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Zweitmitgliedschaft in der Sektion Global Health
Wahljahr: | 2009 |
Sektion: | Psychologie und Kognitionswissenschaften |
Stadt: | Bochum |
Land: | Deutschland |
Forschungsschwerpunkte: Entstehung, Diagnostik und Behandlung psychischer Störungen, experimentelle Psychopathologie, Psychotherapieforschung, Prävention, Public Health
Jürgen Margraf ist ein deutscher Psychologe und Experte auf dem Feld der klinischen Psychologie und der Psychotherapie. Einer seiner Schwerpunkte ist die Entstehung, Diagnostik und Behandlung psychischer Störungen (vor allem Angst- und Essstörungen). Er ist ein Verfechter von kurzen und auf ihre Wirksamkeit hin evaluierten Behandlungsformen.
Zu seinen wichtigsten Verdiensten zählt die Entdeckung der Eigenständigkeit subjektiver, psychologischer und physiologischer Faktoren bei Panikstörungen. So wies er etwa nach, dass eine Panikattacke durch eine durch den Patienten wahrgenommene Beschleunigung des Pulsschlags ausgelöst werden kann, selbst wenn der Herzschlag in Wirklichkeit unverändert geblieben ist. Er hat zahlreiche psychotherapeutische Verfahren entwickelt und evaluiert.
Seine Analyse des Krankheitsverlaufes ist als das „Margrafsche Teufelskreismodell“, die Behandlung als „Marburger Therapiemodell“ bekannt geworden. Das Margrafsche Teufelskreismodell ist ein kognitiver Erklärungsansatz von Panikstörungen. Demnach kommt es durch körperliche Reaktionen (Schweiß, Atemnot, Herzrasen etc.) – ausgelöst durch Stress oder Sport – zu einer kognitiven Gefahreneinschätzung, also zu Angst. Die automatischen Reaktionen des Körpers sind die gleichen Symptome, die evolutionspsychologisch Flucht oder Angriff ermöglichen. Deshalb kommt es zu einer positiven Rückkopplung, da die Angst die Symptome auslöst und diese wiederum Angst erzeugen. Dadurch verstärkt sich die Angst bis zur Panikstörung.
Margraf entwickelte das Marburger Therapiemodell, eine 15-stündige Therapie zur Heilung von Angststörungen mit einer Dauer von zweieinhalb Monaten. Das Modell arbeitet mit Kognitionen (Vermittlung von Informationen über Angststörungen, Steuerung der Aufmerksamkeit am Beispiel des Herzschlages, Aufspüren von Fehlinterpretationen, Selbstinstruktionstraining, Hypothesen überprüfen, Entkatastrophisieren). Dadurch kann der Patient seine falschen Kognitionen überprüfen und ersetzen. Dazu kommt ein behavioristisches Konfrontationstraining zur Resistenz gegenüber den Stimuli.
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