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Wahljahr: | 2010 |
Sektion: | Mathematik |
Stadt: | Rio de Janeiro |
Land: | Brasilien |
Forschungsschwerpunkte: Stabilität dynamischer Systeme, Bifurkationen und fraktale Dimensionen, Differenzialgleichungen, chaotische Systeme, Morse-Smale Diffeomorphismen, Metastabilität, Attraktoren
Jacob Palis ist ein brasilianischer Mathematiker. Er hat entscheidende Beiträge zur Theorie der dynamischen Systeme geliefert, die uns täglich in Form von Märkten, Nervensystemen, Gesellschaften oder auch Ökosystemen begegnen. Palis gelang der für zahlreiche Wissenschaftszweige wichtige Nachweis, dass dynamische Systeme auch im Moment von Störungen stabil bleiben und ihr Verhalten beibehalten können.
Jacob Palis beschäftigte sich vor allem intensiv dynamischen Systemen, deren Stabilität eng mit den sogenannten Verzweigungen oder Bifurkationen der möglichen Veränderungen verknüpft ist. Verändert sich ein Parameter zu sehr, geht die Zahl der Verzweigungen und möglichen Zustände ins Unendliche. Das dynamische System wird „chaotisch“ und, so wurde lange Zeit angenommen, unvorhersehbar. Palis brachte mit einer ungewöhnlichen mathematischen Methode Ordnung ins Chaos. Er stellte die dynamischen Systeme auf geometrische Weise dar und konnte zeigen, dass chaotische Systeme trotz der Unvorhersehbarkeit einzelner Ereignisse insgesamt bestimmten geometrischen Regelmäßigkeiten und wiederkehrenden Formen wie Donuts oder geschwungenen Bändern folgen. Er zeigte, dass sie auch trotz kleinerer Störungen stabil bleiben und ihr „normales“ Verhalten beibehalten können – eine bahnbrechende Erkenntnis. Die Theorie dynamischer Systeme wird inzwischen nicht nur in der Kognitionswissenschaft, der Klimaforschung, den Wirtschaftswissenschaften und den Neurowissenschaften angewandt, sondern auch bei der Analyse von Modellen der präbiotischen Evolution. Seine Theorie der „Hyperbolischen Dynamik“ und der „Strukturellen Stabilität“ beschreibt nahezu alle dynamischen Systeme.
Weltweit setzte sich Jacob Palis in verschiedenen Einrichtungen für die Förderung mathematischer Talente ein – besonders in Schwellen- und Entwicklungsländern. Zu diesem Zweck entwickelte er den Ramanujan-Preis für junge Mathematiker aus Entwicklungsländern (DST-ICTP-IMU Ramanujan Prize) und engagierte sich mehrere Jahre als Präsident der Academy of Sciences for the Developing World (TWAS) (heute: World Academy of Sciences).
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