helfen. Für sein humanitäres Wirken nach dem Ersten Weltkrieg wurde er 1922 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.

Werdegang

Fridtjof Nansen begann im Frühjahr 1881 ein Studium der Zoologie an der König-Frederik-Universität von Kristiania (heute Oslo). Im Jahr 1882 fuhr er erstmals in die Arktis. Auf einem Schiff norwegischer Robbenjäger gelangte er an die unbewohnte und unzugängliche Ostküste Grönlands. Obwohl er auf dieser Reise 24 Tage im Packeis festsaß, blieb seine Begeisterung für die Region ungebrochen. Er beschloss, auf weiteren Expeditionen ins Innere der Insel vorzudringen. Später schrieb er über seine erste Begegnung mit der Arktis: „Diese ganze unbekannte Welt zog meine junge Seele zu sich hin und lockte.“

Von 1882 bis 1886 arbeitet Nansen als Kurator am Naturhistorischen Museum in Bergen. Dort verfasste er auch seine Doktorarbeit über das Zentralnervensystem niederer Meerestiere. Ab 1897 befasste er sich mit der Ozeanografie, die damals als Forschungsdisziplin neu aufkam. Nansen unternahm außerdem Forschungsreisen in den Nordatlantik. Und er half bei der Entwicklung von Geräten zur Meeresforschung.

1897 wurde er an die König-Frederik-Universität in Kristiania zum Professor für Zoologie berufen. Dieser Lehrstuhl wurde 1908 in eine persönliche Professur für Ozeanografie umgewandelt. Darüber hinaus wählte man ihn zum Rektor dieser Alma mater, er trat das Amt jedoch nicht an.

Von August bis Oktober 1888 durchquerte Nansen mit fünf Begleitern auf Hundeschlitten Grönland von Ost nach West. Zwischen 1889 und 1896 unternahm er außerdem diverse Forschungsexpeditionen in die Arktis. Ab 1893 nutzte er dafür das eigens zu diesem Zweck konstruierte und gebaute Dreimast-Schiff Fram. Bereits zu jener Zeit war er über die Grenzen Norwegens hinaus berühmt.

1893 brach er zu einer Nordpolarexpedition auf. Am 8. April 1895 näherte er sich dabei dem geografischen Nordpol auf bis dato nicht erreichte Weise. Dennoch erreichte er ihn nicht. Nansen und seine Begleiter kehren erst drei Jahre später wieder zurück nach Norwegen und galten zeitweise als vermisst. Später folgten weitere Forschungsreisen, so im Jahr 1900 und zwischen 1910 und 1913 in den Nordatlantik sowie 1913 nach Sibirien. Viele nachfolgende Expeditionen in Arktis und Antarktis wurden von Nansen und seinen dort gewonnenen Erkenntnissen beeinflusst.

Nansen trat auch politisch in Erscheinung. So etwa beim Streben Norwegens nach politischer Unabhängigkeit. Im Jahr 1905 befürwortete er das Ende der seit 1814 bestehenden schwedisch-norwegischen Personalunion. Zudem half er bei der Inthronisation des damaligen Prinzen von Dänemark zum norwegischen König. Darüber hinaus war Nansen von 1906 bis 1908 als Diplomat in London tätig. Dort nahm er auch an den Verhandlungen zur völkerrechtlichen Anerkennung der Souveränität Norwegens teil. Nach dem Ersten Weltkrieg diente er als Hochkommissar für Flüchtlingsfragen. Dabei nutzte ihm auch seine bereits zuvor als Polarforscher gewonnene Popularität.

Nobelpreis

Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs engagierte sich Nansen im seinerzeit neu gegründeten Völkerbund. 1920 beauftragte ihn dieser mit der Rückführung von Kriegsgefangenen, von denen es zu jener Zeit noch Hunderttausende gab. Nansen führte persönliche Verhandlungen mit den Vertretern der jeweiligen Regierungen. So gelang es ihm, den meisten Soldaten eine Heimkehr zu ermöglichen.

Darüber hinaus suchte er ab 1921 in seinem Amt als Hochkommissar für Flüchtlingsfragen nach Lösungen für die vielen Flüchtlinge, die im Krieg ihre Heimat verloren hatten und die nun oft in der Fremde in materieller Not und ohne Rechte lebten. Nansens Verhandlungsposition war schwierig, weil sich viele Staaten weigerten, Flüchtlinge aufzunehmen. Auf seine Person geht die Einführung des sogenannten Nansen-Passes zurück, der in 52 Staaten anerkannt wurde und durch den viele staatenlose Flüchtlinge neue Perspektiven im Ausland erhielten.

Hilfe leistete Nansen auch in Russland. Das Land war seinerzeit von der Revolution und von Missernten gezeichnet. Nansen organisierte vorwiegend private Spenden, um Getreidelieferungen zu ermöglichen. Eigens dazu wurde im August 1921 in Moskau ein internationales Hilfskomitee eingesetzt.

Und schließlich machte sich Nansen einen Namen, als er 1922 ein weiteres humanitäres Problem lösen konnte: In diesem Fall ging es um die Folgen des Griechisch-Türkischen Kriegs. In dessen Ergebnis waren rund eine Million Griechen gezwungen, ihre Heimat in Kleinasien zu verlassen. Nansen verhandelte mit Unterstützung des Völkerbunds. So gelang es, einen Teil von ihnen in anderen Ländern anzusiedeln, andere erhielten Bleibeperspektiven im Mutterland. Im Gegenzug wurden Türken in der Türkei angesiedelt, die bis dahin in Griechenland gelebt hatten.

Für sein humanitäres Wirken nach dem Ersten Weltkrieg wurde Fridtjof Nansen 1922 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.

Auszeichnungen und Mitgliedschaften

Für seine wissenschaftliche Tätigkeit, aber auch für sein politisches Engagement erhielt Nansen zahlreiche weitere Auszeichnungen, darunter den königlich-norwegischen St.-Olavs-Orden, die Patron‘s Gold Medal (1891), Cullum Geographical Medal der American Geographical Society (1897), Vega-Medaille der schwedischen Gesellschaft für Anthropologie und Geografie (1889), Konstantin-Medaille der russischen geografischen Gesellschaft (1907), die Alexander-von-Humboldt-Medaille und das Großkreuz des österreichischen Franz-Joseph-Ordens.

Zahlreiche wissenschaftliche Vereinigungen und Gesellschaften machten ihn zum Mitglied, darunter die Norwegische Akademie der Wissenschaften, Königlich-Norwegische Gesellschaft der Wissenschaften, Royal Geographical Society sowie die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina (1896).

Zur Person

Fridtjof Nansen wurde am 10. Oktober 1861 als zweiter Sohn des Rechtsanwalts Baldur Nansen in Store Frøen in der Nähe von Oslo geboren. Sein bereits 1859 geborener Bruder, der ebenfalls auf den Namen Fridtjof getauft worden war, starb bereits im Säuglingsalter. Der jüngere Bruder Alexander wurde 1862 geboren. Nansen wuchs in ländlicher Umgebung auf und besuchte die Lateinschule in Kristiania. Er wurde religiös erzogen. Von frühester Jugend an war er begeisterter Sportler. Trotz eines schweren Sturzes, den er nahezu unverletzt überstand, blieb seine Leidenschaft für Skispringen und andere Wintersportarten ungebrochen. Im Eisschnelllauf stellte er außerdem mehrere Rekorde auf.

Nach dem plötzlichen Tod seiner Mutter im Jahr 1877 verkaufte der Vater das bisherige Elternhaus und zog mit den beiden Söhnen nach Kristiania. Dort bestand Nansen im Jahr 1880 die Abiturprüfung.

Am 6. September 1889 heiratete er die Sängerin Eva Sars, die Tochter des norwegischen Zoologen Michael Sars. Das Paar bekam fünf Kinder: Liv (1893), Kare (1897), Irmelin (1900), Odd (1901) und Asmund (1903). Odd Nansen rief 1936 die Nansenhilfe für Flüchtlinge und Staatenlose ins Leben. Nach dem Tod seiner ersten Frau Eva heiratete Nansen am 17. Januar 1919 Sigrun Munthe. Er starb am 13. Mai 1930 In Lysaker bei Oslo. Nach seinem Tod führte das 1921 gegründete Internationale Nansen-Amt für Flüchtlinge seine Arbeit weiter. Eine Einrichtung, die 1938 ebenfalls mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde.

Seit 1954 vergibt das vom Hohen Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen geleitete Nansen Refugee Award Committee die mit 100.000 US-Dollar dotierte Nansen-Medaille (später in Nansen-Flüchtlingspreis umbenannt). Damit werden Personen oder Organisationen geehrt, die sich in besonderer Weise um Flüchtlinge verdient gemacht haben.

Nansens Popularität ist weltweit ungebrochen. Sein Leben und seine Expeditionen sind in zahlreichen Buchveröffentlichungen dokumentiert. Das von ihm bis 1914 genutzte Holzschiff Fram ist mit den Aufbauten von 1902 im Frammuseum in Oslo ausgestellt.

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